Chris Offutt – Unbarmherziges Land (Buch)


Chris Offutt – Unbarmherziges Land (Buch)

Unbarmherziges Land
© Tropen

Schroffes Land, schroffe Menschen

In einem Waldstück auf dem Choctaw Ridge unterhalb einer Brandschneise findet der alte Mr. Tucker auf der Suche nach Ginsengwurzeln die Leiche 43-jährigen Witwe Veronica Johnson. Offenbar wurde sie den Hang hinuntergestoßen, doch die Todesursache lautet ersticken; vermutlich in Kombination mit einem Sexualdelikt. Der Bürgermeister will die Polizei der Stadt Rocksalt ermitteln lassen, doch Linda Hardin, seit vier Monaten neue High Sheriff im County Eldridge will sich den Fall nicht aus der Hand nehmen lassen. Murvil Knox, schwer im Kohlegeschäft tätig und einer der einflussreichsten Männer der Stadt, besteht darauf, dass FBI-Agent Wilson bei ihren Ermittlungen behilflich ist. Tatsächlich soll dieser nur an Knox berichten.

„Damit ich das richtig verstehe: Du hast also einen Zeugen, der Drogendealer ist und nicht aussagen kann, weil er Angst hat. Du weißt nicht, wo der Täter ist oder warum er die Tat begangen hat. Und ich habe einen Typen am Hals, der jede meiner Bewegungen an den Onkel des Tatverdächtigen berichtet.“

„Du hast es erfasst.“

Mick Hardin, Lindas Bruder, ist gerade auf Heimaturlaub, da dessen Frau Peggy hochschwanger ist. Da er inzwischen als Mordermittler beim CID arbeitet, der Strafverfolgungsbehörde der US Army, bittet Linda ihn um Hilfe, zumal die Einheimischen eher mit einem Mann denn mit einer Frau sprechen. Mick ist gerne bereit zu helfen, doch bis es zur Auflösung des Falles kommt, gibt es weitere unnatürliche Todesfälle.

Auf dem Land herrschen eigene Gesetze

Christ Offutt bietet mit „Unbarmherziges Land“ einen kurzweiligen Krimi, der eindeutig in die Sparte Country Noir einzuordnen ist. Rocksalt ist eine kleine Gemeinde, in der nicht einmal achttausend Menschen leben. Jeder kennt jeden, weiß über jeden Bescheid und bleibt doch gerne für sich. Familien haben meist viele Kinder, die oft ähnliche Vornamen haben und nicht selten früh sterben. Verwandtschaftliche Beziehungen untereinander sind eher die Regel denn die Ausnahme und so ist es kaum verwunderlich, dass der Tod an Veronica gerächt werden soll. Fremde oder Nachbarn begrüßt durchaus mit geladener Waffe; man weiß ja nie. Willkommen im Hillbilly-Land, wo die Menschen so schroff sind wie die Landschaft der Kentucky Hills.

„Die Hälfte der Kinder hat das Fleckfieber dahingerafft. Die andern sind weggezogen. Es gab eine einzige Straße hier raus, und die haben sie alle genommen. Nicht eins ist zurückgekommen.“
„So ein hübsches Fleckchen. Und dann so eine traurige Geschichte.“
„Gibt keine Ecke der Kentucky Hills, wo das anders wäre.“

Keine zwei Tage ist Veronica tot, da meldet das FBI schon die Verhaftung des Täters. Tanner Curtis, den die gleichnamige Familie vor Jahren adoptierte, ist in Eldrige County eine Ausnahmeerscheinung und heißt folglich nur „der Adoptierte“. Wo Blutsverwandtschaft zum zentralen Kulturgut gehört, sind Fremde ein Dorn im Auge oder anders gesagt perfekte Sündenböcke. Mick und Linda lassen sich jedoch nicht täuschen, ermitteln weiter und vor allem Mick spricht mit vielen Menschen im Ort. Leider sind die meisten nicht gesprächig und regeln seit jeher ihre Angelegenheiten selber.

Die Charakterzeichnungen der Einheimischen sind ein wenig stereotyp, allein Mick und Linda werden etwas ausführlicher vorgestellt; insbesondere die Hauptfigur, dessen Ehe in Trümmern liegt. Wer gerne außergewöhnliche Plots mit kauzigen Personen liest und wen der Hang der Hinterwäldler zur Selbstjustiz nicht stört, findet hier einen kurzweiligen und gut komponierten Plot. Darf gerne in Serie gehen!

  • Autor: Chris Offutt
  • Titel: Unbarmherziges Land
  • Originaltitel: The Killing Hills. Aus dem Amerikanischen von Anke Caroline Burger
  • Verlag: Tropen
  • Umfang: 221 Seiten
  • Einband: Taschenbuch
  • Erschienen: Juli 2021
  • ISBN: 978-3-608-50512-2
  • Produktseite


Wertung: 12/15 dpt


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