Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche
von Alina Bronsky
Was für ein herrlich unkorrektes unkonventionelles Vergnügen!
Alina Bronsky stellt eine absolute Anti-Heldin in den Mittelpunkt ihres Romans „Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche“. Nichts an Rosalinda, der Ich-Erzählerin, ist liebenswert. Sie ist unerträglich egozentrisch, rechthaberisch, rücksichtslos und herrschsüchtig. Mit diesen Talenten gesegnet tyrannisiert sie mit grenzenloser Energie ihre Familie bestehend aus Mann, Tochter und später Enkelin. In der Absicht „für alle nur das Beste zu wollen“ schreckt sie vor nichts zurück und ruiniert gründlich ein Leben nach dem anderen. Mehr als einmal musste ich ordentlich nach Luft schnappen, um Rosalindas grenzüberschreitende und tabuverletzende Aktionen zu verarbeiten.
Bronsky zeigt uns eine skrupellose Kämpfende, die sich und ihre Familie mit allen Mitteln durch den harten sowjetischen Alltag bringen will. Das Ganze ist ein erzählerischer Balance-Akt zwischen Komödie und Tragödie, bei dem Bronsky den Absturz ins Klamaukhafte haarscharf nur dadurch abwendet, indem sie der Tragödie im Roman das entscheidende Gewicht verleiht.
Dass Bronsky die komplette Handlung in der Ich-Perspektive Rosalindas erzählt ist ein großes Wagnis, welches ihr aus meiner Sicht gelingt.
Mir hat dieser Roman, auch wegen der authentischen Darstellung der sowjetischen Verhältnisse, richtig gut gefallen.
Wertung: 14/15 dpt
- Autorin: Alina Bronsky
- Titel: Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche
- Verlag: KiWi-Taschenbuch
- Erschienen: 2012
- Einband: Taschenbuch
- Seiten: 320
- ISBN: 978-3462043921