Die Coronazahlen in Österreich und Europa steigen wieder einmal stark. Warum das so ist, werde ich nicht kommentieren. Als wohl eine der letzten großen Veranstaltungen dieses Jahr, wurde die “Buch Wien” im Messezentrum der Bundeshauptstadt durchgeführt. Die Eintrittskontrollen sind streng, was eben in Anbetracht der Situation sinnvoll sind, das Personal ist aber freundlich und hilfsbereit.
Der Besucherandrang hielt sich Donnerstagvormittag allerdings ohnehin in Grenzen. Dies ist sicherlich nicht nur der Pandemie sondern auch der Zeit geschuldet. Somit bleibt aber mehr Raum um in Ruhe zu schlendern und mit Vertretern ins Gespräch zu kommen.
Taktisch klug, ist am Eingang der Messehalle, die Thalia-Messebuchhandlung positioniert. So kann man sicher gehen, das die geneigten Besucher*innen die Veranstaltung nicht ohne Einkauf verlassen. Kleiner Spoiler vorweg: auch der booknerds-Redakteur konnte nicht widerstehen.
Als erste Station stand der Workshop “Darf man alles sagen? Und wer bestimmt das?” mit Kathi Power und Marion Wisinger am Programm. Mobbing und Bullying sind gerade im Teenageralter ein weit verbreitetes Problem, daher hat sich dieser Workshop auch genau an diese Zielgruppe gerichtet.
Danach lernte ich die Autorin Susanne Stemmer kennen, welche bei ihrem liebevoll gestalteten Messestand ihre Buchreihe “Ilvie Little” präsentierte. Bisher sind zwei Hardcover-Bände im Eigenverlag erschienen. Die gebürtige Feldkircherin (Vorarlberg) bereiste die Welt unter anderem als Fotografin und schickt die titelgebende Heldin “Ilvie Little” auf wunderbare Abenteuer. Langjährig selbstständig tätig, möchte Stemmer über ihre Werke selbst die Kontrolle behalten und gründet so ihren eigenen Verlag. Die Buchreihe handelt von starken Mädchen und stellt Diversität in den Vordergrund. Freut euch auf eine baldige Rezension des ersten Bands.
Weiter gings zur Hauptbühne wo die beiden ehemaligen Washington-Korrespondenten des Österreichischen Rundfunks (ORF), Hannelore Veit und Peter Fritz, über ihr gemeinsames Buch “Zeit des Zweifels” sprachen. Fritz war während den Anschlägen 2001 auf das World Trade Center und das Pentagon vor Ort und schilderte die beklemmende Situation damals, unwissend, was als nächstes geschah. Veit war während der zweiten Amtszeit von Barack Obama und der Präsidentschaft von Donald Trump in den Vereinigten Staaten und konnte anhand praktischer Beispiele aufzeigen, wie sich das Land und die Leute innerhalb dieser Jahre veränderten. Im vorliegenden Buch werden all diese Zusammenhänge klar und einfach erklärt.
Als Gastland fungiert dieses Jahr “Russland” wo neben zeitgenössischer auch Literaturklassiker nicht fehlen durfte. Aus Ermangelung von Kyrillisch-Kenntnissen konnte ich hier die Bücher nur anhand der Cover näher begutachten. Christine de Grancy hingegen präsentierte in Form eines schwebenden Tagebuches “Meine Wolgawelten”. Dabei folgte die Fotografin innerhalb von 10 Jahren immer wieder dem Strom und hielt mit ihrer Kamera Menschen und Stimmungen fest. Vor Ort stellten innerhalb des Messezeitraums einige Autorinnen und Autoren ihre Werke vor, darunter Jewgeni Wodalskin, Juri Buida oder Ljudmila Grigorjewa-Semiatizkaja.
Neben den etablierten Verlagen wie Klett-Cotta, Penguin Random House, dtv und Co. fanden sie auch einige heimische Verlage, welche die aktuellen Herausforderungen so gut es geht meistern. Mit Pandemie und steigenden Rohstoffpreisen sind die zu bewältigenden Aufgaben keine geringen.
Dazu zählt unter anderem der Wiener “Dachbau-Verlag” welcher seit 5 Jahren tätig ist und neben Krimis und Kulinarik auch bosnische Bücher im Angebot hat oder der “Milena-Verlag”, welcher unter anderem politische Satire veröffentlicht. Ein ambitioniertes Projekt ist “Astro” aus dem gleichnamigen Verlag. In bisher 10 Bänden erlebt der Junge Astrolabius “Astro” Winter ein fantastisches Abenteuer, nachdem seine Familie mit ihm auf die Mondstation zieht. Neben der Reihe als illustriertes Kinderbuch, gibt es diese als eBook und Hörbuch samt begleitendem Merchandise.
Letztlich konnte ich noch ein signiertes Exemplar von “Der Hase mit den Bernsteinaugen” ergattern. Der Autor Edmund de Waal war vor Ort und widmet sich mit diesem Buch vor allem seiner Familiengeschichte. Die Stadt Wien verteilt seit 20 Jahren jährlich mit seiner Aktion “Eine Stadt. Ein Buch.” 100.000 Gratisexemplare eines eigens hergestellten Buches um somit das Lesen zu fördern.
Auch wenn die Zeiten mit Pandemie und Ähnlichem derzeit durchaus turbulent sind, war die “Buch Wien” ein erfreulicher Ausflug in die Welt der Literatur und der Gleichgesinnten.
Danke an die “Buch Wien” für die Zurverfügungstellung eines Presse-Tickets. Weitere Fotos und Informationen erhaltet ihr auf der Webseite der “Buch Wien“.