Gedichtekalender 2022 (Wandkalender)
Das Jahr neigt sich langsam aber sicher dem Ende entgegen und wer sich nicht mit dem letzten verbliebenen Kalender „Traktoren und Landwirtschaftsgeräte“ zufriedengeben möchte, tut gut daran, sich bereits jetzt auf die Suche nach einem Schmuckstück zu machen, an dem man sich das ganze Jahr über erfreuen kann. Für Lyrikliebhaber:innen könnte dies zum Beispiel “Der Gedichtekalender 2022” vom Kröner Verlag werden.
Der Wandkalender umfasst ein vom Verleger Hubert Klöpfer handgeschriebenes Gedicht pro Kalenderblatt. Pro Monat gibt es sogar zwei Gedichte, die beliebig gewechselt werden können. Die Auswahl reicht von Klassikern wie Goethe, Fontane oder Rilke bis hin zu Neuentdeckungen wie Walle Seyer, einem deutschen Autor, Jahrgang 1960, dessen Buch „Nichts, nur Gedichte und Miniaturen“ ebenfalls in diesem Jahr im Kröner Verlag erschienen ist.
Die einzelnen Lyrik-Beiträge wurden von Patinnen und Paten ausgewählt, darunter auch Publikumsliebling der Literaturkritiker Denis Scheck oder Thea Dorn, Moderatorin des “Literarischen Quartetts”.
Die abgedruckte Handschrift von Hubert Klöpfer ist zwar kunstvoll, allerdings stellt sich die Frage, warum hier nicht Faksimiles, also Handschriften der Lyrikerinnen und Lyriker selbst abgedruckt worden sind – sofern vorhanden. Wer die Gedichte noch einmal gesammelt und in Druckschrift lesen möchte, findet alle 24 im Kalender enthaltenen Texte (plus Deckblatt) im Anhang des Kalenders auf einer Überblicksseite. Welche Patinnen und Paten sich für die jeweiligen Gedichte ausgesprochen haben, ist dort ebenfalls angeführt.
Die Auswahl der Gedichte kann auf jeden Fall durch ihre Vielseitigkeit überzeugen. Die einzelnen Texte passen gut zu den unterschiedlichen Jahreszeiten (z. B. die deutsche Fassung von „Autumn“ von Emily Dickinson im Oktober), wirken aber nicht erzwungen und folgen keiner strengen Schablone. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass bei der Auswahl der Gedichte auch auf Beiträge von Lyrikerinnen Wert gelegt worden ist: Neben der bereits erwähnten Emily Dickinson überrascht zum Beispiel die unbekannte Stimme barbara laskowski mit ihrem minimalistischen Gedicht von 2021, ohne Titel, das bisher noch nicht veröffentlicht worden ist:
Des weiteren finden sich im Kalender neben den bekannten Lyrikern wie Robert Gernhardt oder Theodor Storm, die oftmals schon zur Schullektüre gehören, Beiträge von Lyrikerinnen wie Sappho, der griechischen Dichterin aus der Antike (ausgewählt von Denis Scheck), Bärbel Buckert (ebenfalls noch unveröffentlicht), Hilde Domin, das wunderbare Gedicht „Sehnsucht nach dem Anderswo“ von Mascha Kaléko sowie ein Gedicht der christlichen Mystikerin Mechthild von Magdeburg. Und Gabriele Haefs (Übersetzerin der Romantrilogie „Kristin Lavranstochter“) steuert sogar die eigene Übersetzung eines irischen Gedichts bei, das besonders berührt. Für Abwechslung ist also gesorgt!
Der Clip zeigt den Kalender bei Redakteurin Sarah an der Wand.
Ein schönes Extra wären noch einige Hintergrundinformationen zu den Texten gewesen, allerdings lässt sich das ja auch auf Eigeninitiative und bei Bedarf nachholen: Zumindest die Informationen, in welchen Ausgaben die einzelnen Werke zu finden sind, erhält man ebenfalls auf der Überblicksseite im Anhang. Der ästhetisch ansprechende, aber schlicht gestaltete Wandkalender eignet sich gut als hochwertiges Geschenk für Literaturfans und alle, die sich für Gedichte interessieren.
- Autor: Hubert Klöpfer (Herausgeber)
- Titel: Der Gedichtekalender 2022
- Verlag: Kröner Verlag (Edition Klöpfer)
- Erschienen: 01. September 2021
- Bindung: silbermatte Spiralbindung
- Seiten: 27
- Maße und Gewicht: 23.6 x 0.9 x 45.1 cm, 500 g
- ISBN: 978-3-520-79922-7
- Sonstige Informationen:
Mit Gedichten von Ernst Blass, Anna Breitenbach, Richard Dehmel, Emily Dickinson, Joseph Eichendorff, Robert Gernhardt, Johann Wolfgang Goethe, Andreas Gryphius, Friedrich Hölderlin, Mascha Kalèko, Kurt Marti, Christoph Meckel, Sappho, Walle Sayer u.a. - Produktseite
- Erwerbsmöglichkeiten
Wertung: 12/15 dpt