“New World” soll der große Wurf der Amazon Game Studios werden. Ob es der Unterhaltungskonzern tatsächlich schafft, habe ich mir in den letzten Wochen angesehen.
Ein holpriger Start
Die Geschichte zu “New World” ist holpriger als der Ausflug des Amazon-Gründers Jeff Bezos in das Weltall. Schon 2016 wurde das Spiel gemeinsam mit “Breakaway” und “Crucible” auf der TwitchCon angekündigt. Während die beiden letztgenannten Spiele schlussendlich nie den Weg aus der Entwicklung schafften, wurde das Massively Multiple Online Rollenspiel (MMORPG) nun Ende September veröffentlicht. Im Sommer gab es noch geschlossene und offene Beta-Tests, welche die Spielerinnen und Spieler mit einem geteilten Gefühl zurückließ. Vor allem die schwache Serverinfrastruktur, gerade bei einem der größten Serveranbieter weltweit, sorgte für einige Häme.
Dies sollte sich auch in den letzten 2 Wochen beim Start des Spiels nicht ändern. Übervolle Server, Warteschlangen und lange Wartungsarbeiten gehören beinahe noch zum täglichen Geschäft.
Neue Welt – altbackene Spielmechanik?
Das Intro zu “New World” zeigt unseren vermeintlichen Protagonisten im Gespräch mit einem mysteriösen Kuttenmann in einem Gasthof. In der neuen Welt ist das Verderbnis ausgebrochen. Keine schöne Sache, aber vielleicht können wir ja helfen. Nach der Erstellung des Charakters, mit einer überschaubaren Auswahl an Gestaltungsmöglichkeiten, beginnt das kurze Tutorial: Klettern, Deckung, Waffe einsetzen – fertig. Schon befinden wir uns am Strand von Aaeterum, einer fiktiven Insel irgendwo im Atlantik.
Während das Intro eine durchaus interessante Story vermuten lässt, ziehen sich die ersten Spielstunden wie die Warteschlangen des Loginbildschirms. Es müssen zahlreiche, altbekannte Missionstypen erfüllt werden: Sammle x Holz, bringe Gegenstand von A nach B, suche im Gebiet XYZ nach einem Item. Klar, das gibts bei anderen Spielen auch, doch es braucht in “New World” einfach gefühlt länger, bis der Funke überspringt.
Alle guten Dinge sind drei
Ab einem gewissen Zeitpunkt könnt, beziehungsweise sollt, ihr euch für eine von drei Fraktionen entscheiden. Es gibt das Bündnis, eine religiös angehauchte Truppe, das Syndikat, welche sich der Alchemie verschrieben habe und die Marodeure, welche eher für das Grobe zuständig sind. Sobald die Wahl getroffen wurde, besteht die Möglichkeit, einer Kompanie (Gilde) beizutreten und gemeinsam Dungeons oder instanzierte Invasionen zu spielen. Hier wird vor allem der PvP-Teil hoch gehalten – dies war zu Entwicklungsbeginn eigentlich der Hauptkern des Spiels. Auch können als Kompanie Gebiete respektive Städte eingenommen werden. Dies bietet einige Vorteile, nicht nur optischer Natur. Warum und was es allerdings genau mit diesen Fraktionen auf sich hat und wie das Verderbnis nun genau in die Spielwelt kam, bleibt erstmals ein Geheimnis.
Hingucker
Wenn wir schon beim Aussehen sind: “New World” sieht sehr gut aus. Die verschiedenen Gebiete sind wirklich schön anzusehen, bieten viel Vegetation, schöne Licht- und Schatteneffekte und die unterschiedlichen Städte, bieten ausreichend Abwechslung. Mir gefällt beispielsweise die Stadt “Erstes Licht” mit einem großen Piratenschiff im Zentrum. Bei der musikalischen Untermalung fehlt bislang ein bisschen die Abwechslung, da plätschert das Hauptthema meist belanglos im Hintergrund.
Ausblick
Nachdem die ersten zwei Wochen nach Release vergangen sind, ist eine abschließende Meinung noch nicht möglich. Zu sehr schwanken noch die Gefühle zwischen: “Suchtpotenzial vorhanden” und “Ach, das haben wir doch schon alles Mal gesehen”.
Die Entwickler bei Amazon haben definitiv noch einige Aufgaben vor sich, um das Spielerlebnis mit stabilen Servern zu sichern und die Spieler generell bei Laune zu halten. Nachdem die Handlung und die PvE-Elemente erst nachträglich integriert wurden, merkt man eben stellenweise, das die Entwickler wohl selbst nicht genau wissen, wohin die Reise gehen soll.
Dennoch wartet jetzt erstmals ein längerer Ausflug in die fiktive Welt, Kompanie und Loot warten schon.