Kampf um den Wohnungsmarkt
Drei Häuser in der Birkenstraße in Berlin-Moabit wurden an einen geheimnisvollen Eigentümer verkauft, der von einem windigen Rechtsanwalt vertreten wird. Dieser hat nur einen Mandanten, die Immobilienfirma thirthynine Ltd., die Häuser aufkauft, durch schikanöse Bautätigkeiten die alten Mieter rausekelt und später mit hohem Gewinn die luxussanierten Wohnungen weiterverkauft. Miethaie, so nennt man gemeinhin jene Kartelle, die den Bewohnern zusetzen, darunter das Ehepaar Szymanski, die dort seit über vierzig Jahren wohnen. Nicht mit uns, sagt sich das resolute Paar und bittet die Gesellschaft für unkonventionelle Maßnahmen um Hilfe.
Derweil erhält Kriminalhauptkommissar Werner Dreier eine neue Aufgabe. Die Staatskanzlei macht dem Roten Rathaus Druck, denn die steigenden Mietpreise führen nicht nur zu Gentrifizierung, sondern auch zu wachsendem Unmut und Protest in der Bevölkerung. Der Druck wird auf den Polizeipräsidenten weitergegeben, der wiederum Dreier zum Leiter einer neuen Sonderkommission Miethaie ernennt. Allerdings besteht die Soko nur aus Dreier und seinem Büronachbarn, der wegen Faulheit einst seinen Job im Personalrat verlor und sich neuerdings in rechtsradikalen Foren innerhalb der Polizei bewegt.
Die Gesellschaft für unkonventionelle Maßnahmen ermittelt in ihrem dritten Fall
Michael Opoczynski, den viele noch als langjährigen Moderator der ZDF-Sendung „WISO“ kennen werden, schreibt seit geraumer Zeit Kriminalromane, in denen die aus sechs sehr unterschiedlichen Personen bestehende Gesellschaft für unkonventionelle Maßnahmen aktiv wird. Es geht stets um wirtschaftliche Themen, die ausführlich und fachkundig beschrieben werden, so im vorliegenden Fall die äußerst perfiden Methoden, mit denen die Immobilienfirma versucht, die alten Mieter zu vergraulen. Fenster werden ausgebaut, neue nicht eingesetzt, stattdessen müssen winddurchlässige Folien ausreichen. Und so weiter. Die Gesellschaft für unkonventionelle Maßnahmen fühlt sich als Rächer der kleinen Leute auf den Plan gerufen, bleibt dabei jedoch recht geheimnisvoll. Warum es diese Gruppe gibt, wie sie sich finanziert; derartige Fragen werden zumindest im vorliegenden Band nicht beantwortet.
Dafür erfährt man einiges aus dem Privatleben der Helden und da es sich gleich um mehrere Personen handelt, nimmt dieser Teil einen recht umfangreichen Platz ein. So bleibt nicht verborgen, dass der rund 230 Seiten umfassende Roman inhaltlich recht überschaubar ist. Die Möglichkeiten der Gesellschaft sind zudem begrenzt, da kommt die Zusammenarbeit mit KHK Dreier gerade recht und da die Immobilienfirma in der Tat mit kriminellen Methoden versucht, die Leute wegzuekeln, darf das Buch als Kriminalroman durchgehen, wenngleich sich der Spannungsbogen auf recht überschaubarer Höhe bewegt. Und siehe da, es gibt sogar einen Mord; allerdings erst kurz vor Ende der Lektüre.
Wer sich für die zunehmenden Probleme auf dem Wohnungsmarkt sowie das hochaktuelle Thema Gentrifizierung interessiert oder einfach mal einen unkonventionellen Kriminalroman lesen möchte, darf zugreifen. Der Schreibstil ist zudem griffig und sorgt für kurzweilige Unterhaltung.
- Autor: Michael Opoczynski
- Titel: Eigenbedarf
- Verlag: Benevento
- Umfang: 231 Seiten
- Einband: Hardcover
- Erschienen: August 2021
- ISBN: 978-3-7109-0066-2
- Sonstige Informationen:
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Wertung: 11/15 dpt