Fernab der großen Kinopaläste gibt es noch kleine, beschauliche Lichtspielhäuser, welche mit Hingabe geführt werden. Ein solches Kino ist das Stadtkino Grein, direkt an der Donau in Oberösterreich gelegen. Horst Rohrstorfer betreibt dieses seit Jahr(zehnten) mit absoluter Hingabe, kümmert sich um den Ticketverkauf und liefert dann frisches Popcorn auch gerne an den Platz. Diese regionale Herzlichkeit findet man vielleicht sonst nur im bayerischen Niederkaltenkirchen.
Der fiktive Ort ist bereits zum siebenten Mal Schauplatz der Krimireihe rund um den Dorfgendarm Franz Eberhofer (gespielt von Sebastian Bezzel). Rita Falk beschreibt in ihrer Buchreihe das skurrile Leben am Land, wo der Kriminalfall zumeist in den Hintergrund rückt und die zahlreichen Verstrickungen der Hauptprotagonisten den Reiz der Handlung ausmachen. So auch in “Kaiserschmarrndrama”, wo schon zu Beginn der Klamauk-Faktor gesteigert wird, als Langzeitfreund Rudi Birkenberger (Simon Schwarz) in Pflege der Klosterschwestern nach seinem Autounfall ist. Während die Heilung eigentlich schon abgeschlossen sein sollte, weigert sich der griesgrämige Ermittler das Sanatorium zu verlassen. Überhaupt, wo solle er denn sonst hin? Natürlich zum Hof von Franz, der naturgemäß keine Freude damit auch. Ebenso wenig hat er Freude mit dem klobigen Doppelhausneubau am Grundstück, vor allem da sein nerviger Bruder der zukünftige Nachbar und Sauna-Mitnutzer sein soll. Glücklicherweise steht ihm sein Vater bei, der prompt gegen die Gentrifizierung protestiert.
Achja, da war ja noch der Mord an einer Webcam-Prostituierten, oder “Freizeitschlampe” wie man in Niederkaltenkirchen zu sagen pflegt. Nach einem zweiten Mordfall soll es sich sogar um einen Serientäter handeln. Dennoch gerät die Ermittlung stark in den Hintergrund, gefühlt am stärksten aller bisherigen Verfilmungen, weil eben das Zusammenleben der eingespielten Truppe doch so viel mehr hergibt.
Die Befürchtung liegt daher nahe, dass sowohl bei den Akteuren als auch dem Team hinter den Kulissen eine gewisse Müdigkeit eintritt. Doch glücklicherweise ist das Gegenteil der Fall. Die Vorkommnisse der letzten Filme werden immer wieder aufgegriffen und weitergeführt, wenngleich es gar nicht notwendig ist die Vorgänger zu kennen, so authentisch und skurril sind die Charaktere gezeichnet. Nicht zu vergessen ist der Installateur der Herzen: Flötzinger. Aushilfelvis und knallharter Biker wenn es sein muss oder doch Charmeur feinster Güte. Daniel Christensen geht in dieser Rolle absolut auf.
Doch bei all der Gaudi, kommen die ernsten Themen nicht zu kurz. Eberhofer muss einen traurigen Verlust hinnehmen und letztlich darf sich das Publikum durchaus selbst reflektieren: findet man sich bei all der Überzeichnung der Charaktere nicht doch auch irgendwo selbst?
Der Erfolg gibt Regisseur und Produzent Ed Herzog Recht. “Kaiserschmarrndrama” führt die heimischen Kinocharts an – nicht weil es keine Konkurrenz gäbe, sondern weil sich das fiktive bayrische Niederkaltenkirchen samt Bevölkerung ins Herzen der Zuseherinnen und Zuseher gespielt hat. Daher ist es auch nicht verwunderlich, wenn der ein oder andere prominente Gast durchs Bild läuft (Stichwort “Kottan ermittelt”, oder Willy Astor und Christine Neubauer).
Fazit: “Kaiserschmarrndrama” zeigt Franz Eberhofer wie er leibt und lebt: launisch, gleichgültig und dennoch einfühlsam. Gemeinsam mit dem restlichen Ensemble ist skurril-überzeichnete Unterhaltung garantiert – nicht nur für Bayern.
- Titel: Kaiserschmarrndrama
- Produktionsland und -jahr: D 2020
- Genre: Komödie
- Erschienen: 05.08.2021
- Label: Constantin
- Spielzeit: 96 Minuten
- Darsteller:
Sebastian Brezzel
Simon Schwarz
Lisa Maria Potthoff - Regie: Ed Herzog
- Drehbuch: Stefan Betz
Ed Herzog
Rita Falk - Kamera: Stephan Schuh
- Schnitt: Stefan Essl
- Musik: Martin Probst
- FSK: 12
- Sonstige Informationen:
FilmseiteSzenenfotos: © 2021 Constantin Film Verleih GmbH
Wertung: 13/15 dpt
Haha, ist aktuell in der ARD-Mediathek verfügbar – habe sehr gelacht. 🙂 (Und ein Tränchen verdrückt …)