Bärbel Böcker – Henkersmahl (Buch)


Bärbel Böcker – Henkersmahl

Rätselhafte Krankheitswelle in Köln

Henkersmahl
© Gmeiner

Der Fernsehjournalist Florian Halstaff bereitet gemeinsam mit seinem Vorgesetzten und besten Freund Max Kilian eine Talkshow vor, in der es um eine geheimnisvolle Krankheitswelle geht, die Köln in Atem hält. In den letzten drei Wochen gab es rund dreißig Fälle, jetzt scheint es sogar einen ersten Todesfall zu geben, nachdem ein Mann bei einer Party starb. Doch zu ihrem Entsetzen wird die Sendung kurz vor der Ausstrahlung auf Druck von oben abgesagt. Aber worum geht es eigentlich: Vergiftete Nahrungsmittel, eine neuartige Virusinfektion? Als wenig später Max unter denkwürdigen Umständen stirbt, stürzt sich Florian in eigene Ermittlungen. War auch Max ein Opfer der aktuellen Welle oder wurde er gar ermordet? Hatten seine Recherchen zu zwei kriminellen Jugendbanden etwas mit seinem Tod zu tun oder kam er der Lebensmittelbranche zu nah?

Was für eine Substanz könnte das sein?“ „Ich weiß es nicht.“ „Vielleicht ist doch ein Virus Schuld an allem?“ „Genau das versucht man gerade herauszufinden.

Gemeinsam mit dem Boulevardjournalisten Eddie und seiner Kollegin Jana, einer IT-Expertin, kommt Florian zunächst kaum voran. Dann zeichnet sich plötzlich ein Bild ab, welches Konturen annimmt. Offenbar spielten genmanipulierte Lebensmittel und ein Rotwein von der Ahr eine entscheidende Rolle. Doch wer in einem milliardenschweren Marktumfeld recherchiert begibt sich schnell in Gefahr.

Spannender und keineswegs angestaubter Plot

„Henkersmahl“ von Bärbel Böcker erschien erstmals im Jahr 2010 und nun als Neuausgabe im April 2021. Passend zur Pandemie könnte man sagen, denn es bleibt lange unklar, warum so viele Menschen plötzlich starke gesundheitliche Probleme bekommen und sogar sterben. Der Protagonist ist durchaus sympathisch, wenngleich er zunächst etwas – sagen wir unglaubwürdig – handelt. Nach dem Tod von Max sucht er dessen Wohnung auf, in der Hoffnung dort seinen Laptop und auf diesem wichtige Hinweise zu finden. Statt des Laptops findet er eine offensichtlich durchsuchte Wohnung vor, was ihn aber keineswegs dazu veranlasst, sich an die in einem Mordfall ermittelnde Kripo zu wenden. Man mag ein Auge zudrücken, denn Florian ist ja Journalist und von daher professionell neugierig. Tatsächlich tritt der ermittelnde Kommissar erst nach rund zwei Dritteln des Romans erstmals persönlich in Erscheinung, da sind Florian, Jana und Eddie mit ihren Recherchen schon ein gutes Stück vorangekommen.

Intensiv beleuchtet werden die Arbeit in einer Fernsehredaktion, Weinanbau und Gentechnik in Lebensmitteln beziehungsweise Saatgut, die Stadt Köln und nicht zuletzt Florians Privatleben. Letzteres ist geprägt durch ein belastetes Verhältnis zu seiner Mutter, die dem Mittdreißiger beharrlich verweigert, ihn über die Identität seines Vaters aufzuklären. Womöglich ist deswegen sein Verhältnis zu Frauen nicht ganz unproblematisch, entsprechend wacklig sind seine Bemühungen bei Jana, was allerdings auch daher rührt, dass er glaubt, sie sei zuvor mit Max liiert gewesen. Die Stadt Köln bildet recht eindringlich die Kulisse des Romans, von kurzen Ausflügen an die Ahr abgesehen. Auch wenn der Roman erstmals vor über zehn Jahre erschien, so haben die lokalen Begebenheiten nicht an ihrer Aktualität verloren.

Wer sich für Gentechnik interessiert sollte zugreifen

Hauptthema, so wird sich herausstellen, ist die Gentechnik beziehungsweise der Einsatz gentechnisch manipulierter Mittel in der Landwirtschaft. Es verwundert daher kaum, dass das Ermittler-Trio auf Spuren stößt, die sogar bis zu einem der Weltmarktführer in den USA führen. Erschreckend zudem, was zugelassen ist und auf Verpackungen für die Verbraucher kenntlich gemacht werden muss – oder eben nicht. So würde sich grundsätzlich zu der Lektüre ein passender Wein anbieten, womit das Kopfkino noch ein wenig mehr an Fahrt aufnimmt.

  • Autorin: Bärbel Böcker
  • Titel: Henkersmahl
  • Verlag: Gmeiner
  • Umfang: 371 Seiten
  • Einband: Taschenbuch
  • Erschienen: April 2021 (Neuauflage); Erstauflage 2010
  • ISBN: 978-3-8392-2921-7
  • Sonstige Informationen:
    Produktseite 


Wertung: 11/15 dpt


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