Christoffer Holst – Gefährliche Mittsommernacht
Ansprechender Auftakt der Cilla-Storm-Reihe
Cilla Storm, 30, arbeitet als freie Journalistin für das Boulevardblatt „Chance“, in dem es um das Liebesleben irgendwelcher C-Promis geht und muss gerade selber ihre gescheiterte Beziehung mit Danne verarbeiten. Cilla kauft sich ein kleines Gartenhaus in einer Schrebergartenkolonie auf der ebenfalls kleinen Schäreninsel Bullholmen. An Tag ihrer Ankunft ist Mittsommer, ein großes Fest steht an, doch Cilla bekommt in der Nacht den Streit eines jungen Paares mit. Am nächsten Morgen weckt sie ihre Nachbarin Rosie, um ihr die sensationelle Neuigkeit mitzuteilen: Carro, die junge Frau, wurde in der vergangenen Nacht am Strand ermordet. Wenig später wird ihr Freund Benji verhaftet, mangels Beweisen jedoch bald wieder freigelassen.
Cilla freundet sich mit Rosie an und ist gleichermaßen erfreut wie gefühlsmäßig verwirrt, dass der extrem gutaussehende Adam Angström, der zuständige Kommissar der Polizei von Nacka, Rosies Sohn ist. Da sie als Zeugin über den Streit berichten kann, lernen sich die beiden schnell kennen und da er seine Mutter oft besucht, sieht man sich wieder. Derweil kommen die Ermittlungen nicht voran, in die Rosie wie auch vor allem Cilla immer tiefer reingezogen werden. Oder besser gesagt, Rosie und Cilla lassen sich reinziehen. Eine für Cilla nicht ungefährliche Entwicklung.
Schwedische Gemütlichkeit trifft Krimiplot trifft Arztroman
Der Auftakt der Cilla-Storm-Reihe ist grundsätzlich gut gelungen, besteht aber aus drei Teilen, die unterschiedlich zu bewerten sind. Zum einen wird viel Zeit auf das nachbarschaftliche Verhältnis zwischen Rosie und Cilla verwendet, bei deren Gesprächen es sich nicht nur um den Mordfall dreht. Auch der schwedisch-entspannte Lebensstil mit gutem Essen und alkoholischen Getränken wird zelebriert. Bullholmen scheint ein Paradies zu sein, gäbe es da nicht den schrecklichen Mord.
Rosie kann berichten, dass es genau vor zehn Jahren schon einmal einen Mord gab. Ebenfalls an Mittsommer. Damals starb ein zehnjähriges Mädchen, der Fall gilt bis heute als ungeklärt. Nach und nach zeigt sich, dass der damalige wie der aktuelle Fall zusammenhängen und der Täter sein Werk noch nicht abgeschlossen hat. Der Krimiplot ist spannend und birgt einige gekonnte Täuschungen und Cliffhanger sowie gelegentliche Rückblenden in die damaligen Ereignisse.
Während das Leben auf Bullholmen sowie die Protagonisten sympathisch herüberkommen und der Krimiplot zu gefallen weiß, sind die sehr umfangreichen Gedankengänge von Cilla sicher nicht jedermanns Sache. So wie sie ihre Herz-Schmerz-Geschichten für ihre Zeitung aufbauscht, so denkt sie auch über ihr eigenes Leben nach. Warum hat Danne sie verlassen? Kommt er zurück und wird der super aussehende Adam sie bemerken? Hat er eine Freundin und so weiter und so weiter. Wer auf derartige „romantische“ Gedankengänge abfährt, kommt hier vollends auf seine Kosten.
Alle anderen erkennen hier auffallende Ähnlichkeiten zu Arztromanen, die auf Dauer, da sie die eigentliche Handlung natürlich keinen Millimeter weiterbringen, in ihrer Belanglosigkeit nervig werden. Gleichwohl lautet das Fazit, dass der Start insgesamt gelungen ist und – wie es so schön heißt – „Luft nach oben“ hat. Am Ende werden die meisten (vor allem) Leserinnen und Leser der Ermittlerin wider Willen gerne in ihrem nächsten Fall folgen. Insgesamt sind noch drei weitere Bände geplant und für August und November 2021 sowie für Februar 2022 angekündigt.
- Autor: Christoffer Holst
- Titel: Gefährliche Mittsommernacht
- Originaltitel: Söta, Röda Sommardrömmar. Aus dem Schwedischen von Kerstin Schöps
- Verlag: Heyne
- Umfang: 319 Seiten
- Einband: Taschenbuch
- Erschienen: Mai 2021
- ISBN: 978-3-453-42545-3
- Sonstige Informationen:
Produktseite
Wertung: 10/15 dpt