S.A. Cosby – Blacktop Wasteland
Actionreicher Noir mit beeindruckender Gewalteruption
Beauregard Montage schaut auf eine von Gewalt geprägte Vergangenheit zurück, saß fünf Jahre im Jugendknast, bevor er mit siebzehn Jahren Vater von Mariel wurde. Zwei Jahre später findet er mit seiner jetzigen Frau zusammen, sie haben zwei Söhne. Inzwischen scheint Beauregard den richtigen Weg gefunden zu haben, denn er arbeitet als Automechaniker, zusammen mit seinem Cousin Kelvin, in seiner eigenen Werkstatt. Doch seit Kurzem gibt es Konkurrenz, die mit Kampfpreisen die Kunden abwirbt. Zudem sind die Schulden nicht zu knapp, es muss dringend Geld in die Kasse. Ab und an fährt Beauregard illegale Autorennen, doch auch hier hat er Pech, wird reingelegt und verliert weiteres Geld. Um das Ganze zu toppen, gibt es plötzlich Probleme mit der Krankenversicherung seiner krebskranken Mutter, eine Nachzahlung über vierzigtausend Dollar steht an.
Beauregard wollte nie wieder als Fluchtwagenfahrer arbeiten, ein Job den er von seinem Vater einst gelernt hatte, bevor dieser für immer aus seinem Leben verschwand. Als sich jedoch Ronnie Sessions bei ihm meldet und ihm von einem guten Job erzählt, der ihm als Fahrer achtzig Riesen einbringt, greift er zu. Das hätte er nicht machen sollen, denn der letzte gemeinsame Diebstahl endete in einer Katastrophe. Nun soll es ein Juweliergeschäft treffen, in dem Ronnies Freundin arbeitet. Nicht registrierte Diamanten werden in Kürze geliefert; ein Kinderspiel. Der Raub endet in einem Desaster, doch weit schlimmer ist, dass nicht die Polizei ihr gefährlichster Gegner werden, sondern zu allem entschlossene Gangster.
Die Liebe eines Vaters
„Blacktop Wasteland“ war ein großer Erfolg in Amerika. Lobeshymnen folgten unter anderem von Lee Child, Walter Mosley, Dennis Lehane und (dem unvermeidlichen) Stephen King. Die Geschichte spielt 2012 in dem beschaulichen Red Hill County in Virginia, in dem schon lange nichts mehr los ist und Schwarze wie Beauregard mit täglichem Rassismus konfrontiert werden. Hier gehören Fox News und die Konförderiertenflagge zum guten Ton. Rednecks oder White Trash People wie Ronnie finden sich an jeder Ecke und verheißen in der Regel eine Menge Ärger.
Zunächst zeigt S. A. Cosby einen liebevollen Vater, der sich um seine Kinder kümmert, ihnen ein besseres Leben bieten will und doch an seiner eigenen Vergangenheit scheitert. Wie Beauregard langsam, aber sicher, immer tiefer in den Schlamassel hineingezogen wird, verursacht körperliche Schmerzen beim Lesen. Dass der Raub schief geht ist vorhersehbar, die daraus resultierenden Folgen sind allerdings knallhart. Körperliche Gewalt und der Einsatz von Schusswaffen nehmen mit zunehmender Handlungsdauer exorbitant zu; ebenso die Anzahl verletzter oder getöteter Menschen. Man ahnt schon, wozu die Pressanlage auf dem Schrottplatz von Onkel Boonie benötigt wird.
Da Beauregard als Fluchtwagenfahrer arbeitet, sind nicht zuletzt Fans von Filmen wie „Need for Speed“ hier richtig. Wer knallharte Action mag, der sollte hier ebenfalls zugreifen. Die Polizei tritt bezeichnenderweise gar nicht erst groß in Aktion, dafür geben zahlreiche Mobster alles. Und auch Ronnie sorgt für reichlich Ärger, denn seine Gedanken drehen sich ausschließlich um Geld, Drogen und Sex, wofür es natürlich reichlich Geld braucht. Dass in diesem düsteren Southern Noir oder American Noir nur selten mit offenen Karten gespielt wird, trägt zu einigen Wendungen bei. Hier überrascht der Autor ein ums andere Mal gekonnt.
Kurzum: Ein actionreicheres – und durchaus nachdenklich stimmendes – Roadmovie wird man dieses Jahr kaum im Buchregal finden.
- Autor: S. A. Cosby
- Titel: Blacktop Wasteland
- Originaltitel: Blacktop Wasteland. Aus dem amerikanischen Englisch von Jürgen Bürger
- Verlag: ars vivendi
- Umfang: 320 Seiten
- Einband: Hardcover
- Erschienen: März 2021
- ISBN: 978-3-7472-0220-3
- Sonstige Informationen:
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Wertung: 13/15 dpt