Isabel Allende – Was wir Frauen wollen (Buch)
Das neue Buch „Was wir Frauen wollen“ von Isabel Allende ist kein fiktiver Roman, sondern beschäftigt sich auf sehr persönliche Weise mit dem Thema Feminismus. Die berühmte chilenisch-US-amerikanische Schriftstellerin blickt im Alter von 78 Jahren zurück: Beginnend bei ihrer Kindheit und Jugend, geprägt vom konservativ-katholischen Umfeld, erzählt sie von Frauen, die ihr in einer männerdominierten Welt stets ermutigend zur Seite standen oder Inspiration waren – familiär wie auch beruflich – und was es für sie über Jahrzehnte hinweg bedeutet hat, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Allende erzählt uns aus ihrer Perspektive, wie der Kampf um Gleichberechtigung begann, wie es heute darum steht und was noch zu tun bleibt.
Isabels leiblicher Vater verließ die Familie als sie klein war. Mit ihrem Stiefvater sowie Großvater, bei dem Isabel viel Zeit verbrachte, verstand sie sich zwar gut, merkte aber schnell, dass Männer viele Privilegien genossen und Frauen wie ihre Mutter wenig zu sagen hatten. Damit wollte sie sich nicht abfinden und galt als freches und aufsässiges Kind. Es war ihr schon als Jugendliche ein Grundbedürfnis, die gleichen Möglichkeiten in der Gestaltung ihres Lebens zu haben:
Auf den Begriff Feminismus stieß Isabel Allende erstmalig mit Anfang Zwanzig, erzählt die Schriftstellerin. Sie begann 1967 als Journalistin bei einer Frauenzeitschrift zu arbeiten, um auf Missstände der Gleichberechtigung aufmerksam zu machen, oder “die chilenische Scheinheiligkeit zu erschüttern”, wie sie es selbst formuliert. Hierbei verfolgte sie eine besondere Strategie:
Was ihr damals gelang, ist auch ein großes Plus des aktuellen Buchs: Neben harten und oft erschütternden Fakten bietet es zahlreiche Anekdoten, die mit einem Augenzwinkern erzählt werden und dem brisanten Thema etwas Schärfe nehmen. Und zu erzählen hat die Autorin viel, zum Beispiel von ihren drei Ehen, der Erfüllung, die sie in ihrem Beruf findet und von sozial-politischen Entwicklungen. Der Fokus liegt neben den eigenen Erfahrungen auf Frauen, die Isabel Allende Zeit ihre Lebens inspiriert haben, was auch der Originaltitel des Buchs in der wörtlichen Übersetzung besser auf den Punkt bringt: Frauen meiner Seele – über ungeduldige Liebe, langes Leben und gute Hexen. Deutlicher wird darin auch, dass Isabel Allende keinesfalls nur Vergangenes thematisiert: Der Begriff der Hexe erfährt im Feminismus eine Renaissance und bezeichnet eine selbstbestimmt lebende Frau. (Vgl. z. B. Cécile Calla in der ZEIT: Die Rückkehr der Hexen.) Aktuell ist auch, was die Autorin über ihre Enkelkinder schreibt. Was einer Großmutter in Kalifornien da so leicht über Lippen kommt, ist hierzulande wohl kaum denkbar:
Bewundernswert ist Isabel Allendes Mut und wie sie es Zeit ihres Lebens geschafft hat, mit den Erwartungen, die an sie gestellt werden, zu brechen. Sie geht ihren eigenen Weg und ermutigt andere, es ihr gleichzutun und sich über Tabus hinwegzusetzen. So spricht sie zum Beispiel in „Was wir Frauen wollen“ ganz offen über ihr Sexleben – auch im Alter.
Nicht nur für Fans von Isabel Allende: „Was wir Frauen wollen” ist ein Buch für alle, die sich für andere einsetzen oder lernen wollen, wie man so etwas macht. Für Leserinnen und Leser, die sich über Missstände informieren möchten und wissen wollen, wie sie Frauen weltweit unterstützen können. Und last but not least: „Was wir Frauen wollen“ ist ein Buch für alle, die noch immer nicht begriffen haben, dass Feminismus nicht der Kampf gegen Männer, sondern für die Gleichberechtigung aller Menschen ist.
- Autorin: Isabel Allende
- Titel: Was wir Frauen wollen
- Originaltitel: Mujeres del alma mía – sobre el amor impaciente, la vida larga y las brujas buenas
- Übersetzung: Svenja Becker
- Verlag: Suhrkamp
- Erschienen: Februar 2021
- Einband: Hardcover
- Seiten: 184
- ISBN: 978-3-518-42980-8
- Sonstige Informationen:
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Wertung: 14/15 dpt