Hey Palsson – Die Mäuse und der Übermut (Roman)

Hey Palsson – Die Mäuse und der Übermut

Hey Palsson - Die Mäuse und der Übermut Cover
© Tredition

Wir bekommen als Redaktion öfters ungefragt, manchmal angefragt, Rezensionsvorschläge oder pdfs zugesandt, mit der Bitte darüber zu berichten. Wie das am besten funktioniert, haben wir bereits einmal in einer (vielleicht nicht ganz ernst zu nehmenden) Anleitung zusammengefasst. Dieser Tage ist wieder eine Rezensionsanfrage hereingetrudelt, welche ich aber gerne angenommen habe.

“Die Mäuse und der Übermut” handelt von einer Gruppe von Aussteigern, welche in einem heruntergekommenen Viertel im Norden einer namenlosen Stadt, in einer nicht näher definierten Zeit lebt. Der namenlose Protagonist samt Hund Mira, Val und Mill bewohnen dort eine Dachgeschosswohnung und machen das Beste aus den Umständen. Dies bedeutet meist das Trinken von Unmengen an billigen Alkohol und das Philosophieren bis weit in den Morgengrauen. Jeden Freitag veranstaltet das Trio in ihrer Wohnung einen öffentlichen Badetag, da es dort die einzige Badewanne im Viertel gibt. Alle anderen Wannen wurden aus den Wohnungen entfernt sowie das Wasser rationiert, damit die Anrainer das nahe und kostenpflichtige Strahlbad benutzen. Das Viertel soll nach und nach von Reichen besiedelt und “aufgehübscht” werden. Der Zorn ob dieses Vorhabens ist zwar beständig vorhanden, doch die Rebellion lässt auf sich warten und wich der Stagnation. Schließlich kommen die Drei irgendwie über die Runden, nicht zuletzt Dank des Zusammenhalts im Viertel, samt Barbesitzer Rezno und dem Gemischtwarenhändler Feyo.

Wahrscheinlich wäre das Leben ewig so weitergelaufen, wenn nicht doch langsam die Idee zur Veränderung immer vehementer aufkeimt. Den Ausschlag zum Gegenschlag gegen das Establishment gibt letztlich die junge und geheimnisvolle Tiff.

Der Klappentext des 248 Seiten langen Romans hat mich aufmerksam werden lassen. Eine Gruppe (junger?) Menschen, welche sich gegen die bewusste Zerstörung von leistbaren Wohnraum stellt, nur damit neue Luxusviertel entstehen können. Die immer weiter aufklaffende Schere zwischen Arm und Reich, in Zeiten der Pandemie zusätzlich befeuert, ist ein allseits gegenwärtiges Thema. Anstatt dieses Problem nachhaltig zu lösen, vergeben Politik, Arbeitsmarkt aber auch mögliche Arbeitnehmer, kontinuierlich Chance um Chance. Während ich mich persönlich ob meines Arbeitsplatzes und der sozialen Absicherung nicht beschweren darf und werde, gibt es genug Menschen, welche ökonomisch größere Herausforderungen zu stemmen haben und alles was dazu gehört. Die Wut auf “die da oben” ist dennoch nachvollziehbar und dem Autor, welcher mit einem Synonym sein Werk veröffentlicht, gelingt es, Sympathie und Verständnis für diese Gruppe an “Gammlern” (Zitat Klappentext) zu erzeugen. Ich habe mich beim Lesen des Romans immer wieder dabei erwischt, gerne die Rollen zu tauschen. Weg von der Sicherheit des Alltags und hinein in das Leben ohne großartigen Verpflichtungen ohne zu wissen, was der nächste Tag bringt. Das mag zwar verklärt romantisch klingen, ist aber wohl der Wunsch Vieler, einfach einmal aus unserer Leistungsgesellschaft auszubrechen. Eine Reise ans Meer machen, einfach wenn man Lust darauf hat oder den Rausch des Vorabends ohne Bedenken ausschlafen zu können.

Solche Geschichten sind nicht neu oder etwas Außergewöhnliches, eben weil es Realität ist. Ohne konkrete Orts- und Zeitangaben zu machen, wird die Leserschaft gewiss Parallelen im Umfeld feststellen können. Ohne jetzt groß auf das Ende des Buches eingehen zu wollen und die Taten der Clique verherrlichen zu wollen, ist es dennoch nachvollziehbar warum es so weit kommen kann. Diese (Selbst-) Reflektion sollte beim Lesen und darüber hinaus einsetzen.
Das mag mitunter die Intention des Autors gewesen sein und hat zumindest bei mir funktioniert.

Fazit:
“Die Mäuse und der Übermut” handelt vom ewigen Unterschied zwischen arm und reich, respektive der Frage ob man die Situation so hinnimmt oder ein Aufstand Sinn macht. Hey Palsson erzählt von einer sympathischen Clique in einer unsympathischen Welt.

  • Autor: Hey Palsson
  • Titel: Die Mäuse und der Übermut
  • Verlag: Tredition
  • Erschienen: 09.03.2021
  • Einband: Taschenbuch
  • Seiten: 248
  • ISBN:978-3-347-26657-5
  • Sonstige Informationen:
    Produktseite
    Autorenseite
    Erwerbsmöglichkeiten


    Wertung: 10/15 dpt

Teile diesen Beitrag:
Schreibe einen Kommentar

Hinweis: Mit dem Absenden deines Kommentars werden Benutzername, E-Mail-Adresse sowie zur Vermeidung von Missbrauch für 7 Tage die dazugehörige IP-Adresse, die deinem Internetanschluss aktuell zugewiesen ist, in unserer Datenbank gespeichert. E-Mail-Adresse und die IP-Adresse werden selbstverständlich nicht veröffentlicht oder an Dritte weitergegeben. Du hast die Option, Kommentare für diesen Beitrag per E-Mail zu abonnieren - in diesem Fall erhältst du eine E-Mail, in der du das Abonnement bestätigen kannst. Mehr Informationen finden sich in unserer Datenschutzerklärung.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ähnliche Beiträge

Du möchtest nichts mehr verpassen?
Abonniere unseren Newsletter!

Total
0
Share