Hannah Brinkmann – Gegen mein Gewissen (Graphic Novel)
Die Graphic Novel “Gegen mein Gewissen” von Hannah Brinkmann ist im November 2020 im avant-verlag erschienen. Sie greift die Thematik des Wehrdienstes und der Verweigerung eines solchen auf. Das Ganze anhand eines traurigen, emotionalen Beispiels: ihrem eigenen Onkel Hermann Brinkmann. Berechtigterweise wird folgender Artikel aus dem Grundgesetz immer wieder im Werk zitiert: „Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden.“ (Artikel 4 Absatz 3 des Deutschen Grundgesetzes)
Die Bundesrepublik Deutschland begreift sich weniger als zehn Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg wieder als militärische Kraft. Im Jahre 1956 wurde die Bundeswehr neu gegründet und sie verpflichtet Generationen junger Männer zum Dienst an der Waffe. Das Grundgesetz sah eine Verweigerung des Wehrdienstes aus Gewissensgründen vor, doch diese galt selbst zu Zeiten von Willy Brandts Kanzlerschaft noch als “systemzersetzend”.
Als Verweigerer musste man beweisen, was das Gewissen plagt und wieso, weshalb und überhaupt. Das alles vor Gutachtern, denen die Bundeswehr mehr galt, als das Wohl der Rekruten. Einer dieser jungen Männer war Hermann Brinkmann, schon früh überzeugter Pazifist. Er wurde 1973 eingezogen und wehrte sich vergeblich gegen den Einberufungsbefehl. Während der Grundausbildung nahm er sich das Leben.
Das Debüt “Gegen mein Gewissen” von Hannah Brinkmann ist mit dem Leibinger-Preis nominiert worden und greift das Schicksal ihres Onkels auf. In den 1970ern löste das Schicksal bundesweit Schlagzeilen und eine Debatte über die Rechtmäßigkeit der Gewissensprüfung aus.
Als Leser hat man das Gefühl eine gut recherchierte Geschichte zu lesen, samt einigen Details, die ich nur vom Hörensagen kannte. Beispielsweise wie schlimm die Gewissensprüfung ist, sollte man diese antreten müssen. Glücklicherweise für Millionen Menschen ging es zu meiner Zeit schon erheblich leichter. Nicht auszudenken, was sonst passiert wäre.
Die Geschichte bringt eine natürliche Schwere mit. Es ist ein ernstes Thema und ein immer wiederkehrendes. Heutzutage vielleicht nicht mehr so gravierend aber, vermutlich noch immer, vorhanden. Das Schicksal berührt und man kann sich nicht vorstellen, wie sich die Familie gefühlt haben muss. Oder Hermann Brinkmann selbst. Eine solch innere Zerrissenheit ist nur selten ertragbar. Das Leid hat Ausmaße angenommen, die erkennbar sein sollten – selbst damals schon. Gut, dass die Autorin versucht es auf diese Weise zu verarbeiten und es bleibt zu hoffen, dass es ihr gelingt. Ein gute, berührende Geschichte mit einer Intensität, die ich mir nicht habe vorstellen können.
- Autor: Hannah Brinkmann
- Titel: Gegen mein Gewissen
- Verlag: avant-verlag
- Erschienen: 11/2020
- Einband: Hardcover
- Seiten: 232
- ISBN: 978-3-96445-040-1
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Wertung: 13/15 dpt