Nur ein einziges Leben
Wie führt man Jugendliche und Kinder an ein schwieriges Thema wie Krieg oder Verfolgung heran? Diese Frage hat sich wohl Regisseur Ben Cookson gestellt, welcher in seinem Film “Nur ein einziges Leben” die Verfolgung von Juden in Frankreich thematisiert.
Die Handlung basiert auf dem Jugendbuch “Warten auf Anya” des britischen Autors Michael Morpurgo und ist in Südfrankreich des Jahres 1942 angesiedelt.
Während der Norden des Landes bereits fest in deutscher Hand ist, verläuft das Leben in den Pyrenäen noch einigermaßen in geregelten Bahnen. Der Hirtenjunge Jo lebt ein unbeschwertes Leben, wo er beim Schafehüten Comics liest und im kleinen Heimatdorf gemeinsam mit seiner Mutter, seiner jüngeren Schwester und dem Großvater lebt.
Nach einem Zwischenfall mit einer Bärenmutter, trifft Jo auf einen fremden Mann, der das Bärenjunge mitnimmt. Der Hirte (gespielt von Noah Schnapp, “Stranger Things”) verfolgt jedoch den Fremden, welcher Unterschlupf im abgelegenen Bauernhof der Witwe Horcada (Anjelica Huston) findet.
Benjamin (Frederick Schmidt) erklärt Jo, dass er Jude sei und vor den Nazis flüchten musste. Er wartet hier auf seine Tochter Anya. Die beiden wurden an einem Bahnhof getrennt und wollen gemeinsam über die Pyrenäen in das freie Spanien flüchten. Es stellt sich heraus, dass bereits andere Kinder den Weg zu diesem Bauernhof gefunden haben und darauf warten, dass sie von Benjamin über die Grenze gebracht werden.
Die Lage spitzt sich allerdings zu, als eine Garnison der Nationalsozialisten Stellung in dem kleinen Dörfchen bezieht. Die Regeln sind schnell erklärt: wer mit dem Feind kollaboriert, wird exekutiert. Über die Zeit hinweg, arrangiert man sich jedoch mit den Besatzern und Jo stellt sich berechtigterweise die Frage, was so schlimm an den Deutschen sei. Sie besuchen schließlich den Gottesdienst, verteilen Süßigkeiten und es gibt keine nennenswerten Probleme. Auch der behinderte Junge Hubert wird von den Nazis akzeptiert (wie wir wissen, war das nicht überall so). Der Wehrmachtskorporal (Thomas Kretschmann) interessiert sich hingegen für die hiesige Fauna und Flora und beobachtet mit den beiden Jungen sogar die Adler in den Bergen.
Hier kommen vor allem die beeindruckenden Naturaufnahmen sehr zur Geltung, während die musikalische Untermalung mit dem Streichorchester durchgehend zu aufdringlich ist.
Die Geschichte selbst, wird aus der Sicht von Jo erzählt. Der Hirtenjunge hat naturgemäß keine Vorstellung von Krieg und den Gefahren Nazi-Deutschlands, noch kann er sich vorstellen, warum Juden verfolgt werden. Jos ungetrübter Gerechtigkeitssinn und Hilfsbereitschaft sind der Antrieb für seine Handlungen, bei denen er sich mitunter selbst in Gefahr bringt. Nach und nach solidarisiert sich auch die restliche Dorfgemeinschaft mit dem Jungen und seinem Großvater, welcher selbst im ersten Weltkrieg gedient hatte. Jean Reno wird hier leider kaum gefordert und ist nur eine blasse Nebenfigur.
Durch den Zusammenhalt und Mut der Dorfbewohner, können viele Kinder gerettet werden, auch wenn es einige Rückschläge zu verkraften gilt. Nachdem der Film ab 12 Jahren freigegeben ist, verzichtet man weitgehend auf Gewalt- und Bedrohungsszenen. Die Dialoge sind auch für jüngeres Publikum weniger anspruchsvoll. Einige wichtige Informationen könnten dennoch besser ausgearbeitet werden. Exemplarisch sei hier die Vergangenheit des Großvaters, der Vater im Arbeitslager angeführt oder die Bedrohung der Wehrmacht, welche durchaus größer und brutaler war, als im Film dargestellt.
Fazit: “Nur ein einziges Leben” überzeugt mit einer beherzten Geschichte, einem tollen Jungschauspieler und wunderschönen Kulissen.
- Titel: Nur ein einziges Leben
- Originaltitel: Waiting for Anya
- Produktionsland und -jahr: UK/B 2020
- Genre: Drama, Kriegsfilm
- Erschienen: 11.03.2021
- Label: EuroVideoMedien
- Spielzeit:
105 Minuten auf 1 DVD
109 Minuten auf 1 Blu-Ray - Darsteller:
Noah Schnapp
Thomas Kretschmann
Jean Reno - Regie: Ben Cookson
- Drehbuch:
Toby Torlesse
Ben Cookson - Kamera: Gerry Fasbender
- Schnitt: Chris Gill
- Musik: James Seymour Brett
- Extras: Trailer
- Technische Details (DVD)
Video: Bildverhältnis 1,78:1 (16:9)
Sprachen/Ton: D, GB
Untertitel: D, GB - Technische Details (Blu-Ray)
Video: Bildverhältnis HD 1080p/24, 1,78:1
Sprachen/Ton: D, GB
Untertitel: D, GB - FSK: 12
- Sonstige Informationen:
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