Wer stört den Weihnachtsfrieden?
Commissaire Lacroix hat kurz vor Weihnachten kaum Arbeit, da stößt er auf eine kleine Notiz in der Tageszeitung „Le Parisien“. Auf dem Platz du Tertre in Montmartre wurde letzte Nacht die komplette Weihnachtsbeleuchtung gestohlen. Eigentlich ist seine Kollegin Rose Violet für das 18. Arrondissement zuständig, doch Lacroix bietet seine Unterstützung an. Zeugen gibt es nicht, dafür nur eine Nacht später den nächsten Vorfall: Die große Weihnachtstanne unterhalb von Sacré-Coeur wurde mit einer Axt gefällt. Eine ältere Dame will von ihrem Fenster zwei Leute gesehen haben, die vom Platz wegrannten. Eine erste Spur führt die beiden Ermittler zu dem einschlägig bekannten Maler Serge Foll, der sich hartnäckig gegen die Kommerzialisierung des Stadtteils sowie den Weihnachtstrubel wehrt.
Dritter Fall für den neuen Maigret
Nach „Lacroix und die Toten von Pont Neuf“ und „Lacroix und der Bäcker von Saint-Germain“ ist der vorliegende Band bereits der dritte Fall für jenen Ermittler, der nicht zufällig mit Maigret verglichen wird. Alex Lépic, Pseudonym eines großen Kenners des Gesamtwerkes von Georges Simenon und dessen legendären Ermittlers, transportiert einen der erfolgreichsten Kommissare aller Zeiten (die Gesamtauflage Simenons liegt bei über 500.000.000 verkauften Büchern) mit neuer Figur in die Gegenwart, ohne auf dessen Eigenarten zu verzichten. Ganz im Gegenteil. Lacroix raucht Pfeife, wenngleich nicht im aktuellen Fall, und begibt sich gerne zu Fuß durch seine geliebte Heimatstadt Paris, die die eigentliche Hauptrolle spielt. Passend zur Weihnachtszeit fällt zum ersten Mal seit Jahrzehnten sogar wieder Schnee.
Die vielen bekannten Plätze und Sehenswürdigkeiten, aber selbst kleine Nebenstraßen und ihre Bewohner werden atmosphärisch dicht in Szene gesetzt. So spielt das Bistro Chai de l’Abbaye eine wichtige Rolle im Leben des Protagonisten, was nicht nur am hervorragenden Essen und exklusivem Wein liegt. Nein, dort gibt es ein Festnetztelefon, über welches der Kommissar mangels eigenem Mobiltelefon häufig erreichbar ist. Überhaupt sucht man moderne Technik hier vergebens, stattdessen geht es meist beschaulich zur Sache. Es wird gegessen und getrunken, Zeugen werden befragt und den wenigen Spuren nachgegangen.
„Ich würde gerne mit den Malern sprechen“, sagte Lacroix.
„Tu, was du nicht lassen kannst.“
„Kannst du mich begleiten? Dich kennt man hier.“
„Du bist Lacroix. Ganz Paris kennt dich!“
Neben der Stadt der Liebe und dem jeweils aktuellen „Fall“, ist auch der personelle Minikosmos in der Welt von Lacroix wie immer mit von der Partie. Hier zeigt der Autor augenzwinkernd seine Vorliebe für die Schauspielerei, denn es dürfte kein Zufall sein, dass die Reporterin des „Parisien“ Romy Schneider und der Bruder von Lacroix Pierre-Richard heißen. Einen Unterschied zum Original-Maigret gibt es dann doch: Dominique, die Ehefrau von Lacroix, ist nicht die große Unbekannte im Hintergrund, sondern spielt aktiv mit.
Für Fans von Maigret und Parisliebhaber ist die Lacroix-Reihe bestes Lesefutter, wenngleich der Krimiplot selbst nur eine überschaubare Spannung aufbaut. Aber darum geht es hier auch nur bedingt.
- Autor: Alex Lépic
- Titel: Lacroix und die stille Nacht von Montmartre
- Verlag: Kampa Verlag
- Umfang: 203 Seiten
- Einband: Hardcover
- Erschienen: Oktober 2020
- ISBN: 978-3-311-12517-4
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Wertung: 11/15 dpt