Wer erinnert sich noch an die alten Hollywood-Streifen wie “Spartacus” oder “Ben Hur”? Angesiedelt im römischen Reich, jubelt das Volk den Gladiatoren zu und je nach Stimmung des Herrschers überleben die Kämpfer das Spektakel – oder eben nicht.
Ähnlich dramatisch wird es im Deutschland der Zukunft. Zumindest zeigt uns Autor Burkhard Benecken diese Möglichkeit auf. In “Clan-Land” lernen wir den wenig charismatischen Strafverteidiger Lorenz van Bergen kennen. Er ist der Beste auf seinem Gebiet. Doch dieses ist nicht nur die Justiz alleine, sondern vor allem das Showbusiness. Im Jahr 2044 sind Prozesse groß aufgezogene Veranstaltungen, welche im Internet übertragen werden. Die Zuseher können letztlich sogar den Ausgang der Verhandlung beeinflussen. Mittels App wird entschieden, ob der Angeklagte freigesprochen wird oder mittels Todesstrafe das Zeitliche segnet.
All das ist nur deswegen möglich, da die rechtsradikale “Zero Tolerance Partei” nun das Sagen hat und dabei einen äußerst nationalistischen Kurs fährt. Gleichzeitig hat man sich vehement dem Klimaschutz verschrieben. Klingt schon fast ein bisschen zu paradox oder?
Der Protagonist ist also ein äußerst erfolgreicher und reicher Strafverteidiger. Daneben ist er zwar verheiratet, hat aber mit dem gesellschaftlichen Verpflichtungen weniger am Hut, als seine Frau. Nachdem er wieder einmal einen aussichtslosen Fall gewonnen hat, wird er abgepasst und in die Enklave Neu-Essen eingeladen. Was hat es damit auf sich?
In den 2033er-Jahre wurde der muslimischen Bevölkerung gestattet, eigene Städte zu gründen, wo sie unter sich bleiben sollte. Allerdings war dies mit Repressalien verbunden, unter anderem dem Verlust der deutschen Staatsbürgerschaft. Verantwortlich für diese zwei Siedlungsgebiete sind Clan-Familien.
Der Anführer von Neu-Essen ist Abdelkarim Al-Zahidi, welcher Lorenz die Stadt und die Kultur näher bringt. Wider Erwarten leidet die Bevölkerung nicht unter Hunger oder Angst und der Strafverteidiger beginnt sich immer mehr mit dem Clan und der der Mentalität anzufreunden. Ohne groß auf das Ende eingehen zu wollen, kann man sich aber sicherlich denken, dass die Sache wohl nicht allzu gut ausgeht.
“Tiere haben eine große Symbolkraft für uns”, sagte er. “Für mich ist der Falke das Zeichen für die Verbundenheit mit meiner Kultur.”
Wer beim Namen des Autors Burkhard Benecken hellhörig wurde, wird den Strafverteidiger möglicherweise aus Fernseh- und Radioshows kennen. Er ist einer der bekanntesten Anwälte und hat sich auf die Verteidigung von sogenannten Clans spezialisiert. Andererseits gehören auch Prominente wie Gina-Lisa Lohfink zu seinen Kunden.
Die Frage, welche sich mir nun nach Lektüre des Buches gestellt hat – warum schreibt ein Strafverteidiger so ein Buch? Will er tatsächlich auf das Problem der “Sippenhaftung” aufzeigen? Wenn ja, passiert das zu undeutlich beziehungsweise zu spät im Buch. Ist eher die Warnung an das Abdriften in einem totalitären und nationalistischen Statt im Vordergrund? Ja, der Spiegel der Gegenwart wird schon deutlich gezeigt.
Nachdem mir Lorenz van Bergen eher unsympathisch und zu naiv in seinen Entscheidungen war, ließ mich das Ende des Buches, auch mit mehr Fragezeichen als zuvor, zurück. Der Spannungsaufbau funktionierte aber allemal.
- Autor: Burkhard Benecken
- Titel: Clan-Land
- Verlag: Benevento
- Erschienen: 10/2020
- Einband: Hardcover
- Seiten: 388
- ISBN: 978-3-7109-0111-9
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Fazit:
Burkhard Benecken zeichnet in “Clan-Land” ein düsteres Zukunftsszenario. Deutschland gegen Muslime, welche in Clans organisiert sind sowie inszenierte Gerichtsverhandlungen als Belustigung für das Volk. Die Gefühlslage ist eine Mischung aus Spannung, Schrecken und Verwunderung, somit gut unterhalten.
Wertung: 10/15 dpt