Borat Anschluss Moviefilm (VOD)

Borat 2 Filmplakat

Die Vereinigten Staaten von Amerika befinden sich im großen Finale des Wahlkampfs zur Präsidentschaft. Was haben wir nicht für aberwitzige Aussagen und TV-Duelle erleben dürfen. Man könnte fast meinen, bereits alles gesehen zu haben. Doch halt, da gibt es ja doch noch etwas:

“Borat – Anschluss Moviefilm” ist die direkte Fortsetzung der 2006 erschienen fiktionalen Dokumentation über den vermeintlichen kasachischen Journalisten.

Was hat also den britischen Komiker Sascha Baron Cohen dazu veranlasst, 14 Jahre später sein alter Ego nochmals auf Weltreise zu schicken?

Wie schon erwähnt, Amerika wählt.

Der Beginn der Mockumentary ist, gerade wenn man Teil 1 gesehen hat, sehr klamaukhaft gestaltet. Borat wurde aufgrund der Ereignisse in den Gulag (nein, kein Gulasch!) gesteckt, um dort seine Strafe dafür zu büßen, dass er die glorreiche Nation Kasachstan der Lächerlichkeit preisgegeben hat. Um diesen Umstand wieder umzukehren, soll der Kulturminister, Johnny der Affe, als Geschenk nach Amerika geliefert werden.

Bevor er aufbricht, besucht Borat sein Heimatdorf um ansehen zu müssen, dass sein Nachbar mittlerweile seine Rolle als Vater und Ehemann eingenommen hat. Seine 15-jährige Tochter (genannt nicht-männlicher Sohn) Tutar, will mit nach Amerika um zwangsverheiratet zu werden und ein Leben wie Prinzessin Melanie zu führen. Hier sehen wir das Ehepaar Trump in einer herrlich perfiden Disney-Deepfake-Version.

Borat in einer typisch amerikanischen Gemischtwarenhandlung. © Screenshot Amazon

Borats Reise nimmt also mittels rostigem Dampfer seinen Lauf um die Welt, warum das so ist erfahren wir gegen Ende des Films. Mit an Bord ist als blinde Passagierin seine Tochter, der Affe als geplantes Geschenk für den Vizepräsidenten hats leider nicht geschafft.

Nachdem Cohen mit seiner Figur Borat (aber auch später als Brüno) große Bekanntheit in Amerika erlangt hat, erkennen ihn natürlich zahlreiche Menschen auf der Straße. Dies ist natürlich denkbar schlecht für sein Filmprojekt. Daher erleben wir in den nächsten 80 Minuten zahlreiche Verkleidungen, eine kaum weniger klischeehaft als die andere.

Nachdem also der Affe nun nicht als Geschenk überreicht werden kann, muss also Tochter Tutar herhalten. Kontakt mit dem heimatlichen kasachischen Ministerium erfolgt über die gute alte Faxverbindung. Um die Tochter standesgemäß zu transportieren, will Borat einen Käfig besorgen und schon in diesen ersten Szenen in den US&A, wird das teils krude Sittenbild mancher Amerikaner sichtbar. Genau deswegen macht Cohen Filme wie diesen.

Er bekommt auch eine Antwort auf die Frage, welche Flasche Propangas am besten geeignet ist, um die meisten Mexikaner um die Ecke zu bringen.

Sasha Baron Cohen als Donald Trump verkleidet. © Screenshot Amazon

Teilweise bleibt man erstarrt sitzen und frägt sich, ob diese Frage gerade wirklich gestellt wurde. Noch erstaunter ist allerdings die Tatsache, eine ernstgemeinte Antwort bekommen zu haben. Das zieht sich ebenfalls in weiterer Folge durch. Egal ob es nun bei einer Debütantinnenball-Veranstaltung ist, einem Auftritt von Mike Pence, einem Treffen republikanischer Frauen, einer Veranstaltung von QAnon oder dem Zusammentreffen mit Trumps Anwalt und dem ehemaligen Bürgermeister von New York, Rudy Guiliani – der Drang sich Fremdschämen zu müssen, ist teils riesig.

 

“Wer ist gefährlicher? Covid oder die Demokraten?”

Borat recherchiert in einem QAnon-Forum. © Screenshot Amazon

 

Sehr bezeichnend sind auch die Szenen bei Jerry und Jim. Bei diesen Typen hat sich Borat einquartiert, da es in Amerika pandemiebedingt auch einen Lockdown gab, und er nicht weiter wusste. Er fragte die beiden: “Wer ist gefährlicher? Covid oder die Demokraten?”. Na, könnt ihr euch die Antwort vorstellen? Diese vielleicht schon, die Begründung dafür ist aber umso abstruser.

Die zahlreichen verschiedenen Interviewpartner und Stationen scheinen nur lose und mehr schlecht als recht, zusammen zu gehören. Das tut dem (vermeintlichen) Spaß dennoch keinen Abbruch. Cohen pickt sich ein Thema oder ein Vorurteil heraus und hält der ausgewählten, amerikanischen Bevölkerung den Spiegel vors Gesicht.

Borat und Tochter Tutar wollen sich über eine Abtreibung erkundigen. © Screenshot Amazon

Erstklassige Unterstützung erhält er dieses Mal von der 24-jährigen Maria Bakalova, welche seine Tochter Tutar spielt. Getrieben vom Drang eine gute und unterwürfige Tochter zu sein, beginnt sie schnell sich zu emanzipieren und dem skurrilen Regelbuch zu entfliehen. Die gespielte Naivität, welche die gebürtige Bulgarin, gerade zu Beginn des Films an den Tag legt, ist verblüffend. Gerade die Szenen mit Guiliani und dem Frauenarzt waren wohl doch etwas herausfordernd.

Dabei sei zu bedenken, dass viele dieser Szenen, gleich beim ersten Mal funktionieren müssen. Augenscheinlich hat es das auch getan.

Was nur minder gut funktioniert, ist die deutschsprachige Synchronisation. Die ist bemüht, keine Frage, aber der Film lebt einfach auch sehr von Cohens Fantasie-Dialekt. Amazon, als weltweiter Vertriebspartner, gibt euch die Möglichkeit verschiedenster Audio- und Untertitelspuren.

Fazit:
Freilich muss man Fäkalhumor nicht mögen, der gehört aber auch zu “Borat Anschluss Moviefilm” wie die zahlreichen Beispiele einer verblendeten Parallelgesellschaft innerhalb der amerikanischen Bevölkerung. Die Themen Präsidentschaftswahlen und Covid-19 sind ein Garant für Unterhaltung und Reflektion, hoffentlich Letzteres mehr und hoffentlich bei der gewünschten Zielgruppe auf der anderen Seite des großen Teichs.

  • Titel: Borat Anschluss Moviefilm
  • Originaltitel: Borat Subsequent Moviefilm
  • Produktionsland und -jahr: USA 2020
  • Genre: Dokumentation, Mockumentary
  • Erschienen: 23.10.2020
  • Label: das Filmlabel
  • Spielzeit: 96 Minuten
  • Darsteller:
    Sascha Baron Cohen
    Maria Bakalova
  • Regie: Jason Woliner
  • Drehbuch: Sascha Baron Cohen
    Anthony Hines
  • Kamera: Luke Geissbuhler
  • Musik: Erran Baron Cohen
  • FSK: 16
  • Sonstige Informationen:
    Produktseite
    Erwerbsmöglichkeiten

Wertung: 11/15 dpt

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