Tenet (Action, Spionage) (Film)

Es war wieder mal Zeit für Kino. Einige Lichtspielhäuser öffneten nach dem unsäglichen, weltweiten Lockdown wieder ihre Pforten und der Geruch von frischem Popcorn lässt Hoffnung auf gute Unterhaltung aufkeimen. Ist dem aber auch so?

Als mit August 2020 wieder etwas Leben in die Kinolandschaft Europas kommt, sind kaum aktuelle Filme im Verleih. Zumindest was den sogenannten Mainstream- oder Blockbuster-Sektor betrifft. In Programmkinos finden sich ja ganzjährig wahre Perlen.

Warner Bros. wagte nun also das Experiment und veröffentlichte den Blockbuster “Tenet” von Christopher Nolan erstmals in Europa und weiteren Regionen der Erde, wo Kinos geöffnet sind. Anders verhält es sich da mit Disney, welchen ihren Sommerhit “Mulan” direkt auf die eigene Streamingplattform verfrachtete – zusätzliche Gebühr inklusive.

Nun aber zum eigentlichen Film des US-britischen Regisseurs, welcher spätestens seit der “Dark Knight”-Trilogie und “Inception” zu den ganz Großen in Hollywood gehört.

Stellt euch jedenfalls mal darauf ein, dass ihr den Kinosaal beim ersten Ansehen mit einem großen Fragezeichen verlassen werdet. Das ist allerdings nur teilweise schlimm.

Der Protagonist (Mitte, John David Washington) und Neil (Robert Pattison) geben sich als Kunden eines Zollagers aus. - © Warner Bros.

“Tenet” ist ein richtiger Mindfuck! Das bestätigten auch meine Freunde nach dem Kinobesuch. Schon die Eröffnungsszene in der Oper von Kiew ist wahnsinnig beeindruckend. Angefangen vom treibenden Score des schwedischen Komponisten Ludwig Göransson und der dynamischen Kameraführung des Niederländers Hoyte van Hoytema, ist hier die heile Popcorn-Welt noch in Ordnung. Hat man sich, wie wir, für die IMAX-Version des Films entschieden, wird man mit mehr Bilddetails und sattem Sound belohnt.

Der namenlose Protagonist des Films (das bleibt er auch den Rest davon) wird bei diesem Einsatz festgenommen und gefoltert. Anstatt auszupacken, schluckt er eine Selbstmordpille. Wie sich herausstellte, war dies nur ein Test und der Agent wird daraufhin der mysteriösen Abteilung “Tenet”zugeteilt. Von einer Wissenschaftlerin erfährt der Protagonist, dass Personen in der Zukunft die Entropie (thermodynamische Zustandsgröße) von Objekten invertieren (umkehren) können. Somit wird eine Pistolenkugel beispielsweise nicht abgeschossen, sondern von der Waffe eingefangen. Na, alles klar soweit?

Keine Sorge, die Wissenschaftlerin sagt es selbst zum Protagonisten (und wohl auch mit Wink ins Publikum: “Sie müssen das nicht verstehen”.)

Nachdem die invertierten Objekte alle Radioaktivität ausstrahlen, befürchtet man, dass in der Zukunft eine riesige atomare Explosion die Menschheit vernichtet. Somit ist es die Aufgabe des Protagonisten, einen Nuklearkrieg zu verhindern. Na, wenns weiter nichts ist.

“Wie würden sie gern sterben?”
“Alt.”
“Sie haben den falschen Beruf gewählt.”

Ihm eilt der Agent Neil (Robert Pattison) zu Hilfe, wo nun beide gemeinsam gegen den skrupellosen Sator vorgehen, der das Wissen um diese Zukunft, für seine böswilligen Zwecke nutzen will.

Kenneth Branagh als Sator - © Warner Bros.

Zu meinen Höhepunkten des Films gehört eine der folgenden Szenen, in dem der Regisseur eine waschechte Boeing 747 Frachtmaschine in ein Gebäude rammen lässt. Generell sind computergenerierte Aufnahmen erfreulicherweise kaum erkennbar. Christopher Nolan setzt hier auf bewährte Oldschool-Techniken, ebenso bei den teilweise rasanten Prügel- und Autoszenen. Aber genau deswegen, sollte man sich solche Filme auf der großen Leinwand ansehen.

Ich will in weiterer Folge gar nicht viel mehr auf die Handlung eingehen, es wäre einerseits zu komplex alles zu erklären und andererseits bleibt somit die Spannung für euch aufrecht. Wer danach etwas im Internet herumsucht, stößt schnell auf das sogenannte “Sator”-Quadrat (so heißt zufälligerweise auch der Gegenspieler) und es tun sich einige Querverweise aus.

Kat (Elizabeth Debicki) ist in ihrer Ehe nicht mehr glücklich - © Warner Bros.

Während die Handlungsidee durchaus innovativ ist, mit Szenen die in der Zukunft und Vergangenheit spielen um sich an gewissen Punkten zu überschneiden, folgen manche Aspekte dem üblichen Filmschema: der Bösewicht will seinen Willen durchsetzen, weil bekommt er diesen nicht, soll ihn auch kein anderer bekommen. Es gibt allerdings auch keine Lovestory oder dergleichen. Somit bleiben aber auch manche Charaktere relativ blaß, Stichwort: Kind. Auch verfolgt der Protagonist akribisch sein Ziel und lässt sich kaum zu einer Gefühlsregung hinreißen. Aus schauspielerischer Sicht ist dem Ensemble aber kein Vorwurf zu machen, auch nicht dem ziemlich sinnbefreiten Kurzauftritt von Sir Michael Caine.

“Ziemlich… kühn.”
“Mit ‘kühn’ komm’ ich klar, ich dachte sie sagen ‘verrückt’.”

Im Laufe des Filmes wird man den ein oder anderen Aha-Effekt verspüren, wo dann Szenen klarer erscheinen. Allerdings funktioniert das nur, wenn ihr wirklich aufmerksam den Film verfolgt. Rumgefummel oder langwieriges Popcorntütengeraschel führen unweigerlich zu große Fragezeichen. Gerade die Finalszenen sind absolut beeindruckend und geben letztlich doch einige Antworten.

Fazit:
“Tenet” ist ein bombastischer Action-/Spionage-/Zeitfilm, wo allerdings höchste Konzentration des Publikums erforderlich ist. Dafür werdet ihr mit tollen Szenen, treibenden Soundtrack und guten Schauspielern belohnt.

  • Titel: Tenet
  • Originaltitel: Tenet
  • Produktionsland und -jahr: USA, UK 2020
  • Genre: Action, Spionage, Science-Fiction, Thriller
  • Erschienen: 26.08.2020
  • Label: Warner Brothers
  • Spielzeit: 150 Minuten
  • Darsteller:
    John David Washington
    Robert Pattison
    Elizabeth Debicki
    Kenneth Branagh
  • Regie: Christopher Nolan
  • Drehbuch: Christopher Nolan
  • Kamera: Hoyte van Hoytema
  • Schnitt: Jennifer Lame
  • Musik: Ludwig Göransson
  • FSK: 12
  • Sonstige Informationen:
    Produktseite
    Erwerbsmöglichkeiten

Wertung: 12/15 dpt

 

 

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