In der zweiten „Brokenwood“-Staffel nähert sich die Serie dem Werbespruch, der über dem Titel prangt ein ganzes Stück mehr: „Neuseelands Antwort auf Inspector Barnaby“. Die „Columbo“-Affinitäten, speziell Mike Shepherds Marotten betreffend, wurden zurückgefahren, stattdessen ermittelt ein gut aufeinander eingespieltes Team, dessen Timing, besonders was die Komik angeht, sehr stimmig ist, mehr oder minder gemütlich in pittoresken Mordfällen.
Ein Rugbytrainer wird ermordet, dessen Verlustserie, mit 50 verlorenen Spielen in Folge, tatsächlich extraordinär ist. Aber damit ist die Motivlage bei Weitem nicht erfasst. Im zweiten Fall wird in einer äußerst ambitionierten Amateurschauspieltruppe schändlich gemordet. Kleiner Gag am Rande: Der ewig gutgelaunte und äußerst sympathische Jared Morehu (Pana Hema Taylor) darf in der Aufführung den Hamlet geben. Als maorisches Naturtalent.
Danach findet Jared eine Hand in einem Krebsfangkorb. Der dazugehörende Rest taucht ebenfalls bald auf, was zu zahlreichen einhändigen Witzen führt. Ganz vorne als Comedians dabei sind Mike Shepherd und die burschikose Pathologin Dr. Gina Kadinsky. Doch auch Partnerin in Crime Kristin Sims darf die ein oder andere Pointe landen, während man den Umtrieben einer sehr suspekten Fischerfamilie folgt.
Zuletzt geht es um Country-Music, eines von Sergeant Shepherds Lieblingsthemen. Eine seiner hochgeschätzten Sangeskünstlerinnen wird nach einem Konzert ermordet aufgefunden. Dort hatte sie überraschend den Ausstieg aus ihrer Band und baldigen Abflug nach Nashville verkündet. Das schien jemand ganz und gar nicht gefallen zu haben. Dann verschwindet noch ein kleines Mädchen, Shepherd und seine Kollegen geraten mächtig unter Druck.
So mächtig der Druck halt sein kann in einer Serie, die durch ihre charmante Lässigkeit überzeugt. Zwar bleiben die Fälle mit einer Vielzahl von Verdächtigen lange Zeit offen, bis die Täter*innen überführt werden, doch Hochspannung oder gar zwingende Deduktion sieht anders aus. Das macht aber nichts, denn den gut aufgelegten Hauptfiguren zu folgen macht den Reiz der lakonischen Serie aus. Der junge DC Sam Breen bekommt mehr zu tun als in der ersten Staffel, was sich als bereichernd herausstellt. Von Jared hätte man sich noch mehr Beteiligung gewünscht, aber zumindest in zwei der vier Folgen spielt er eine entscheidende Rolle.
Weitere wichtige Nebenrollen haben die neuseeländische Landschaft, lokale Gepflogenheiten, Shepherds 71er Holden Kingswood und natürlich Country-Musik inne. An dieser Front bekommt Shepherd Unterstützung von der örtlichen Bibliothekarin Gloria, während Jared skeptisch bleibt. Auch, als Mike Shepherd ihm einen Rasta-Cowboyhut besorgen will.
„Brokenwood“ zum Zweiten bietet amüsante Unterhaltung auf fast schlafwandlerischem Niveau. Man sollte diese Leichtigkeit nicht unterschätzen. Sie wird gekonnt dargereicht und ist gerade in diesen aufreibenden Zeiten nicht hoch genug anzurechnen. Die Fälle sind unspektakulär, glänzen aber mit einem Haufen Lokalkolorit und ein bisschen Gesellschaftskritik, so ganz am Rande. Doch wichtiger sind die Figuren, ihr spielerisch-verspielter Umgang miteinander, eine Menge sanft-bissiger Komik und hoher Wertschätzung. Eine geradezu humanistische Serie mit viel Laissez-faire.
Cover & Szenenfotos © edel:Motion/Glücksstern
- Titel: Brokenwood – Mord In Neuseeland
- Originaltitel: The Brokenwood Mysteries
- Episoden: 4
- Produktionsland und -jahr: Neuseeland, 2015
- Genre:
Krimi, Komödie
- Erschienen: 24.05.2020
- Label: edel Motion
- Spielzeit:
ca. 352 Minuten auf 2 DVDs
- Darsteller:
Neill Rea
Fern Sutherland
Nic Sampson
Cristina Ionda
Jared Morehu - Regie:
Mike Smith
Murray Keane u.a. - Drehbuch:
Greg McGee - Extras: Featurette, Trailer
- Technische Details (DVD)
Video: 16:9
Sprachen/Ton: Deutsch, Engllisch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: Deutsch
- FSK: 12
- Sonstige Informationen:
Produktseite
Wertung: 11/15 tasmanische Teufel