Zwischen zwei Welten – Das Leben eines spielsüchtigen Polizisten (Biografie / Ratgeber)


Abbildung eines Polizisten geteilt mit Clownsgesicht, Spielkarten und SpielwürfelnDas Cover von “Zwischen zwei Welten – Das Leben eines spielsüchtigen Polizisten” sticht sofort ins Auge, schließlich zeigt es das geteilte Konterfei eben eines Polizisten in Uniform und andererseits die Darstellung Heath Leadgers “Joker”-Figur, welche für den Schauspieler ein unrühmliches Ende brachte. Wie sieht es nun für den Polizisten aus?

Einleitend möchte ich zwei Dinge vorausschicken: Ich finde persönliche Erfahrungsberichte immer etwas Besonderes und zolle jeder Autorin, jedem Autor meine Hochachtung für diese biografischen Erzählungen.

Andererseits arbeite ich im Brotberuf seit geraumer Zeit in einer psychiatrischen Klinik und kenne viele Biografien. Daher sehe ich wiederum das vorliegende Buch nicht nur aus der Sicht eines Rezensenten.

Der Autor bleibt anonym, was angesichts seines Berufs und seiner Erkrankung legitim ist. Schlussendlich tut ein Name auch nichts zur Sache. Er selbst nennt sich: Mo von Glückszone.

Begonnen wird mit der Biografie: aufgewachsen in einer Kleinstadt, Wohnsituation mit Eltern, Brüder und Großmutter im Zweifamilienhaus. Die schulischen Leistungen, wie alles weitere laut Selbstdefinition, sind mittelmäßig.

Ein vermögender Schulfreund bot den Einstieg in Marihuana- und Alkoholkonsum. Wahrscheinlich nichts allzu Ungewöhnliches im Leben eines Jugendlichen. Die geneigte Leserschaft möge daraus bitte nun keine Verharmlosung hineininterpretieren!

Später kamen noch andere Drogenexperimente dazu. Das gipfelte in der frühen Jugend zu einer Anzeige wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz.

Ein aufwühlender Brief des großen Bruders blieb in Folge auch nutzlos.

Nachdem der namenlose Protagonist clean von Drogen war, begann die Spielsucht mit nur 17 Jahren in den örtlichen Spielhallen. Während sich anfangs noch leicht Gewinne einfuhren ließen, war bei den Spielautomaten die Glückssträhne irgendwann vorbei und führte zu mächtigen Verlusten. Klar, wenn man schnell und mit vermeintlich wenig Einsatz größere Gewinne macht, ist dies sehr verlockend. Noch dazu als junger Mensch um sich ein paar schöne Dinge kaufen zu können.

Nachdem das eigene Kapital verzockt wurde, musste neues Geld her: von der Familie und Freunden. Meistens bekam er dies auf Bitten zur Verfügung gestellt (wo ich eher den Ausspruch kenne: “Bei Geld hört sich die Freundschaft auf”) und später auch durch Diebstahl.

Einer der wichtigsten Therapieansätze bei psychischen Erkrankungen ist der dahinterliegende Grund dafür. Klar, behandelt man erstmals Symptome – aber das tatsächlich wichtige ist der Auslöser. Diesen zu finden ist oftmals sehr schwierig – auch weil es erforderlich ist, sich intensivst mit sich selbst zu beschäftigen. Der Autor behandelt diesen Punkt in einer Seite unter dem Kapitel “Erklärungsversuche”. Gefühlsmäßig ist mir das zu wenig, vor allem weil es anderen Patienten eher hilft Ähnlichkeiten zu entdecken.

Wie man nun zu Geld kommt um sein Suchtverhalten zu finanzieren, muss wohl nicht derart detailliert dokumentiert werden, wie es hier passiert: schlichtweg deswegen, weil Betroffene diese Problematik so oder so aus eigener Erfahrung gut genug kennen.

Später gings dann weiter in eine Großstadt – natürlich mit der ständigen Möglichkeit zu zocken. Ein Herzinfarkt mit 23 Jahren ist ein weiterer einschneidender Schnitt gewesen, doch auch dieser war zu wenig, um das eigene Leben näher zu reflektieren. Auch hier das Verständnis: ohne professionelle Hilfe geht es kaum.

It’s all about the money

Spannend finde ich schon die Konstellation, dass man (egal mit welcher Suchterkrankung) bei der Polizei anfangen will und noch viel spannender, dass es trotz diverser Testungen auch möglich ist. Nachdem der Verdienst bei der Polizei nicht so schlecht sein dürfte, war auch weiterhin genug Geld da um der Sucht zu frönen.

Wie schon erwähnt, wird sehr detailliert berichtet, wie die Beschaffung von Geld stattfand.

Ein weiterer ausführlicher Aspekt des letzten Drittels dreht sich um die Hobbies des nunmehrigen Polizeioberkommissars. Auch hier gibt es zahlreiche Versuche, die passende Freizeitbeschäftigung zu finden. Zuletzt waren da diverse Finanzierungsprojekte (wie Kleinkredite und Kryptowährungen). Dies sehe ich persönlich etwas kritisch, auch wenn der Autor laut eigenen Angaben seit 2015 frei von Spielsucht ist.

Das Buch ist aus der Ich-Perspektive verfasst (und hätte ein gutes Lektorat vertragen) und bietet am Schluss einige Tipps für Spielsüchtige. Mitunter auch Links zum eigenen Projekt (welches dort mittlerweile aus einem mehrköpfigen Team besteht).

Leider liegt der Fokus des Buches mir persönlich zu sehr auf den Faktor: “wie komme ich zur Kohle um meine Sucht zu finanzieren”, als auf den tatsächlichen Methoden um aus der Abhängigkeitsspirale zu entkommen. Die Kapitel welche von psychologischer Hilfe und Einzel- und Gruppentherapien handelt, kann für andere Menschen ausschlaggebend sein. Warum haben diese zuerst nicht für den Autor funktioniert? Wie laufen diese Stunden ab, was passiert oder passiert eben nicht. Welche konkreten Alternativen gibt es oder sollte es geben. Direkt auf Anlaufstellen hinweisen, wäre hier ein toller Ansatz gewesen – und derer gibt es bestimmt welche.

Zu guter Letzt

Abschließend möchte ich nochmals festhalten, dass ich Hochachtung vor persönlichen Erfahrungsberichten habe und wünsche dem Autor weiterhin alles Gute für seine Zukunft.

  • Autor: Mo von Glückszone
  • Titel: Zwischen zwei Welten – Das Leben eines spielsüchtigen Polizisten
  • Verlag: Eigenverlag / Autorenservice.de
  • Erschienen: 2018
  • Einband: Softcover
  • Seiten: 150
  • ISBN: 9781717859440
  • Sonstige Informationen:
    Produktseite
    Erwerbsmöglichkeiten

Wertung: 6/15 dpt


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