In guter Tradition bekommt auch Jodie Whittaker in ihrer Reinkarnation als Dr. Who ein Weihnachts-/Neujahrsspecial spendiert. Das entstand zwar zum Jahreswechsel 2018/19, altert aber (wie der Doctor) kaum.
Machten sich altbekannte Gegner in der elften Staffel (neue Doktorenzählung) eher rar, geht es im einstündigen Special um die intensive Begegnung mit einem Erzfeind des Doctors. Dafür bedient sich der Film eines, ähem, epischen Erzählaufbaus, der weit in die Vergangenheit reicht. Vor langer, langer Zeit kämpften “eine Armee von Feinden” in Britannien gegen einen schier übermächtigen Kontrahenten. Dieser wild zusammengewürfelte Haufen gewann wider Erwarten die Schlacht. Die Überreste des unbarmherzigen Angreifers wurden zerteilt und sollten von drei Kustodieren weit entfernt voneinander vergraben werden. Das gelang nur bei zwei Teilen, das Dritte erreichte nie sein Ziel.
Jahrhunderte später wird der Aggressor bei einer Ausgrabung versehentlich zum Leben erweckt und macht dank Körperübernahme und Gedankenkontrolle dort weiter, wo er einst endete: Mit der Eroberung der Erde. Muss nur noch eine Rüstung her, und die ist schnell gebastelt. Der leidlich überraschte Zuschauer sieht das tentakelige Glibberwesen bald in seiner bekanntesten Daseinsform (vorsicht, SPOILER ungeahnten Ausmaßes): Es ist ein metallischer Baumkuchen mit Signalhörnern, falsch, einem ausgeklügelten Waffensystem. Natürlich handelt es sich um einen Dalek, der umgehend seinem liebsten Hobby nachgeht – die Menschheit zu dezimieren. EXTERMINATE, EXTERMINATE!
Derart frevlerisches Tun ruft Frau Doctor auf den Plan, die mit ihrer Mischung aus Crew und Familie – zu den Companions Yasmin “Yaz” Khan, Ryan und Graham gesellt sich noch Ryans unzuverlässiger Vater Aaron – dem Dalek Einhalt gebieten möchte. Nicht ohne ihm die Chance zu Einsicht und einer Verhaltensänderung zu ermöglichen. Doch welcher Dalek ließe sich je von der Freundlichkeit des Doctors becircen? So kommt es wie es kommen muss, eine finale Entscheidung im Weltall muss her. Showdown kann der/die neue Doctor Who.
In der Bonussektion schildern die Beteiligten wie aufwändig bereits die Eröffnungsszene geraten ist. Da hoppeln ein paar kostümierte Komparsen schreiend über einen aufgewühlten Acker, versammeln sich um einen Tipi aus brennenden Ästen, um anschließend die Überreste des Daleks in entfernten Winkeln der Welt zu vergraben. Heißt, ungefähr im Umkreis von fünfhundert Metern. Wobei einer der drei Erdenretter aus dem Hinterhalt von räudigen Rüpeln erlegt wird. Der Auftrag bleibt damit unerfüllt.
Die gesamte Sequenz erinnert eher an den Monty Python-Sketch, in dem sich die mit Handtaschen verkloppende “städtische Frauengilde aus Sheffield in Yorkshire” die Seeschlacht von Pearl Harbour im örtlichen Morast nachstellt, als eine Großoffensive aus “Game Of Thrones”. Doch die Beteiligten sind von Letzterem überzeugt. Diese rührende Selbstüberschätzung zeigt die wahre Qualität von Dr. Who. Was passiert und wie es passiert, wird der Phantasie der Zuschauer überlassen.
Der Rest besteht aus den üblichen Versatzstücken, ein bisschen Spannung, ein bisschen Action mit Versagen und Rettung in letzter Sekunde, viel Gerede über Moral und Entscheidungen sowie eine geballte Portion Familienzusammenführung. Jede Neujahrsepisode trägt auch den Geist von Weihnachten in sich, und der hält auf Menschenseite Läuterung, Aufopferung und Liebe bereit. Davon hat ein Dalek keine Ahnung, weshalb er sich feurig verabschiedet.
Jodie Whittaker schlägt sich gut als Doctor im Weltrettungsmodus, bleibt aber angesichts all der moralischen Konflikte um sie herum ein wenig im Hintergrund. Gilt leider auch für Yaz, während Graham, Ryan und sein Vater die dysfunktionale Familie offensiv zusammenführen dürfen. Dadurch bleibt die liebgewonnene Komik, samt treffenden Onelinern, etwas auf der Strecke.
Trotzdem ist “Tödlicher Fund” eine unterhaltsame Sonderfolge, die dem Thema “Daleks” ein paar nette Aspekte entlocken kann. Insgesamt ist das “New Year Special” ein typisches Dr. Who-Paradox. Einerseits zu kurz für die apokalyptische Geschichte, andererseits zu ausgefranst an den Rändern.
Die Tardis ist immer noch größer von innen als von außen. Die zahlreichen zusteigenden Gäste kommen ausgesprochen mühelos damit klar. Hat sich wohl rumgesprochen, dass es Doctor Who gibt. Recht so.
Cover & Pics ©polyband/BBC
- Titel: Doctor Who – Tödlicher Fund
- Originaltitel: Doctor Who – Resolution
- Produktionsland und -jahr: GB, 2017/18
- Genre:
Science-Fiction, Drama, Komödie
- Erschienen: 31.05.2019
- Label: polyband
- Spielzeit:
60 Minuten auf DVD + Bonus
60 Minuten auf Blu-Ray + Bonus
- Darsteller:
Jodie Whittaker
Bradley Walsh
Mandip Gill
Tosin Cole
Charlotte Ritchie
Nikesh Patel
Daniel Adegboyega
- Regie:
Wayne Yip
- Drehbuch:
Chris Chibbnall
- Musik:
Segun Akinola - Extras:
Rückblick auf die 11. Staffel, Behind the Scenes,
Feature über das Monster dieser Folge, Closer Look auf die Folge - Technische Details (DVD)
- Video: 16×9 anamorph (1,78:1)
Sprachen/Ton: D, GB (DD 5.1)
Untertitel: D, GB - Technische Details (Blu-Ray)
Video: 16×9 anamorph (1,78:1) Full HD
Sprachen/Ton: D, GB (DTS-HD MA 5.1)
Untertitel: D, GB
- FSK: 12
- Sonstige Informationen:
Produktseite DVD
Produktseite Blu-ray
Erwerbsmöglichkeiten jenseits amazon, Thalia & Co.Wertung: 10/15 Doctor Whos
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