Leben und Tod im Outback
Balamara ist eine kleine Stadt im Outback, rund tausendfünfhundert Kilometer von Brisbane entfernt. In der örtlichen Krankenstation gibt es nur einen Sanitäter, Sergeant Glenn McKenna ist als einziger Polizist für ein Gebiet der Größe des Bundesstaates Victoria zuständig. Außerhalb von Balamara liegt „Burley Downs“, die Farm der Familie Bright. Die Brüder Cameron und Lee (genannt „Bub“) betreiben die Farm, leben von der Rinderzucht auf einer Fläche von dreieinhalbtausend Quadratkilometern. Nächster Nachbar ist ihr Bruder Nathan, der eine kleinere Farm bewirtschaftet; gute drei Autostunden entfernt. Entlang der gemeinsamen Grundstücksgrenze befindet sich das berühmte Grab des Stockman, einer Art „Cowboy“, der im 19. Jahrhundert elendig verstarb. Durst und Hitze ließen ihm keine Chance, seitdem ranken mehrere Gerüchte über ihn.
Es ist Dezember, kurz vor Weihnachten und die Tagestemperaturen erreichen fünfundvierzig Grad. Wer sich hier im Outback verläuft, hat keine Chance. Wer auf den wenigen Pisten und Straßen liegenbleibt, der ruft per Funk um Hilfe und hat vorsorglich Wasser und Proviant im Kofferraum. Goldene Regel Nummer eins: Bleib‘ in Deinem Auto bis Hilfe kommt!
Nun stehen Nathan und Bub am Stockman-Grab und vor ihnen liegt Cameron. Durch die Hitze ist der Leichnam schwer entstellt, aber was hatte ihr Bruder hier zu suchen? Er, der sein ganzes Leben im Outback verbrachte, wusste, dass er bei den Temperaturen keine Überlebenschance hatte? Seinen Wagen, vollgepackt mit Wasserflaschen und Proviant, finden die Brüder rund neun Kilometer entfernt. Sollte er womöglich den Freitod gesucht haben?
Mehr Familiendrama denn Thriller
Jane Harper lebt und arbeitet als Journalistin in Melbourne und sorgte mit ihren ersten beiden Romanen („Hitze“, „Ins Dunkel“) für Furore. Nun ermittelt erstmals nicht mehr Aaron Falk, stattdessen steht die Familie Bright im Zentrum des Geschehens. Man sollte „Zu Staub“ als Familiendrama lesen, denn nach und nach ergeben sich immer mehr Abgründe. Nathan und dessen eigentlich bei seiner geschiedenen Frau in Brisbane lebender Sohn Xander fahren nach dem Leichenfund mit Bub zur elterlichen Farm. Dort leben aktuell Mutter Liz, Onkel Harry, der kein richtiger Onkel ist, aber schon seit Jahrzehnten auf der Farm arbeitet, Camerons Frau Ilse mit ihren beiden jungen Töchtern Lo und Sophie sowie zwei Backpacker aus England. Allen ist unerklärlich, wie sich Cameron dort draußen alleine aufhalten konnte, doch mehr und mehr erschließt sich Nathan, dass vor allem in den letzten Wochen die Stimmung zunehmend gereizt war.
Mit ebenso feinen Nadelstichen wie dezent gesetzten Cliffhangern gelingt es der Autorin in diesem sehr ruhig erzählten Werk, zunehmend Spannung aufzubauen. Nachdem auch die Obduktion keine neuen Erkenntnisse bringt, scheint vieles für einen grauenvollen Unfall oder einen herbeigeführten Suizid zu sprechen. Doch dies kann kaum sein, denn sonst würde ja nicht mittig auf dem Buchcover „Thriller“ stehen. Trotzdem mäandert die Handlung rund vierhundert Seiten vor sich hin, bevor es doch noch zur (überraschenden?) Auflösung kommt. Bis dahin gilt es, die Familie und deren Vergangenheit näher kennen zu lernen und hier gibt es wahrlich einiges zu berichten. Schnell legen sich erste Schatten, vor allem auf Cameron, der – so wird sich zeigen – stark nach seinem tyrannischen Vater kommt. Aus zahlreichen Gesprächen und Rückblenden ergeben sich für nahezu alle Personen mögliche Motive, sich Camerons Ableben zumindest zu wünschen. Verbrechen und Verfehlungen aus der Vergangenheit holen die Protagonisten wieder ein; selbst Nathan, der schon seit über zehn Jahren in der Stadt „unerwünscht“ ist und dort nur noch an der Tankstelle und einem Einkaufsladen bedient wird – auf Anweisung von Sergeant McKenna.
„Zu Staub“ ist ein großartiger, düsterer Thriller mit gemächlichem Tempo, dessen eigentlicher Star die karge, unwirtliche Landschaft ist. Die Temperaturen sind kaum auszuhalten, lebensgefährlich; hinzukommt eine große Einsamkeit, die der unendlich erscheinenden Weite geschuldet ist. Mehrere Autostunden bis zum nächsten Nachbarn oder in die Stadt, wer eine Autopanne im Outback muss ein funktionierendes Funkgerät, viel Geduld und noch mehr Wasser dabeihaben.
„Zu Staub“ ist ein einfühlsamer Thriller mit gut gezeichneten, meist ambivalenten Charakteren, die in ihrer Vergangenheit wahrlich nicht alles richtiggemacht haben. So mag man auch ein wenig über die verpassten Chancen im Leben nachdenken. Großartige Unterhaltung, die ohne jede Action überzeugt.
- Autor: Jane Harper
- Titel: Zu Staub
- Originaltitel: The Lost Man
- Übersetzer: Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
- Verlag: Rowohlt
- Umfang: 409 Seiten
- Einband: Taschenbuch
- Erschienen:August 2019
- ISBN:978-3-499-00098-0
- Sonstige Informationen:
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Wertung: 13/15 dpt
Ich kann absolut nicht nachvollziehen woher die positiven Rezensionen kommen? Dieses Buch ist dermaßen langweilig, es passiert nichts. Das Geld für dieses Buch kann man sich schenken! Meine Bewertung: 👎👎👎👎👎