Kurz zusammengefasst könnte man “Ad Astra – Zu den Sternen” als “Brad Pitt allein im Weltraum” betiteln. Damit wär es erstens meine kürzeste Rezension und zweitens wird es dem Film nicht gerecht.
Opulente Bilder
Regisseur James Gray liefert gleich zu Beginn des Streifens opulente Bilder ab. Brad Pitt als Roy McBride repariert im Auftrag der US-amerikanischen Weltraumagentur eine elendslange planetare Antenne. Durch eine mysteriöse Energiewelle kommt es zu einem katastrophalen Unfall. Dabei stürzt der Protagonist kilometerweiter Richtung Erdoberfläche und bleibt dabei seelenruhig. Felix Baumgartner kann mit seinem Stratosphärensprung einpacken. McBride nimmt den Unfall als gegeben hin und ist bereit weiterzuarbeiten, als wäre nichts gewesen. Doch er wird für eine andere, streng geheime Mission rekrutiert, sehr zum Leidwesen von McBrides Frau (Liv Taylor).
Die Energiewellen werden möglicherweise von einer verlassen geglaubten Station im Orbit um den Neptun stammen. Dort suchte man in der Vergangenheit nach außerirdischen Leben im Zuge der Lima-Mission. Verantwortlich dafür: niemand geringerer als McBrides Vater H. Clifford McBride (Tommy Lee Jones). Der Umstand, dass sein Vater noch leben könnte, bringt den sonst so stoischen Roy kurz aus der Fassung, nanosekundenlang maximal.
Generell lebt der Film von drei Aspekten: den opulenten Weltraumbildern, der instrumentalen und absolut abgestimmten Musik und Pitts Schauspiel – wenn man das so betiteln will. Kaum eine Gefühlsregung, immer ein ernst-trauriges Gesicht und ein teils endlos leerer Blick des 56-jährigen Schauspielers. Dazu setzt Regisseur Gray vor allem auf Monologe seines Stars, viele Dialoge gibt es nicht. Dies gepaart mit den langen Schnitten und der Erzählgeschwindigkeit im SlowMo-Modus, bedarf es schon eines geduldigen Publikums. Anders als andere Besucher an diesem Abend (“selten so einen besch***** Film gesehen”) empfand ich diese Tatsache als willkommene Abwechslung zu den Schnitt- und Wackelkameraorgien aktueller Hollywood-Blockbuster.
Zurück zur Handlung: Roy macht sich nun also auf um seinen Vater zu suchen. Dazu gibts erstmals einen Linienflug zum Mond, der mittlerweile kolonialisiert ist und der kapitalistischen Erde um nichts nachsteht. Am Erdtrabanten gibt es auch eine Rover-Verfolgungsjagd. Hier erkennt man, dass der Produktion kein endloses Budget zur Verfügung stand, dennoch wurde die Szene stimmig umgesetzt. Vom Mond gehts weiter zum Mars, der nächsten Erdkolonie. Von dort soll Roy die Neptunstation kontaktieren. Nachdem auf die vorgefertigte Nachricht scheinbar keine Reaktion hervorbringt, probiert es der Major mit einer persönlichen Note. Daraufhin will SpaceCom McBride von der Mission abziehen. Mithilfe der Stützpunktleiterin wird die Reise Richtung Neptun fortgesetzt. Nach eines Zwischenfalls, muss Roy die Reise alleine fortsetzen und trifft schlussendlich auf seinen Vater.
Wiedersehensfreude sieht jedenfalls anders aus und Pitt kommt doch noch zu ein paar Dialogen mit Tommy Lee Jones. Im Grunde genommen ist “Ad Astris” nichts anderes als eine Vater-Sohn-Geschichte mit allen dazugehörigen Problemen wie Ängste und Sehnsüchte. Dazu musste Roy ausgerechnet am weitesten entferntesten Ort fliegen. Schlussendlich hat man sich doch ein bisschen mehr erwartet, als die Erkenntnis dass jeder seinen Platz in der Gesellschaft selbst finden muss – unabhängig von Ereignissen der Vergangenheit. Unterlegt mit Pitts Kalendersprüchen aus dem Off, wirkt das letztlich ein bisschen zu viel aufgetragen.
Fazit:
“Ad Astra – Zu den Sternen” beeindruckt mit meditativen Erzähltempo, opulenten Weltraumbildern, stimmiger Musik und Brad Pitt, der den Film alleine trägt (tragen muss). Die Conclusio ist zwar weniger subtil. Wer allerdings zur Abwechslung einen absolut entschleunigten Film sehen will, ist hier richtig.
- Titel: Ad Astra – Zu den Sternen
- Originaltitel: Ad Astra
- Produktionsland und -jahr: USA, China 2019
- Genre: Drama, Abenteuer, Science-Fiction
- Erschienen: 19.09.2019
- Label: 20th Century Fox
- Spielzeit: 123 Minuten im Kino
- Darsteller:
Brad Pitt
Tommy Lee Jones
Donald Sutherland
- Regie: James Gray
- Drehbuch: James Gray, Ethan Gross
- Kamera: Hoyte van Hoytema
- Schnitt: John Axelrad, Lee Haugen
- Musik: Max Richter, Lorne Balfe
- FSK: 12
- Sonstige Informationen:
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Wertung: 11/15 dpt
Bilder © 20th Century Fox