Bei einem heißen Sommerabend bietet es sich an in klimatisierte Räume zu flüchten. Hat dieser zufälligerweise eine große Leinwand, ein gutes Soundsystem und bequeme Sessel, steht einem angenehmen Kinoabend nichts mehr im Wege. „Long Shot – Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich“ ist ein gewohnt sperriger deutscher Titel, entpuppte sich aber dann als leichte aber unterhaltsame Kinokost.
Das Underdog-Märchen
Sobald man erstmalig das Kinoplakat mit Seth Rogen und Charlize Theron gesehen hat, besteht gleich mal der Verdacht, dass hier eine der unzähligen Underdog-Geschichten erzählt wird: die attraktive, erfolgreiche Frau und der nerdige Losertyp. So ähnlich beginnt auch der Film. Seth Rogen spielt den investigativen, kritischen Journalisten Fred Flarsky der gerne auch mal das F-Wort für seine Artikel verwendet. Die gebürtige Südafrikanerin Charlize Theron hingegen spielt die erfolgreiche Politikerin und amerikanische Außenministerin Charlotte Field. Das hier Kontroversen vorprogrammiert sind, darf als gegeben betrachtet werden.
Schon die erste Szene ist in bester Rogen-Manier: der Undercover-Einsatz bei einer Neonazi-Gruppe als Jude (samt neuem Hakenkreuz-Tattoo) geht gewaltig schief. Als dann tags darauf noch die Redaktion vom rücksichtslosen Industriellen Parker Wembley (wieder mal in genialer Verkleidung: Andy Serkins) aufgekauft wird, reichts Fred endgültig und wirft das Handtuch. Nachdem der nun arbeitslose Journalist zu einer Benefizveranstaltung gezerrt wird, trifft er dort auf die Außenministerin und der Funfact nebenbei: die beiden sind gemeinsam aufgewachsen, Charlotte war seine Babysitterin und er hat sich schon damals in sie verknallt. Erinnerungen werden ausgetauscht und schon bald darauf wird Fred als neuer Redenschreiber engagiert. Schließlich will die kluge und hübsche Außenministerin nun für das Präsidentenamt kandidieren. Das aktuelle Staatsoberhaupt wurde der Politik überdrüßig (oder besser: hat davon keine Ahnung) und will sich dem einzig wahren Business widmen: Hollywood. Na, wenn sich da keine Parallelen auftun.
Natürlich darf es nicht an schlüpfrigen Andeutungen und Neckereien fehlen, doch geschieht dies alles ohne aufgesetzt zu wirken. “Long Shot” zeigt eine erfolgreiche, starke Frau und einen unsicheren, emotionalen Mann. Die Wahrheit sieht gerade in den Vereinigten Staaten wohl noch immer anders aus, aber diese Zukunftsvorstellung ist doch wahrlich keine schlechte. Auch in Charlottes politischen Umfeld ist es die weibliche Beraterin, die den Ton angibt.
Als sich nach und nach eine Romanze zwischen Fred und Charlotte anbahnt, wird allerdings die Beraterriege nervös. Zwar liefert Fred als Verfasser ihrer Reden einen guten Job ab, aber als Partner an ihrer Seite wäre das Chaos wohl perfekt. Somit bleibt die Beziehung geheim und das ungleiche Paar muss immer wieder Gelegenheiten finden und nutzen um sich näher kommen zu können.
Aberwitzig anzusehen ist es, als Charlotte dank Partydroge so richtig abfeiert und schlussendlich einen internationalen Konflikt lösen muss. Passend dazu der Soundtrack mit Stücken von The Cure, Blondie, David Bowie oder DMX, der wie Fred’s Kleidungsstil, den 1990er-Jahren entsprungen sein könnte.
Natürlich bedarf es am Weg zum Ende noch einige Hürden zu überwinden. Dabei bleiben Spaß und Humor jedoch keinesfalls auf der Strecke.
Fazit: Politische Romantik-Comedy mit anzüglichen Witzen, einer tollen Schauspieler-Riege und genügend Möglichkeiten zum Nachdenken.
- Titel: Long Shot – Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich
- Originaltitel: Long Shot
- Produktionsland und -jahr: USA, 2019
- Genre: Comedy, Romanze
- Erschienen: 06/2019
- Label: Constantin Film
- Spielzeit:
120 Minuten im Kino - Darsteller:
Charlize Theron
Seth Rogen
Andy Serkis
- Regie: Jonathan Levine
- Drehbuch: Dan Sterling, Liz Hannah
- Kamera: Yves Bélanger
- Schnitt: Melissa Bretherton, Evan Henke
- Musik: Marco Beltrami, Miles Hankins
- FSK: 12
- Sonstige Informationen:
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Wertung: 13/15 dpt