Korea, frühe Joseon Dynastie, Anfang des sechzehnten Jahrhunderts. Der hinterhältige Premierminister Sim Won möchte König werden anstelle des Königs und kennt Christophe Gans’ “Der Pakt der Wölfe”. Ein Monster muss her, das die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt. Es müssen nur wirkungsvoll ein paar arme Menschen zerfetzt werden, dann kann man sich erstens bereichern, da niemand sich mehr auf die Felder traut, und zweitens mit der eigenen Streitmacht, der Tiger-Einheit, zur Rettung heraneilen, mit deren Hilfe man sich als Volkes Retter aufspielt und gleichzeitig König Jungjong entmachtet. Zu dumm nur, wenn sich das “Monstrum” nicht nur als Fake herausstellt, sondern in Realiter zu wüten beginnt.
Eigentlich beginnt die Geschichte bereits im Jahr 1506. Die Pest wütet und aus Angst vor einer Pandemie lässt der König alle (möglicherweise) Infizierten töten. So stirbt auch die Mutter der kleinen Myung durch einen Pfeil des Offiziers. Myung selbst wird von General Yun-kyum gerettet, der daraufhin aus dem aktiven Dienst ausscheidet, um seine Ziehtochter vor den Totschlagsplänen des Premierministers zu beschützen. Gemeinsam mit seinem Freund und ehemaligen Untergebenen Sung-han zieht er Myung auf, die sich nicht nur zu einer bezaubernden jungen Frau, sondern auch zu einer hervorragenden Bogenschützin mausert. Was dreizehn Jahre nach dem Tod der Mutter, der junge Hofbedienstete Heo am eigenen Leib erfahren muss. Nur seiner schnellen Reaktion verdankt er es, nicht wie Wilhelm Tells Sohn zu enden, wenn dieser den Apfel verfehlt hätte.
Heo hat den Auftrag General Yun-kyum zu reaktivieren, um das Monstrum vor den Toren der Stadt zu bekämpfen. Zur Bekräftigung dieses Wunsches hat er König Jungjong gleich mitgebracht. Natürlich lässt sich der General breitschlagen und geht mit Sung-han und Stieftochter Myung auf Monsterhatz. Dass General Yin-yong, der Befehlshaber der berüchtigten Tiger-Einheit und alter Widersacher, kein wirklicher Verbündeter ist, deutet sich früh an. Auch wenn man zunächst scheinbar am selben Strang zieht. Es wird zu heftigen, artistisch choreographierten Kämpfen kommen. Gegen ganz unterschiedliche Arten von Monstren. Blut wird fließen. Reichlich.
Doch zunächst lässt sich “Monstrum” gut vierzig Minuten Zeit, seine Figuren einzuführen und die verschiedenen Settings zu etablieren. Yun-kyum und sein Sidekick Sung-han albern infantil herum, es wird wenig darauf hingearbeitet, sie als die exzellenten Martial Arts-Kämpfer zu etablieren, als die sie sich später entpuppen soll. Ansonsten wird palavert, gelegentlich spritzt etwas Blut aus dem Off aufs sichtbare Gelände.
Mit dem heimtückischen Abschlachten der örtlichen Suchmannschaft legt “Monstrum” gewaltig an Action zu. Die Kampfeinlagen sind so elegant wie brutal inszeniert, Flugeinlagen an Drähten werden nicht überstrapaziert, der Einsatz von CGI bleibt beim Kampf Mensch gegen Mensch dankenswerterweise auch sehr ökonomisch. Leider setzt Regisseur Jong-ho Huh gelegentlich jene zittrige Zeitrafferkamera ein, die schon bei “Gladiator” genervt hat, und deren Unmittelbarkeit eher für Verwirrung als Übersicht sorgt. Hält sich zum Glück in Grenzen.
Auch die Jagd- und Metzelsequenzen mit dem Monster sind launig inszeniert. Manchmal zu launig, denn auch vor infantilen Pupswitzen wird nicht Halt gemacht. Aber das ist seit jeher ein Kennzeichen des asiatischen Kinos, dass Genregrenzen mit Wonne durchbrochen werden. Wo eben noch auf Vorschulniveau herumgetändelt wurde, werden jetzt Körper blutig in ihre Einzelteile zerlegt. Hauptsache Kamera und Akteure sind in Bewegung, in welchen Belangen auch immer. Dazu passt auch, dass das Monster eine kurze Biographie bekommt, inklusive des Geburtsnamens “Sternchen”.
Womit schon klar sein dürfte, das Sternchen nicht eines der furchteinflößendsten Geschöpfe ist, welche die Leinwand je unsicher machten. Gut, ein paar erworbene Pestbeulen und schleimiges Gegrunze sorgen für Unbehagen, doch von Ferne erinnert das Ungeheuer an die Kreaturen aus der “Wo die wilden Kerle wohnen”-Verfilmung. Aber es hätte schlimmer kommen können und animiert ist die Figur auch sehr ordentlich.
Der lange Endkampf gegen fiese Widersacher und das übel gelaunte Sternchen gestalten sich spannend, witzig und mit dem ein oder anderen auf die Spitze der Unglaubwürdigkeit gedrehten Kniff versehen. Ein Creature-Feature, das Spaß macht und grobmotorisch gegen eine empathielose, erfolgsorientierte, faschistoide Politikgestaltung mobilisiert. Fast ein Kommentar zur Zeit. Wobei das “Monstrum” wesentlich sympathischer rüberkommt als der Premierminister und die Angehörigen der Tigertruppe.
Cover & Szenenfotos © Koch Media
- Titel: Monstrum
- Originaltitel: Mulgoe
- Produktionsland und -jahr: Südkorea, 2018
- Genre: Action, Horror, Martial Arts, Drama, Komödie
- Erschienen: 25.04.2019
- Label: Koch Media
- Spielzeit:
ca. 101 Minuten auf DVD
ca. 105 Minuten auf Blu-Ray - Darsteller:
Byeong-hee Yoon
Hee-Myoung Yang
Hee-soon Park
Hyeri Lee
In-kwon Kim
Joon-Bum Kim
Kyeong-yeong Lee
Kyu-bok Lee
Min-Seok Kim
Min-soo Sung
Myung-Min Kim - Regie:
Jong-ho Huh
- Drehbuch:
Jong-ho Huh
Heo-dam
Jeong-uk Byeon - Kamera:
Dong-Yeong Kim - Musik:
Mowg
- Extras:
Making Of, Trailer
- Technische Details (DVD)
Video: 2.35:1
Sprachen/Ton: Deutsch,Koreanisch, Dolby Digital 5.1
Untertitel: Deutsch - Technische Details (Blu-Ray)
Video: 2.35:1
Sprachen/Ton: Deutsch, Koreanisch, DTS HD-Master Audio 5.1
Untertitel: Deutsch
- FSK: 16
- Sonstige Informationen:
Produktlink Blu-RayErwerbsmöglichkeiten
Wertung: 10/15 Sternchentaler