Eine perfekte Waffe (Spielfilm, DVD/Blu-ray)


Laut Trailer besitzt Jeff Sanders eine „slight attitude“, in den deutschen Untertiteln ist er damit „minimal aggressiv“. Nach dem Tod seiner Mutter begehrt Jeff auf, sein Vater, ein Polizist, möchte die aufkeimende Wut bändigen und den Jungen auf eine Militärakademie schicken. Doch der freundliche koranische Ladenbesitzer Mister Kim nimm Jeff unter seine Fittiche und schlägt statt militärischer Gängelung eine Kanalisation mittels Kenpo vor. Gesagt, getan, lernt Jeff jene von Ed Parker entwickelte Kampfspotart, die Karate, medizinische Kenntnisse, die Lehre von Aktion und Reaktion sowie Straßentauglichkeit kombiniert , von der Pike auf. Zunächst sieht es auch danach, dass die mentale und körperliche Anstrengung Wirkung zeigt.

Bis der arrogante Schulrüpel Jeffs kleinen Bruder Adam attackiert und Jeff ihm eine kurze aber heftige Lektion erteilt, die den überheblichen Footballspieler erst zu Boden und dann ins Krankenhaus schickt. Vater Sanders ist nicht glücklich darüber und möchte Jeff endgültig von daheim wegschicken, um Adam nicht zu gefährden. Okay, Adam hat sich selbst in die Bredouille gebracht, aber Jeff nimmt den väterlichen Vorwurf ernst und geht ins Exil. Nachdem auch sein Kenpo-Meister konstatiert hat, dass Jeff zwar ein Tiger, aber kein Drache sei. Der Tiger kämpft, der Drache denkt.

Einige Jahre ziehen ins Land, Jeff hat fleißig weiter trainiert und einen schicken Dreitagebart, als sein Mentor Mr. Kim von Angehörigen der koreanischen Mafia bedroht wird. Zeit heimzukehren. Doch trotz seiner Intervention ist Kims restliche Lebenszeit kürzer als die eines Schneeballs im Backofen. Jeff schwört Rache, die er auch, nachdem er fast einem perfiden Plan aufgesessen ist, feurig nehmen kann. Zwischenzeitlich gebremst und unterstützt von seinem kleinen Bruder Adam, der in den Fußstapfen seines Vaters als Cop unterwegs ist. Aber bei weitem nicht so viel einstecken kann wie sein großer Bruder.

Inhaltliche Komplexität und ausgefeilte Dramaturgie sind die Sache von „Eine perfekte Waffe“ nicht. Der Film ist eine unterhaltsame Lehrstunde in Sachen Kenpo. Gründervater Ed Parker war für Kampfchoreographie und -inszenierung zuständig, und das merkt man. Kein Wire-Fu, keine ausufernden Kampftanzeinlagen, Jeff Speakman, ein Meister seines Fachs, kämpft sich schnell und effizient durch nicht ganz so große Massen von Gegnern. Nicht unelegant, aber auch ein wenig verbissen, ist das meilenweit entfernt von der Martial Arts-Akrobat eines Jet Li oder Donnie Yen. Tatsächlich erweckt der Kampfstil den Eindruck großer Tauglichkeit bei Rangeleien am Bahnhofsvorplatz.

Dass „Eine perfekte Waffe“ bis zu seiner Wiederveröffentlichung nur geschnitten in Deutschland erhältlich war, mutet wie ein schlechter Witz an. Denn es fließt kaum Blut und die gezeigte Brutalität findet mittlerweile kaum weniger milde im TV-Vorabendprogramm statt.

Dies ist alles nett anzusehen, von einer gewissen charmanten Betulichkeit, die den hektischen Schnittgewittern aktueller Blockbuster komplett abgeht. Die Kämpfe sind sehr respektabel handgemacht und dürften ob ihrer schlagkräftigen Alltagstauglichkeit jedem gefallen, der ein wenig Interesse an Martial Arts hat.

Schauspielerisch ist „Eine perfekte Waffe“ kein großer Wurf, Jeff Speakman versprüht lässigen Charme, ein bisschen wie Nathan „Castle“ Fillion plus schwarzem Gürtel. Mako ist als väterlicher Freund Kim mit dabei, Beau Starr als bärbeißiger Polizist und Vater hangelt sich im Halbschlaf durch seine wenigen Auftritte. Noch übler erwischt es Mariska Hargitay, die später in diversen „Law & Order“-Vehikeln jahrzehntelange Karriere machen sollte. Sie wird zwar als Love Interest eingeführt, kommt aber nie zum Zuge und steht lediglich nahezu wortlos in der Gegend rum.

James Wong gibt verlässlich den bösen Boss, Cary-Hiroyuki Tagawa darf als Handlanger Kai nur selten aus seiner Kiste. Eine Freude ist wie üblich Professor Toru Tanaka als nahezu unbezwingbares Bergmassiv, der Jeff einige Probleme bereitet, ehe er einen zündenden Einfall hat. Ein Komplettausfall ist allerdings der spackige John Dye in der Rolle des erwachsenen Addam Sanders.

Die technische Aufbereitung ist äußerst gelungen. Scharfes Bild, satte Farben, die Unterschiede zwischen dem Original-Trailer und dem fertigen Film auf Blu-Ray sind fulminant. Kurzum: „Eine perfekte Waffe“ ist ein feiner, gemütvoller Feierabendspaß wenn es mal nicht gar so aufregend zugehen soll.

Jeff Speakmans Auftritte in Film und Fernsehen blieben überschaubar, von 1988 bis 2006 trat er in rund 20 Produktionen, manchmal auch nur in Kleinstrollen. Von seinen Kampfkunstfähigkeiten und seiner Ausstrahlung hätte er eine ernsthafte Konkurrenz für die Jean Claude Van Damme, Stephen Seagal und Dolph Lundgren werden können, von anderen minderbegabten Koryphäen des testosterongeschwängerten Körperkultkinos der ausgehenden Achtziger und beginnenden Neunziger ganz abgesehen. Doch Speakman blieb den Untiefen des B- bis Z-Kinos verhaftet, nur wenige seiner Filme sind beachtenswert.

Neben „Eine perfekte Waffe“ am ehesten „Street Knight“ (1993) von Albert „Purple Rain“ Magnoli, „The Expert“ (1994, mit dem verdienstvollen Max Alan Collins als einem der Drehbuchautoren), „Deadly Takeover“ (1995, aka „Deadly Outbreak“) als kurzatmigem „Die Hard“ meets „Speed“-Ableger, der Möchtegern-Polit-Thriller „Land Of The Free“ (1999) mit Bösewicht William Shatner und das „Red Heat“-Derivat „Running Red“ (2006). Nach seiner Abkehr von Klein-Hollywood betätigte sich Speakman weiterhin als Kenpo-Trainer und -Förderer. Nach einer überstandenen Krebserkrankung 2013 reist er wieder durch die Welt und bringt Interessenten seinen Kampfsport nahe. Gönnt dem Mann einen Blick, er scheint ein netter Kerl zu sein.

Cover und Bilder © Studiocanal

  • Titel: Eine perfekte Waffe
  • Originaltitel: The Perfect Weapon
  • Produktionsland und -jahr: USA 1991
  • Genre:
    Action
  • Erschienen: 11.07.2019
  • Label: Studiocanal
  • Spielzeit:
    82 Minuten auf 1 DVD
    85 Minuten auf 1 Blu-Ray
  • Darsteller:
    Jeff Speakman
    John Dye
    Mako
    James Hong
    Mariska Hargitay
    Dante Basco
    Beau Starr
    Seth Sakai
    Professor Toru Tanaka
    Cary-Hiroyuki Tagawa
  • Regie: Mark DiSalle
  • Drehbuch:
    David C. Wilson

  • Kamera:
    Russell Carpenter 
  • Musik:
    Gary Chang 
  • Extras:
    Trailer, Trailershow
  • Technische Details (DVD)
    Video:
    1,78:1 anamorph
    Sprachen/Ton
    :
    Deutsch, Englisch (Stereo Dolby Digital)
    Untertitel:
    Deutsch 
  • Technische Details (Blu-Ray)
    Video:
    1,78:1 (1080/24p Full HD)
    Sprachen/Ton
    :
    Deutsch, Englisch (Stereo PCM)
    Untertitel:
    Deutsch
  • FSK: 16
  • Sonstige Informationen:
    Produktseite

Wertung: 10/15 gewonnene Straßenkämpfe


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