Es sind jetzt eineinhalb Jahre vergangen, seitdem “Mass Effect Andromeda” für PC, Xbox One und Playstation 4 2017 herauskam. Das Spiel war vorher einer der am meist ersehnten Titel des Jahres und entpuppte sich nach Veröffentlichung als riesige Enttäuschung. Die Verkaufszahlen waren zwar ordentlich, lagen aber trotzdem hinter den Erwartungen des Publishers Electronic Arts. Mit der Konsequenz, dass anders als bei den Vorgängerspielen keine Story-DLCs angekündigt wurden und auch die Tie-In-Medien nicht über das vor Release bereits Bekanntgegebene hinausgingen. Das merkte man ebenfalls bei den Romanen.
Drei Stück waren vorangekündigt worden. Es blieb bei dieser Anzahl. Gleichzeitig erschien der dritte Titel sogar erst vor kurzem mit einem Jahr Verspätung. Doch diese Rezension konzentriert sich jetzt auf das zweite Buch, auf »Mass Effect Andromeda: Feuertaufe«, geschrieben von den Autoren N. K. Jemisin und Mac Walters.
Nora K. Jemisin wurde 1972 in Iowa City, Iowa, USA geboren. Sie ist vor allem in Fantasy und SciFi-Genre aktiv. Hierzulande ist sie für ihre »Das Erbe der Götter« und »Zerrissene Erde«-Reihen bekannt. Für ihre Werke »The Fifth Season« und »The Obsidian Gate« wurde sie jeweils 2016 und 2017 als erste afroamerikanische Autorin mit dem Hugo-Award für den besten Roman ausgezeichnet.
Mac Walters ist bei dem Mass Effect-Entwickler Bioware angestellt. Er ist Creative Director dieser und der Dragon Age-Reihe und wirkte unter anderem an der Story von Mass Effect 2 und 3 mit.
Cora Harper kehrt nach vier Jahren Militärdienst bei den Asari zurück zur Erde. Doch sie muss feststellen, dass sie und ihre einstige Heimat sich veränderten. Da kommt das Angebot des Leiters der Andromeda-Initiative, Alec Ryder, Teil seines Vorhabens zu werden, gerade recht. Ehe sie sich an ihre neue Aufgabe gewöhnen kann, stiehlt jemand dem Unternehmen wichtige Technologie, die sie zurückholen muss, koste es, was es wolle. Zur Unterstützung erhält sie eine KI implantiert und begibt danach auf eine gefährliche Mission.
Im »Mass Effect Andromeda«-Spiel war Cora Harper eine Person, die sich auf ihren Job konzentrierte. Erst nach und nach erfuhr man mehr über sie, die als Mensch bei den Asari diente und eine exzellente Biotikerin war. Umso schöner ist es, dass sie jetzt in den Mittelpunkt eines eigenen Romans gestellt wird, dessen Geschichte vor den Ereignissen des Videospiels stattfinden.
Man erfährt einiges über sie. Vieles bestätigt das, was man ohnehin bereits wusste: Ihre Dienstbeflissenheit und das sie über enorme biotische Kräfte verfügt, die sie im Laufe der Geschichte wiederholt intelligent einzusetzen weiß. Was man allerdings nicht wusste, ist, dass sie ebenfalls, wie die Pathfinder aus dem Spiel, mit einer KI zusammenarbeitete. SAM-E, wie sie im Roman genannt wird, ist dabei ein Ableger von SAM, der KI der Initiative.
Die Zusammenarbeit dieser beiden so unterschiedlichen Partner wird von den Autoren hervorragend dargestellt. Man merkt, wie sie zusammenwachsen, voneinander lernen und so eine ungewöhnliche Freundschaft entsteht. Dabei wird auch darauf geachtet, dass SAM-Es Darstellung sich von der von SAM aus dem Videospiel unterscheidet. Kleine Details, wie sein Stottern, sorgen dafür.
Gleichzeitig ist die Handlung eine erstklassig geschriebene Kriminalgeschichte im SciFi-Gewand. Die Suche nach der gestohlenen Technologie entwickelt sich unvorhersehbar und voller Irrungen so wie Wirrungen. Die Spur führt quer durch die Milchstraßengalaxie vorbei an bekannten, aber auch unbekannten Orten. Als Fan der »Mass Effect«-Reihe wird man auf seine Kosten kommen.
Dabei werden zwischen den einzelnen Kapiteln wiederholt kleinere Texte eingestreut. Reportagen oder verschlüsselte Berichte, die dafür sorgen, dass man die Geschehnisse der Handlung zeitlich im Mass Effect-Universum einordnen kann. Gleichzeitig sorgt dies ebenso für einige Cameoauftritte bekannter Figuren, wie zum Beispiel James Vega.
Allerdings hat der Roman mit dem üblichen Manko von solchen Prequel-Geschichten zu kämpfen. Sie können noch so gut geschrieben sein, am Ende ändert es nichts an der Tatsache, dass der Status quo zu Beginn der Hauptstory nicht geändert sein darf. So ist vorhersehbar, wie sich das Schicksal der Partnerschaft zwischen SAM-E und Cora Harper entwickeln wird. Immerhin gelingt es beiden Autoren ein packendes Finale zu schreiben, dass dieses Manko spürbar lindert.
Unterm Strich ist das ein guter Roman, den man sich als Mass Effect-Fan unbedingt holen sollte.
Cover © Cross Cult
- Autor: N. K. Jemisin, Mac Walters
- Titel: Mass Effect Andromeda: Feuertaufe
- Teil/Band der Reihe: 2
- Verlag: Panini Books
- Erschienen: 16.12.2017
- Einband: Taschenbuch
- Seiten: 400
- ISBN: 978-3-8332-3521-4
- Sonstige Informationen:
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Wertung: 12/15 dpt