Omar El Akkad – American War (Buch)

Omar El Akkad - American War (Cover © S.Fischer)Amerika in der nahen Zukunft. Aufgrund des Klimawandels und den damit einhergehenden Umweltveränderungen kam es zu einem neuen Bürgerkrieg zwischen dem Norden und dem Süden. Das hatte zur Folge, dass eine Mauer zwischen den Gegnern gebaut wurde und sich die Auseinandersetzung zu einem gefährlichen Stillstand herabkühlte.

Dies ist die Geschichte der Sarat Chestnut. Sie ist eine Südstaatlerin, deren Familie durch den Krieg stark gelitten hat. Ihr Vater kam in dem Konflikt ums Leben und ihr Bruder wurde zu einem Invaliden. Sie selbst machte der Konflikt hart, zu sich und zu anderen. Sie ist zu einer Fanatikerin geworden, die bereit ist, alles für ihr Land zu tun, und zwar wirklich alles.

Um „American War“ wurde im Vorfeld viel Wirbel gemacht. Es hieß, der Debütroman von Omar El Akkad sei eine logische Weiterentwicklung des Trumpschen Amerikas, eine Projektion der aktuellen politischen Debatte der USA in eine potentielle Zukunft. Dies waren natürlich deutliche Vorschusslorbeeren.

Der Autor selbst wurde in Ägypten geboren und war noch ein Kind, als seine Eltern nach Kanada auswanderten. Er wurde Journalist und reiste als solcher um die Welt, um zum Beispiel über den Krieg in Afghanistan oder die Black Live Matters Bewegung in Ferguson zu berichten. Er lebt mit seiner Familie in Portland, Oregon. „American War“ ist sein erster Roman.

Bereits auf den ersten Seiten setzt Omar El Akkad den Tonfall für die kommende Geschichte. Er erzählt das Schicksal der Chestnuts, die Klimaflüchtlinge sowie gleichzeitig ebenso stolze Südstaatler sind. Als solche benutzen sie schon aus Prinzip immer noch Verbrennungsmotoren, und der Norden ist stets schuld an allem.

Als dann der Vater ums Leben kommt, bricht die Familie auseinander. Sarat, ihr Bruder und ihre Mutter kommen in ein Flüchtlingslager, wo die weiteren Weichen für ihr zukünftiges Leben gestellt werden. Der Bruder radikalisiert sich und verschwindet eines Tages. Sie selbst kommt dabei unter die Fittiche eines mysteriösen Mannes, der ihr eine so wohl umfangreiche Ausbildung angedeiht, als sich auch sonst um sie kümmert. Doch zu welchem Zweck?

Vor allem in diesen Kapiteln, der Bildung und Prägung von Sarat, lernt man die Figur genau kennen. Sie wird zu einem perfekten Südstaatler erzogen, hart und stolz auf sein Land! Gleichzeitig jedoch ebenfalls bereit, seine Heimat mit allem zu verteidigen! Besonders letztes Charaktermerkmal wird im Laufe des Romans immer stärker in den Vordergrund gerückt.

Dabei dreht sich das Buch nicht nur allein um Sarat. Auch andere Personen erhalten ihre eigenen Kapitel, wie zum Beispiel ihr Bruder, der nach seinen Erlebnissen als Partisan mental geschädigt zurückkehrt und später seine Betreuerin heiratet. In seinen Buchabschnitten wird er als eine tragische Gestalt dargestellt, der vermutlich Schreckliches widerfahren sein muss und die dadurch geistlich zerbrochen ist. Interessanterweise wird das, was er getan hat hat, nie wirklich genannt. Es gibt höchstens Andeutungen.

Sein Schicksal dient auch dazu, um klar zu machen, dass der Bürgerkrieg nicht glorreich, sondern schmutzig ist. Gleichzeitig wird er gnadenlos ausgenutzt, da er für einige Südstaatler eine Art Heiliger geworden war. Wiederholt kommen Leute, vor allem ältere Frauen, vorbei, um seine Wunden zu sehen und dann Almosen, vor allem Geld, zu hinterlassen. Während dieser Momente wird er zu einem puren Objekt und kann sich nicht dagegen wehren.

Als Leser merkt man schnell, dass Sarat im Prinzip ebenfalls nur für andere Pläne missbraucht wird, ohne dass sie dessen gewahr wird. Das, was der Süden für sie tut, wirkt zu schön, um wahr zu sein. Doch erst spät in seiner Erzählung thematisiert Omar El Akkad das. Zuvor belässt er es bei diesem Eindruck und unternimmt nichts, um der zu positiven Darstellung entgegenzuwirken. Dadurch wirkt die Geschichte sehr lang sehr südstaatenfreundlich, was aber auch daran liegt, dass, bis auf wenige Ausnahmen, der Norden kaum charakterisiert wird. Falls Vertreter der Gegenseite auftauchen, werden sie negativ dargestellt. Wodurch der Band lange Zeit schon fast wie erstklassiges Propagandamaterial wirkt, was sicherlich nicht die Intention des Schriftstellers war.

Doch trotz dieses Fehlers ist „American War“ ein spannend geschriebener und zu lesender Roman.

Cover © S.Fischer

Wertung: 11/15 dpt

  • Autor: Omar El Akkad
  • Titel: American War
  • Originaltitel: American War
  • Übersetzer: Manfred Allié, Gabriele Kempf-Allié
  • Verlag: S.Fischer
  • Erschienen: 08/2018
  • Einband: Gebunden
  • Seiten: 443
  • ISBN: 978-3-10-397319-8
  • Sonstige Informationen:
    Produktseite
    Erwerbsmöglichkeiten
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