Michael Avon Oeming/Daniel Berman/Andrea DiVito – Marvel’s THOR: Ragnarök (Comic)


Ein Gott als Comic-Superheld

Mal ehrlich: Die Idee, sich der nordischen Mythologie als Vorlage für einen neuen Superhelden zu bedienen, der alle bisher da gewesenen Marvel-Superhelden in den Schatten stellt, war sage und schreibe 1962 (!) ziemlich genial. Die Geschichte um Ragnarök dürfte zumindest in Ihren Grundzügen nicht nur Fans der Serie “Vikings” und treuen Marvelianern ein Begriff sein. Im Original ist es die finale Schlacht des Göttergeschlechts der Asen, in welcher der Flammenriese Surtur, die sagenumwobende Midgardschlange sowie Loki und der Fenriswolf auflaufen um sich an den Asen zu rächen und das Ende der Welt heraufzubeschwören. Keine Geringeren als Stan Lee und Jack Kirby erschufen die Welt der Wikingergötter für die Marvelfans neu und kreierten zahlreiche Charaktere, die zum Teil der Mythologie entspringen oder einfach nur hineinzupassen scheinen.

Eine Geschichte in sechs Teilen

Das Thema Ragnarök, also Götterdämmerung, wurde dabei versuchsweise schon mehrmals bearbeitet. Erstmals in den 80er-Jahren und 2004 wurde Michael Avon Oeming der nicht eben leichte Auftrag erteilt, Thors Geschichte zu Ende zu erzählen. Sechs Kapitel sind es geworden, die einen Rundflug durch die nordische Mythologie darstellen und Comic-Unterhaltung vom Feinsten bieten.

Teil 1 – Wieder einmal hat Loki seine Hände im Spiel, und tatsächlich scheint er in Zusammenarbeit mit dem Flammenriesen Sutur, seinem halbwahnsinnigen Wolfssohn Fenris und in der Götterwelt prominente Mitstreiter wie Hyrm (der Steuermann des Totenschiffs Naglfar) einen Plan ersonnen zu haben, um Odins Sohn zu Fall zu bringen und den mächtigen Hammer Mjölnir zu spalten – tatsächlich. Marvel-Fans werden bei diesem Slide des Comics kurz innehalten müssen!

Teil 2 – Mit letzter Kraft kann Thor seine Gefährten, die Avengers, um Hilfe ersuchen. Gemeinsam kämpfen die Avengers in Asgard für die Asen, die bereits gewaltige Opfer hinnehmen mussten. Der Kampf von Captain America, Iron Man und Thor gegen Loki und seine Schergen ist einer der Höhepunkte des Bandes.

Teil 3 – Thor startet einen Kreuzzug durch die Reiche der Asen, Lichtelfen, Trolle und anderen Wesen, um die verstreuten Asen für eine letzte Schlacht um sich zu scharen. Vor Vanaheim schließlich kommt es zur Entscheidungsschlacht, bei der beide Seiten und die Zeichner alles aufbieten, was die mythische Welt um Thor hergibt. Fenris ist zum Riesen gewachsen, Volstaag kämpft mit zwei magischen Hämmern, fliegende Walküren kämpfen auf der Seite des Guten, Sif die Schöne ringt mit Durok, dem Zerstörer, und dann taucht auch noch Beta Ray Bill auf. Einer der mysteriösesten Helden des Marvel-Universums. Atem schöpfen…

Teil 4 – Hlidskjalf, der Ort wo man aller Dinge gewahr wird, dient Thor zur inneren Einkehr. Thor sucht Weisheit und findet Prüfungen, vor denen schon Odin in der Mythologie stand.

Teil 5 – An den Wurzeln des Weltenbaumes Yggdrasil bringt Thor unglaubliche Opfer und erfährt, wie alles begann oder endet, je nach dem. Schließlich landet der gebrochene Sohn Odins in Hel, dem Land der Toten, und erblickt die, die im Schatten sitzen. Thor kehrt mächtiger denn je zurück und besiegt Mangok im Handstreich.

Teil 6 – Thor überredet Surtur, Mjölnir neu zu schmieden und in einer finalen Schlacht der Dämonen gegen die Asen alles zu entscheiden.

Die Kreativen

Michael Avon Oeming – verdiente sich erste Sporen als Zeichner bei der DC-Serie Judge Dredd und arbeitete vorher (bereits mit 14 Jahren) als Tuscher bei Daredevil. Weil das Zeichnen alleine nicht für den Lebensunterhalt reichte, arbeitete M. A. Oeming zeitweise als Wachmann. Der Durchbruch kam mit dem Eisner-Award-prämierten Projekt POWERS. Hin und wieder gab es auch Auftritte als Autor (Thor, Beta Ray Bill, Ares).

Daniel Berman – Die Ragnarök-Saga in Zusammenarbeit mit M. A. Oeming ist für Daniel Berman die erste Arbeit als Comic-Autor. Zusammen mit Andrea Di Vito ist arbeitete er auch an der Miniserie Stormbreaker: The Saga of Beta Ray Bill.

Andrea di Vito – Der in Rom aufgewachsene Illustrator wurde nach einer ersten Veröffentlichung bei Marvel zunächst von CrossGen angestellt. Später bei Marvel angekommen, zählten eigene Arbeiten wie Nova, Thor: Wölfe des Nordens, Young Avengers, X-Men und Anihilation zu seinen bekannteren Werken.

Atemlos… durch das Heft

Ein realistischer Zeichenstil, bei dem angespannte Muskeln vor Kraft strotzen, Landschaften für sich sprechen und gewaltig wirkt, was gewaltig sein soll, zeichnet den Stil der Künstler aus, die dieses Heft gestalteten. Dynamische Bildaufteilungen, die dennoch nie verwirrend wirken, bringen Tempo in die Action-Szenen, und gradlinige Panels beruhigen das Auge bei nachdenklichen Sequenzen. Die Zahl der Gastauftritte ist ein weiterer Superlativ, und selbst die so schwierig zu bebildernden eher vergeistigten Slides um Thors Einkehr wissen zu fesseln.

Fazit

Mit knapp 17 € schlägt der Band für über 150 Seiten kein zu tiefes Loch ins Portemonnaie und bietet einige Stunden erstklassige Unterhaltung für Comic-, Wikinger- und/oder Thorfans. Der Donnergott entflieht seinem etwas angestaubten Image und bringt die Regenbogenbrücke zum Beben.

Cover © Panini Verlag

Mehr zum Produkt auf der Produktseite beim Panini Comics Verlag


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