DC – Justice League Anthologie – Die Geschichte der größten Helden der Welt (Comicbuch, div. Zeichner & Autoren)


Rein optisch macht die Anthologie aus dem Hause DC zu einem der bekanntesten Superheldenteams der Comicwelt einiges her. Das liegt nicht zuletzt an den etwa 430 Seiten, die den gebundenen Band zu einem Comic-Schwergewicht machen. Für rund 35 € kann man so manch kalten Herbstabend in ausgewählten Geschichten der Justice League von 1960 bis 2011 schmökern. Aus über 50 Jahren Comicgeschichte die Meilensteine rauszupicken, war sicher keine leichte Aufgabe.

Nachdem Marvel bereits einige Jahre mit den Einzelverfilmungen und anschließend mit einem TeamUp in Form der Avengers absahnt, möchte man im Hause DC natürlich auch an glorreiche Zeiten der eigenen Superhelden anknüpfen (zumal diese ursprünglich sogar als Vorbild für Marvels Avengers dienten). Batman, Superman und Wonderwoman wurden bereits vorgestellt, und so war es nur eine Frage der Zeit, bis die Justice League (wenn auch mit anderer Originalbesetzung als im Silver Age der Comics) auch als Kombo im Kino auftrat. Passend zur Kinoproduktion zeigt die vorliegende Anthologie die Geschichte des mächtigsten Superheldenteams der Erde (bei DC).

Geschichten aus fünf Jahrzehnten in fünf Teilen

Die Glorreichen Sieben (1960-61)
Die Geschichten der 60er Jahre in diesem Kapitel markieren die Anfänge der Justice League. Insbesondere der Kampf in “The brave and the bold 28”, der im Jahre 1960 erschienen ist und bei dem die Helden gegen einen für moderne Comics skurrilen Gegner in Form eines außerirdischen gigantischen Seesterns antreten, mutet naiv an, fesselt aber dennoch, da es die erste Geschichte des Heldenteams ist.

Die Satelliten-Ära (1973-1982)
Comicabenteuer der Liga aus den 70er- und frühen 80er-Jahren sind in diesem Kapitel versammelt. Der Name rührt von einem notwendigen Wechsel des Hauptquartiers der Superhelden her, die eine neue Bleibe in einer Art Weltraumstation fanden. Mit dabei sind in dieser Ära viele weniger bekannte Helden wie etwa der Android Red Tornado oder etwa Black Canary, die derzeit in der Serie “Arrow” ein kleines Revival erfährt. Der Zeichner, der diese Epoche prägte, war Dick Dillin, der über 100 Ausgaben der Justice League zeichnete. Die Geschichten sind bereits spannender zu lesen und der Zeichenstil wird detaillierter. Nichtsdestotrotz sind manche Gegner ein wenig lächerlich, aber die Geschmäcker der Leser unterliegen eben auch einem Wandel.

Slapstick-Liga (1987)
Das DC-Universum war durch verschiedenste Parallel-Universen und Serien-Neustarts an einem Punkt, an welchem eine grundlegende Änderung her musste, um alte Leser bei der Stange zu halten und neue dazuzugewinnen. Mit einem Team, in dem es ein wenig an Comic-Prominenz fehlte, startete eine neue Liga. Batman hatte mit Helden der zweiten oder dritten Reihe zu tun: Doctor Fate, Blue Beetle, Booster Gold und natürlich der pöbelnde Green Lantern, Guy Gardner. Es wird viel geschimpft und dämlich gehandelt, und viel typischer Slapstick-Humor findet seinen Weg in die bis dato eher ernsten Geschichten. Der Künstler hinten der Epoche war Kevin Maguire.

Pantheon (1997-2006)
Zahlreiche Neustarts und Kehrtwenden bescherten Justice League keinen Erfolg mehr. Es war Zeit für eine Rückkehr der glorreichen Sieben. In mancher Hinsicht besann man sich zurück auf die Qualitäten der Satelliten-Ära. Der Wachturm auf dem Mond wurde die neue Basis der JLA, und übermächtige Gegner wie Darkside standen den Helden gegenüber. Die Helden wurden zu einer Art Götter-Pantheon und rangen regelmäßig um das Schicksal der ganzen Welt. Der Hyperrealismus, wie ihn Howard Porter für die Geschichten benutzte, sieht auch heute noch atemberaubend aus.

Neue Horizonte (2012-2013)
In einer Neuinkarnation der Liga treten die Beziehungen der Helden untereinander in den Vordergrund. Geschickt ist der Schachzug, dass sich die Charaktere einander ebenso kennenlernen wie der Leser das Team. Erstmals wurde die Stammbesetzung dahingehend verändert, dass der Marsian Manhunter durch Cyborg ersetzt wurde. Mit Blick auf den Film scheint sich die Idee bewährt zu haben. Jim Lees Zeichnungen und die seiner Nachfolger in ähnlichem Stil sind sehenswert und stellen einen gelungenen Kompromiss aus Realismus und emotionalen Panels dar.

Extras
Die vorangestellten Texte zu den Epochen stimmen auf das folgende Kapitel ein und geben zahlreiche Informationen zu Personalia, Gründen für Reboots und ähnliches. Die Übersichtsseite zu dem Heft, aus dem die folgende Geschichte stammt, mit Infoboxen zu den Künstlern und einem kurzen Text, um den Inhalt im größeren Kontext der Serie einzuordnen, sind schick gestaltet und stellen einen echten Mehrwert dar.

Die Zeichnungen der Hauptquartiere in allen Kapiteln sind ein nettes Gimmick und werden jedem gefallen, der die JLA liebt oder auf Landkarten in Fantasy-Romanen abfährt. Das Who is Who der guten und bösen Charaktere ist eine tolle Idee und rundet die Anthologie ab.

Fazit

35 € sind natürlich eine Stange Geld für ein Comicbuch, aber wer auch nur mit den modernen Versionen der Helden etwas anfangen kann, bekommt hier ein Stück Comicgeschichte geboten, und zwar ein recht umfangreiches. Eine tolle Reise durch verschiedene Stile und Erzählweisen, die für einige Abende entführt und sehr wertig aufgemacht ist. Winziger Wermutstropfen: Wie leider öfter bei Anthologien mit Neuauflagen alter Hefte fragt man sich: “”Warum keine Seitenzahlen, wenn doch im Inhaltsverzeichnis damit gearbeitet wird? Wen interessieren schon die Seitenzahlen der nachgedruckten Comicstorys?”

Wertung: 14/15

Cover © Panini

  • Produktseite
  • Verlag: Panini Comics
  • ISBN: 978-3-7416-0504-8
  • Preis: 34,99 €
  • Seiten: 432
  • Erscheinungsdatum: 24. Oktober 2017
  • Storys:
    The brave and the bold (1960) 28

    Justice League of America (1960) 4, 105-106, 135-137, 200
    Justice League (1987) 1
    JLA (1997) 5, 16, 50
    Silver age secret files and origins (2000) 1
    Justice League of America (2006) 0
    Justice League (2011) 13, 14
  • Autoren: Gardner Fox; Len Wein; Grant Morrison; Mark Waid u.a.
  • Zeichner: Mike Sekowsky; Dick Dillin; Howard Porter; Bryan Hitch u.a.
  • Übersetzung: Christian Heiss; Alexander Rösch
  • Cover: Alex Ross

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