Brian Lee Durfee – Der Mond des Vergessens: Die fünf Kriegerengel 1 (Buch)


Endlich wieder eine neue epische High-Fantasy-Serie mit Königshäusern, Intrigen, gewaltigen Schlachten, Magie, Assassinen, verworrenen Stammbäumen, verschiedenen Rassen und einer Vorgeschichte, die ein eigenes Nachschlagewerk rechtfertigen. Kurzum: So ein richtiger Wälzer, um abzutauchen in eine andere düstere, aber irgendwie fesselnde Welt. Soweit zu meiner unvoreingenommenen Prämisse.

Über den Autor

Brian Lee Durfee lebt und arbeitet als Künstler und Autor in Salt Lake City. Als Autor ist er im deutschsprachigen Raum bisher noch nicht in Erscheinung getreten. Mit seinen Illustrationen hingegen konnte der in Alaska und Utah aufgewachsene Künstler jedoch schon einige Erfolge erringen. Dazu zählen unter anderen Illustrationen für Wizards of the Coast, Tolkien Enterprises, Dungeons & Dragon.

Eine Pentalogie?

Auf der Homepage des Autos sind bereits Rubriken für alle fünf Teile der mit dem vorliegenden Werk begonnenen Fantasy-Epos zu finden (https://brianleedurfee.weebly.com/). Die immerhin 888 Seiten des ersten Teils scheinen also eher ein Prolog zu sein.

 Verschiedene Perspektiven

Schon ein Blick ins Inhaltsverzeichnis verrät, dass die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird.  Im Wesentlichen lernen wir im Verlauf des Romans drei Fraktionen kennen, die allesamt an entscheidenden Schlüsselpositionen für die Geschicke der “fünf Inseln” stehen.  Zum einen gibt es da die Königsfamilie der Bronachells, die Gul Kana beherrschen. Namentlich ist es Jovan, der älteste Sohn des gefallenen Königs, der regiert, jedoch von Wahnvorstellungen geplagt wird. Seine beiden Schwestern Jondralyn und Tala gehen jeweils ihren eigenen Weg, um sich gegen dem immer paranoider werdenden Bruder zu behaupten. Jondralyn übt sich in der Kunst des Schwertkampfes, und Tala bekommt es mit Mächten zu tun, die ich – ohne zu spoilern – hier nur “finster” nennen kann. Doch während die internen Machtkämpfe das Reich Gul Kana schwächen, droht aus dem Westen eine größere Bedrohung: Der verstoßene Gottessohn Raijael und seine mit finsteren Kräften ausgestatteten Soldaten  wollen die Gläubigen in Gul Kana unterwerfen und waten dabei durch Meere aus Blut.

Natürlich darf auch der klassische Underdog nicht fehlen, und diesen Part übernimmt der Waisenjunge Nail, dessen Meister ihn jahrzehntelang in Steinbrüchen schuften und scheinbar unsinnige Lektionen durchleiden ließ. Als Nails Dorf von Raijaels Soldaten angegriffen wird, gerät die Geschichte ins Rollen. Nail hat eine große Rolle in jenem Plan, den nur die Angehörigen einer geheimen Bruderschaft kennen. Es gibt fünf göttliche Waffen, die nur von den Reinkarnationen der fünf Kriegerengel getragen werden dürfen…

“Heavy Metal Fantasy”

Ein Begriff aus einer englischen Pressestimme zu diesem Buch, der mir ungemein bildlich und treffend erschien, zumal oder gerade weil ich ihn so bisher noch nicht gelesen hatte. Der Autor kleckert nicht, sondern er klotzt – und zwar in vielerlei Hinsicht. Die Geschichte soll riesig werden, und das wird klar. Es wird fünf Bände geben, schon der erste kratzt knapp an der 900-Seiten-Marke und es gibt ein Inhaltsverzeichnis, eine doppelseitige detaillierte Landkarte der fünf Inseln und – wie sollte es anders sein – einen Anhang der “Dramatis Personae”, den man spätestens zu Beginn des zweiten Teils auch benötigen wird.

Aber die Geschichte soll nicht nur groß angelegt sein, sie soll auch einen ganz eigenen Stil verfolgen, und auch wenn das (beeindruckend gestaltete und viel besser als das amerikanische aussehende) Cover etwas mehr Heldenverehrung und schimmernde Rüstungen erwarten lässt, ergibt es im Rückblick durchaus Sinn: Verbrannte Erde, dämonische Pferde mit leuchtenden Roten Augen und Krieger, die sich nicht scheuen, alles Notwendige zu tun, um ihrem Herren zu dienen. Und was da getötet, verstümmelt, gebrandmarkt, vergewaltigt und intrigiert wird… In bester Game of Thrones-Manier bin ich versucht mich an keine der Figuren emotional zu sehr zu binden.

Der wird doch jetzt nicht…

Auch wenn die Geschichte um einige miteinander verstrittene Königreiche, Vorurteile verschiedener Rassen und Religionen gegeneinander und das Machtstreben einiger weniger das ganze Völker vor einen Abgrund stellt im Bereich der Fantasy nicht wirklich neu erscheint, kommt der Beginn dieser neuen groß angelegten Fantasy erfrischend daher. Der Autor bedient sich bewährter Kniffe der modernen Erzählkunst und lässt Charaktere gnadenlos fallen, dreht sie vor den Augen des Lesers um oder erhebt sie urplötzlich aus der Bedeutungslosigkeit zu einem zentralen Element.

Das Ganze ist bei Brian Lee Durfee gepaart mit einer einfachen schnörkellosen Sprache, welche die Handlung schnell vorantreibt, ohne sich mit weitschweifigen inneren Monologen oder ausufernden Beschreibungen aufzuhalten. Das wirkt manchmal etwas martialisch, kommt aber der düster-brutalen Seite des Werkes zugute.

Fazit

Es gibt einen epischen Handlungsrahmen, Magie, verschiedenste Fraktionen und Subgeschichten, und die Handlung wird schnell vorangetrieben. Einige der Protagonisten müssen sich noch entwickeln, um fünf Bände zu tragen – aber für einen Auftakt ist vorliegendes Werk ein mehr als vielversprechendes Buch, dessen knapp 900 Seiten wie im Flug vergehen.

 Cover © Klett-Cotta/Hobbit-Presse

  • Produktseite beim Verlag
  • Verlag: Klett-Cotta (Hobbit-Presse)
  • Übersetzung: Andreas Heckmann
  • Originaltitel: The Forgetting Moon, Five Warrior Angels Series 1
  • Erschienen am: 10.03.2018
  • Ausgabe: gebunden mit Schutzumschlag
  • Seiten: 888
  • Preis: 25,00 €
  • ISBN: 978-3-608-96141-6

Wertung: 13/15 dpt


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