Der ehemalige Eishockeyprofi Matt “Shadow” Shade versucht sich, nachdem ihn sein Manager übers Ohr gehauen hat und die TV-Karriere gefloppt ist, als Spieleberater und – vermittler. Leider kollabiert sein Schützling auf dem Eis. Unklar ist, ob er sich selbst medikamentös ausgeknockt hat oder jemand anders dafür verantwortlich ist.
Matt beginnt zu ermitteln und stolpert dabei über die Privatdetektivin Angie Everett. Eher nebenher als gemeinsam finden sie den Schuldigen. Da es in der Eishockbranche nicht mehr so gut läuft für den Shadow, versucht er in Angies Detektei anzuheuern. Die neue Schule für die sehbehinderte Tochter Jules kostet schließlich Geld. Erst widerwillig, nach erfolgreichem Teamwork und bestandener Detektivprüfung kulanter, stellt Angie Everett den Fliegenfuß Shade ein.
Unterstützt werden sie bei der Ermittlungsarbeit von Kurtis Mazhari, Everetts Kontakt bei der Polizei, und Jules Shade. Der resolute Detective Derek Nolan hingegen scheint ihnen die Arbeit schwermachen zu wollen (Nicht ganz so große Spoilerwarnung: Außer Matt dürfte jeder Zuschauer sofort ahnen, um wen es sich bei Angies mysteriösem Lover handelt). Matts Vater Don fungiert weitgehend als der moralische Kompass seines Sohnes.
Zwischenzeitlich gesellen sich Everetts spielsüchtige Mutter Nora (dargestellt von der “Hill Street Blues”-Veteranin Mimi Kuzyk) und Shades aus Italien heimkehrende Ex-Gattin Becca als Problemfälle zum Ensemble.
“Private Eyes” ist eine kanadische Serie, weswegen Toronto gerne in höchst ansehnliches Licht gerückt, und mit dem Bekanntheitsgrad des ehemaligen Eishockeyprofis “Shadow” gespielt wird. Selbst als gefallene Ikone kann das mitunter Türen öffnen, sogar an Stellen, an denen man es gar nicht erwartet. Jason Priestley, der schnöselige Brandon Walsh aus “Beverly Hills 90210”, spielt den ehemaligen Profisportler mit flapsigem, (leicht) geschwätzigem Charme. Der sich passend ergänzt mit der widerspenstigen, taffen Art seiner Chefin Angie Everett. Cindy Sampson überzeugt in der Rolle, die Chemie zwischen ihr und Priestley stimmt. Gut, zwei Folgen Anlaufzeit muss man dem ungleichen Paar gewähren, dann agieren sie schlagfertig und altbewährt in jener Tradition, die sich seit Dashiel Hammetts Nick und Nora Charles (“Thin Man”) kaum verändert hat. Und immer noch vergnüglich ist.
Die Serie besitzt ein angenehmes Achtziger-Jahre-Flair, die einzelnen Folgen sind in sich abgeschlossen, übergreifende Handlungsstränge (wie die Geschichte von Angie Everetts totem Polizistenvater) deuten sich bestenfalls an, psychologische Momente bleiben dem Alltag verhaftet und frönen vergnügt den Rezepturen eines moralischen Poesie-Albums. Spannung und Dramatik sind wie die gesamte Serie milde gestimmt, alles bleibt familientauglich. Es erscheint geradezu mutig, auf Morde und sonstige Tötungsdelikte mehrheitlich zu verzichten. Wie überhaupt graphische Gewalt kaum eine Rolle spielt. Wenn man von der ein oder anderen blutigen Nase absieht.
“Private Eyes” lebt von seinem gut aufgestellten Ensemble – Priestly und Sampson werden noch von Jordyn Negri als Matts Tochter in den Schatten gestellt -, den meist gutsitzenden Worttiraden und Witzeleien sowie zahlreichen Running Gags. Matt Shades Vorgeschichte, inklusive Managerbetrug und skandalumwobenem Internet-, respektive Fernsehclip wird amüsant immer wieder aufgegriffen. Zugleich bricht die Serie nonchalant mit Geschlechter- und Genreklischees. Die straßentaugliche, forsche Detektivin Everett nimmt den unbedarften, aber begabten Matt Shade unter ihre Fittiche und hilft ihm flügge zu werden und Verantwortung für sich und seine Nächsten zu übernehmen.
Ergibt eine entspannte Alternative zu komplexer Serienkost, die mit überbordendem horizontalen Erzählen zu vermehrtem Binge Watching verführt. “Private Eyes” bedeutet so etwas wie die Rückkehr zu leicht verdaulichen TV-Event-Häppchen, unterhält leichtgewichtig, ohne sein Publikum zu unterfordern. Die Taktik zahlt sich aus, bereits nach anderthalb Staffeln wurde eine Verlängerung um die dritte Staffel bewilligt.
Bereits die Titelmelodie, eine so scheußliche wie passende Fönfrisur-Version des HALL & OATES-Stückes “Private Eyes”, gibt die Marschrichtung vor: Eine kenntnisreiche und unterhaltsame Adaption des Fernsehens der ausgehenden Achtziger, die lieber tiefer stapelt als sich großtönend verausgabt und deren dramatischster Moment mit einem Cliffhanger endet, der offen lässt, ob der Vater, dessen Verantwortungsbewusstsein im Lauf der ersten Staffel gewachsen ist, wieder zur beiläufigen Wochenendbeziehung seiner Tochter mutiert.
PS.: Das “Private Eyes”-Original von HALL & OATES wird im Abspann der ersten Folge gespielt. Besser als die spätere Verwurstung, aber kein Highlight des Duos. Die fanden auf den ersten drei Alben der beiden statt. Obwohl: “Maneater” hatte was. Angie Everett würde das bestätigen. Matt Shade auch.
Cover & Szenenfotos © edel:Motion/Glücksstern
- Titel: Private Eyes
- Originaltitel: Private Eyes
- Staffel: 1
- Episoden: 10
- Produktionsland und -jahr: Kanada, 2016
- Genre:
Krimi, Komödie
- Erschienen: 17.08.2018
- Label: edel Motion
- Spielzeit:
ca. 423 Minuten auf 3 DVDs
ca. 439 Minuten auf 2 Blu rays - Darsteller:
Jason Priestley
Cindy Sampson
Jordyn Negri
Barry Flatman
Ennis Esmer
Clé Bennett - Regie:
James Genn
Kelly Makin
Robert Lieberman u.a. - Drehbuch:
Kim Morrison
Tim Kilby
Gare Joyce
Shelley Eriksen u.a.
Robert Berghoff - Musik:
Shawn Pierce
- Extras:
4 Webisodes, Featurette über die beiden Hauptdarsteller, Featurette über das Zusammenspiel der beiden Hauptfiguren, Featurette über die Nebenrollen - Technische Details (DVD)
Video: 16:9 – 1.77:1
Sprachen/Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch - Technische Details (Blu-Ray)
Video: 1920x1080p (1.78:1)
Sprachen/Ton: Deutsch, Englisch (DTS-HD MA 5.1) - Untertitel: Deutsch
- FSK: 12
- Sonstige Informationen:
Produktseite
Wertung: 10/15 Remington-Steele-Gedächtnis-Charmebolzen