Die Beziehung zwischen Kate Daniels und Curran, dem Werlöwen, steht kurz davor, in die nächste Phase überzugehen. Die beiden wollen heiraten, nachdem sie schon seit Jahren zusammenleben. Doch das freudige Ereignis steht unter keinem guten Stern, als das Hexenorakel von Atlanta sich an Kate wendet und ihr von einer düsteren Prophezeiung berichtet. Denn falls die beiden den Bund der Ehe eingingen, würde die Stadt brennen und sowohl ihr Vater, Roland, der Herrscher der Welt als auch ihr Geliebter Curran tot sein. Also muss sie sich auf den Weg machen, dieses Schicksal zu verändern, bevor es wahr werden kann.
Es geht dem Ende zu. Denn „Unheiliger Bund“ ist der vorletzte Roman aus Ilona Andrews’ „Stadt der Finsternis“-Reihe. Sie wird hierzulande im Februar 2019 mit „Stunde der Macht“ enden. Wobei in den USA das noch nicht der endgültige Abschied aus Kate Daniels’ Welt ist, in der Technologie und Magie sich bei der Kontrolle der Welt abwechseln. Denn mit „Iron and Magic“ arbeitet das Autorenehepaar an einem Spinoff, dessen Hauptfigur niemand anders als der Präzeptor der Eisernen Hunde und ehemalige Hauptantagonist Hugh d’Ambry ist. Ob dieses Buch dann hier in Deutschland erhältlich sein wird, steht noch nicht fest.
Doch ehe es so weit ist, liefern Ilona Andrews erstmal erneut gewohnte, gute Qualität ab. „Unheiliger Bund“ ist gleichermaßen spannend und lustig geschrieben. Zudem ist dieser Band gleichzeitig der erste Roman der „Stadt der Finsternis“-Reihe, in dem Roland, der Erbauer der Türme und Kates Vater, der alleinige Gegenspieler ist.
Es ist ein gewaltiger Unterschied zwischen Roland und seiner ehemaligen rechten Hand Hugh d’Ambray. Während letzterer grausam und berechnend war, fähig zu Intrigen und Verrat, ist Roland direkt und trotzdem komplett unberechenbar. Diese Beschreibung mag zunächst wie ein Widerspruch wirken, doch wenn man den Roman liest, erweist sie sich als äußerst schlüssig. Man hat es hier schließlich mit einem uralten, unsterblichen Wesen zu tun, das Zeitalter überlebt hat und nun dabei ist, seine Macht, mit der er beim letzten Mal, als die Magie alleine die Welt beherrschte, wieder aufzubauen. Er ist keinen wirksamen Widerstand gewohnt, und genau diesen bringt seine Tochter gegen ihn auf. Und so greift er sie in aller Öffentlichkeit an, nur um sich dann kurz darauf mit ihr zu einem Bier und einem vertraulichen, friedlichen Gespräch zu treffen. Dabei wird die ganze Zeit über deutlich gemacht, dass er ein unglaubliches Charisma besitzt.
Gegen diesen Feind muss Kate Daniels antreten und im selben Augenblick ebenso dafür sorgen, dass die oben erwähnte Prophezeiung nicht eintritt. Klar ist, dass sie alles in ihrer Macht unternehmen wird, um zum Ziel zu gelangen. Das macht schließlich den Charme ihrer sturköpfigen Persönlichkeit aus. Dass sie diese Unterfangen simultan mit den Hochzeitsvorbereitungen ausgleichen muss, ist dabei ein steter Quell diverser unterhaltsamer Szenen. So zum Beispiel, als sie bei einem magischen Ritual gleichzeitig entscheiden muss, welche Hochzeitstorten sie bei der Feier haben möchte.
„Unheiliger Bund“ ist ebenso ein Wiedersehen mit vielen Nebenfiguren, bekannte und eher weniger bekannte. So darf Roman, der der Priester des Tschernebog, eines slavischen Gottes des Bösen ist, die Hochzeit leiten. Was ebenfalls für zahlreiche, komische Momente sorgt. Oder man erfährt, was Mahon, der Werbär, von der Liaison zwischen seinem Ziehsohn Curran und Kate in Wirklichkeit hält. Oder, oder, oder.
Dabei bereichert Ilona Andrews die Handlung immer wieder mit diversen Überraschungen an, die man so nicht hat kommen sehen. Mehr als ein Mal baut sie Enthüllungen ein, die die Charaktere, die man bereits seit Ewigkeiten kannte, plötzlich in einem neuen Licht zeigen. Und häufig ergeben sich daraus schon fast tragische Konsequenzen.
Allerdings hat man im Mittelteil des Romans das Gefühl, dass die Autorin sich verzettelt. Sie bleibt förmlich bei einem gewissen Nebenplot hängen und widmet sich dem in aller Ausführlichkeit. Dadurch wirkt die Gesamthandlung gestreckt, so als ob sie eine bestimmte Seitenanzahl abliefern musste und ihr das nur durch diese Methode möglich war.
Dennoch: Bei aller berechtigter Kritik ist auch „Unheiliger Bund“ ein gut zu lesendes Buch.
- Autor: Ilona Andrews
- Titel: Stadt der Finsternis – Unheiliger Bund
- Teil/Band der Reihe: Stadt der Finsternis
- Originaltitel: Magic Binds
- Übersetzer: Bernhard Kempen
- Verlag: Lyx
- Erschienen: 06/2017
- Einband: Broschiert
- Seiten: 405
- ISBN: 978-3-7363-0451-2
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Wertung: 13/15 dpt