Wenige Tage nach der Ermordung der Föderationspräsidentin Nan Bacco (Nachzulesen in „Star Trek – The Fall 1: Erkenntnisse aus Ruinen“) sind die Gemüter an Bord der Raumstation Deep Space Nine immer noch extrem angespannt. Als dann ein Drehkörper aus dem Wurmloch auftaucht und einen fremden Bajoraner mit einer altmodischen Schusswaffe absetzt, droht die Situation zu eskalieren. Erst mit viel Mühe können sich wieder alle beruhigen und sich der Frage widmen, woher der Fremde kommt. Denn er scheint aus der Vergangenheit zu kommen, wobei unklar ist, aus welcher Geschichtsepoche genau.
Ein weiterer Drehkörper setzt Kira Nerys an Bord des Raumschiffes Even Odds ab. Dort trifft sie dann erneut auf Taran’atar, der nach den Ereignissen, die dazu geführt haben, dass er Deep Space Nine verlassen musste, hier eine neue Aufgabe gefunden hat. Doch für die ehemalige Kommandantin der Raumstation stellt sich die Frage, wieso sie hier abgesetzt wurde und was ihre Mission sein soll.
Und ein dritter Drehkörper versetzt die Cardassianerin Iliana Ghemor zum fantastischen Volk Aszendenten. Schnell gelingt es ihr, die Kontrolle über diese zu erlangen. Sie sammelt sie unter ihrem Kommando und führt sie zu einer neuen Bestimmung: Der Vernichtung Bajors und Auslöschung aller Bajoraner!
Wie man anhand der Handlungszusammenfassung sieht, ist in David R. George IIIs „Star Trek – Deep Space Nine: Sakramente des Feuers“ einiges los. Dabei knüpft der Autor in seinem Roman nicht so sehr an die Geschichte des letzten Buchs, Una McCormacks Misstrauen, an, als vielmehr an die Ereignisse der abgebrochenen „neunten Staffel“.
Der US-Amerikaner hat bereits einiges für „Star Trek“ geschrieben. Seinen ersten Schritt unternahm er, als er das Drehbuch für eine „Voyager“-Episode mitschrieb, für die er eine Nominierung des „Sci Fi Universe“-Awards erhielt. Es folgten zahlreiche Geschichten für „Original Series“, „The Next Generation“ und „Deep Space Nine“, wobei vor allem die „Feuertaufe“-Trilogie für „The Original Series“ zu seinen herausragendsten Werken gehört.
Die sogenannte „Achte Staffel“ stellt einen Höhepunkt in der Historie der „Star Trek“-Romane dar. Es handelt sich um die Weiterführung der Ereignisse der TV-Serie, wenn auch mit teilweise komplett unterschiedlichen Figuren. Nach dem Ende jener folgte dann die „Neunte Staffel“, die allerdings nach drei eher mittelmäßigen Bänden abgebrochen wurde, wodurch diverse Handlungsfäden in der Schwebe blieben und nicht zu Ende geführt wurden.
Mit „Sakramente des Feuers“ greift David R. George jetzt diese Fäden nach einigen Jahren wieder auf. Das Ergebnis ist ein Roman, der sowohl starke Momente besitzt als auch viele schwache. Wobei dieser Band insgesamt, soviel sei schon verraten, besser als „Misstrauen“ ist.
Zu den starken Seiten der Geschichte gehört die Schilderung der Ereignisse auf „Deep Space Nine“. Glaubwürdig wird geschildert, wie sehr die Raumstation immer noch unter den Nachwirkungen von Nan Baccos Ermordung leidet. Was ebenfalls eine nachvollziehbare Begründung dafür ist, wieso die Sicherheitskräfte so übernervös agieren und versuchen, den mysteriösen Neuankömmling, möglichst lang ohne eine wirkliche Anklage in Haft zu behalten.
Altek Dans ist dieser Neue, der sich schnell als eine interessante Person erweist. Hat man zu Beginn noch den Verdacht, dass er in Wahrheit nichts Gutes im Schilde führt, zerstreut David R. George III diese Vermutung bereits im ersten Drittel des Romans. Was bleibt, ist die Frage, was die Wurmlochwesen damit bezweckten, ihn aus der Vergangenheit in die Handlungsgegenwart zu holen?
Iliana Ghemor kennen Leser der Romanserie hingegen schon. Sie war die große Antagonistin der kurzen „neunten Staffel“. Eine Cardassianerin, die aufgrund ihres bisherigen Lebens einen enormen Hass auf Kira Nerys und Bajor entwickelte. Leider war ihre Darstellung eben wegen dieser heftigen und enormen Abneigung monoton, unglaubwürdig sowie langweilig, worunter auch die allgemeine Qualität der entsprechenden Romane litt. Es ist David R. George III hoch anzurechnen, dass es ihm jetzt gelingt, diesen Charakter in seinem vorliegenden Buch endlich interessant zu gestalten. Sie ist zwar in ihrem grenzenlosen Hass immer noch eine nervige Figur, doch aufgrund der Tatsache, dass sie nun die fantastischen Aszendenten kontrolliert, wird sie zum ersten Mal zu einer glaubwürdigen Bedrohung. Sie verfügt über eine Armee von Wesen, die nur ein Ziel kennen: Ihre religiöse Doktrin mit allen Mitteln in die Tat umzusetzen. Jeder, der sich ihnen in den Weg stellt, wird dabei vernichtet. Diese Heerschar lenkt sie jetzt nach eigenem Gutdünken und auf eine eiskalte und berechnende Art und Weise.
Die Ereignisse rund um Kira Nerys und Taran’atar sind zwar auch gut geschrieben, aber ausgerechnet dieser Handlungsstrang ist im Vergleich zu den anderen der schwächste im ganzen Roman. Das Problem ist, dass man hier den Eindruck hat, dass einem wichtige Informationen fehlen, weil der Autor es versäumt, sie richtig und rechtzeitig zu präsentieren. Mit dem Ergebnis, dass, als man sie endlich erhält, sie einen komplett kalt lassen. Man nimmt sie hin, aber verspürt kein Gefühl der Überraschung.
Ansonsten enttäuscht der Roman vor allem bei den Subplots. Sei es die Patrouille, die Benjamin Sisko fliegt, oder die Tatsache, dass Odo auf einen entfernten Verwandten stößt, sie lesen sich belanglos, langweilig und nicht sehr überzeugend. Sie plätschern vor sich hin, ohne dass sie großartig Spannung aufbauen.
Trotzdem ist „Sakramente des Feuers“ ein guter Roman, der das Interesse an der Fortsetzung erweckt.
Cover © Cross Cult
- Autor: David R. George III
- Titel: Star Trek – Deep Space Nine: Sakramente des Feuers
- Teil/Band der Reihe: Star Trek – Deep Space Nine
- Originaltitel: Star Trek – Deep Space Nine: Sacraments of Fire
- Übersetzer: Renè Ulmer
- Verlag: Cross Cult
- Erschienen: 09/2017
- Einband: Taschenbuch
- Seiten: 420
- ISBN: 978-3-95981-202-3
- Sonstige Informationen:
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