Die Welt von Nikki Heat ist durcheinandergeraten, als sie feststellen durfte, dass ihre totgeglaubte Mutter Cynthia doch noch am Leben ist. Und ihre Situation wird nicht besser, als sie den CIA-Superspion Derrick Storm trifft, der sie darüber informiert, dass das Schicksal ihrer Mama mit einem seiner aktuellen Fälle in Verbindung steht. Anscheinend hatte sich Nikkis Mutter mit halbseidenen, chinesischen Geschäftsmännern angelegt, deren Macht bis in die USA reicht, wo sie alles versuchen, um an wichtige Informationen zu gelangen. Wodurch das Leben aller Beteiligten in Gefahr ist.
„Heat Storm: Hitzesturm“ ist der Abschlussband der „Nikki Heat“-Reihe. Das Gimmick, dass sie von dem TV-Helden Richard Castle geschrieben wurden, hat seine Daseinsberechtigung dadurch verloren, dass die „Castle“-TV-Serie, die als Grundlage für die Romane diente, nach acht Staffeln eingestellt wurde. Und um wohl einen runden Abschluss zu erzeugen, wurde in dem vorliegenden Buch auch die andere bekannte Romanfigur des Autoren, Derrick Storm, mit eingebaut.
Das Ergebnis dieses Team-Ups hinterlässt gemischte Gefühle. Einerseits hat „Heat Storm“ seine starken Momente, andererseits hat der Band allerdings auch seine eindeutigen Schwächen.
Für Fans der „Nikki Heat“-Romane und vor allem dessen umfangreichen und vielfältigen Casts an Charakteren wird dies kein besonders angenehmer sein. Denn bis auf die Titelfigur und ihrem Ehemann Jameson Rook taucht kaum eine andere Figur auf. Nur Detective Raley hat einen kurzen Gastauftritt, der jedoch kaum von Bedeutung ist und in dem auch eine x-beliebige andere Person hätte auftauchen können. Es ist schade, dass diese zuvor wichtigen Protagonisten dermaßen ignoriert werden, da so das Finale völlig unrund wirkt. Der Grund für diese Entscheidung liegt vermutlich darin, dass sich Nikki Heat die Geschichte mit Derrick Storm teilen muss. Nach jedem Kapitel wird zwischen den Charakteren hin- und her gewechselt.
Derrick Storm-Fans haben dieses Problem nicht. In seinen bisherigen Romanen hat er nämlich keine große Ansammlung an Nebenfiguren aufgebaut, da seine Abenteuer immer in unterschiedlichen Ländern und Städten spielten. Um trotzdem eine emotionale Verbindung zu dieser Figur aufzubauen, hat Richard Castle deshalb in diesem Band den Vater Carl eingeführt. Was sich als gute Entscheidung erwies, da der pragmatische und etwas altmodische alte Mann seinen Sohn erdet.
Denn die Soloabenteuer von Derrick Storm hatten das Problem, dass er zu sehr wie ein Superagent dargestellt wurde. Ihm gelang alles und er war allen überlegen. Einen guten Eindruck dieser Darstellung erhält man im Prolog dieses Romans. Doch schon nach wenigen Kapiteln wirkt die Zusammenarbeit mit seinem Vater Wunder. Auf ein Mal wirkt der Charakter menschlicher. Er macht Fehler und ist nicht mehr überlegen. Im Gegenteil: Er, der normalerweise gewohnt ist, zu agieren, muss dieses Mal ständig reagieren.
Beim Lesen merkt man, das der Löwenanteil der Actionszenen auf die Derrick Storm-Abschnitte entfällt. Die Nikki Heat-Kapitel sind hingegen ruhiger, mehr dramaorientiert. So sieht sich die Ermittlerin Morddrohungen ausgesetzt, während gleichzeitig ihre Ehe mit Jameson Rook kriselt. Wer die früheren Nikki Heat-Romane gelesen hat, dem dürfte Letzteres bekannt vorkommen. Schließlich ist es nicht das erste Mal, dass die Beziehung zwischen diesen beiden Figuren alles andere als ruhig verläuft. Und mittlerweile hat man diese Darstellung auch satt. Was der Hauptgrund dafür ist, dass diese Kapitel im Vergleich zu den anderen langweiliger wirken.
Dennoch wird man seinen Spaß an dem Buch haben. Bis man zum Ende des Romans kommt, in welchem auf einmal die Handlung beginnt, unglaubwürdig zu werden. Hier hat Richard Castle versucht, noch einen Dreh, einen Plottwist, einzubauen, um zum Finale hin richtig Spannung zu erzeugen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Mit einem Schlag ist die Luft raus und die Ereignisse wirken lächerlich überzogen.
Man hätte der „Nikki Heat“-Reihe gerne einen besseren und würdigeren Abschluss gegönnt. Denn schließlich hat sie einen über die letzten Jahre hinweg bestens unterhalten. Aber leider ist dem nicht so, was dann doch enttäuschend ist.
Cover © Cross Cult
- Autor: Richard Castle
- Titel: Castle 9: Heat Storm – Hitzesturm
- Teil/Band der Reihe: Castle 9
- Originaltitel: Heat Storm
- Übersetzer: Anika Klüver
- Verlag: Cross Cult
- Erschienen: 05/2017
- Einband: Taschenbuch
- Seiten: 412
- ISBN: 978-3-959811-92-7
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Wertung: 7/15 dpt