«Überall im Land würden die Leute auf die Straßen laufen und die ganze Nacht über Party machen. Doch hier draußen nicht. Denn hier passierte nie etwas. Und selbst wenn, bei der Party wollte sie nicht mitmachen.»
Wie recht Belinda doch mit ihren Gedanken hat. Dänemark steht im Finale der WM und die Straßen sind wie leergefegt. Auch an die Tankstelle, an der sie und Agnes arbeiten, verirren sich heute nur wenige Menschen. Doch die beiden Frauen spüren eine unbestimmte Bedrohung und müssen sich mit ein paar Typen herumschlagen, die sich fiese Späße mit ihnen erlauben. Aber sind es wirklich nur Späße? Oder steckt mehr dahinter? Die Nacht wird für Belinda und Agnes plötzlich zu einem Albtraum.
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„Best Horror Novel of the Year“ in Dänemark und die große Frage: Warum nur? Die eigentliche Geschichte spielt sich auf sage und schreibe 195 Seiten ab, von denen einige zudem noch leer sind. Der Rest des Buches besteht aus Bonus-Storys des Autors. Wenig Raum also, um eine vernünftige Handlung zustande zu bringen. Es gibt durchaus Autoren, die nicht viele Seiten brauchen, um starke Geschichten zu erzählen. Steen Langstrup gehört – zumindest mit diesem Werk – allerdings nicht dazu.
In zwei Handlungssträngen erleben wir die schicksalhafte Nacht der beiden Tankstellenwärterinnen. Zum einen starten wir mit ihnen in ihre Schicht, die zunächst ereignislos verläuft, dann aber immer bedrohlichere Züge annimmt. Zum anderen erfahren wir häppchenweise, was danach geschieht. Ein als Clown verkleideter Sadist quält die Frauen bis aufs in Strömen fließende Blut. Nach und nach nähern sich die beiden Ebenen an, bis sie im letzten Drittel des Buches schließlich zusammenlaufen. Ab diesem Zeitpunkt zieht das vorher kaum vorhandene Tempo unvermittelt an – während zu Beginn nahezu nichts passierte, überschlägt sich die Handlung plötzlich. Aus Langeweile wird Splatter und Brutalität. Lässt sich damit ein literarischer Blumenstrauß gewinnen? Bei der „Best Horror Novel of the Year“ offenbar schon, hier: nein!
Zusammenfassen lässt sich dieser vermeintliche Horror-Roman so: langatmig (und das trotz der wenigen Seiten!), klischeehaft, einfallslos – sowohl in Bezug auf die Handlung als auch auf die Charaktere (zwei junge, naive Frauen, die auch aus einem x-beliebigen Teen-Horrorfilm stammen könnten) und die Sprache (sehr einfach, keine Besonderheiten).
Übrigens heißt das Buch „Finale“, weil es während eines WM-Finales spielt, aus dem Dänemark als Sieger hervorgehen könnte. Dass es sich hier um den Final-Abend handelt, wird unermüdlich erwähnt, damit man es auch bloß nicht vergisst. Immer und immer wieder ist von diesem „Finale“ die Rede – und zwar so häufig, dass es nur noch nervt und hier sogar einen eigenen Absatz erhält.
Fazit: Trotz der Tankstelle in nächtlicher dänischer Einöde stellt sich beim Lesen von „Finale“ keine unheimliche oder düstere Atmosphäre ein. Der vorherrschende Gefühlszustand ist leider Langeweile. Ein wenig erinnert „Finale“ an Laymon, mit dem Unterschied, dass es in seinen Büchern zumindest die eine oder andere Überraschung und meist ein wenig schwarzen Humor gibt. Wer auf der Suche nach gruseliger Lektüre für schaurige Stunden ist, sollte die Finger von diesem Buch lassen.
Cover © Heyne
- Autor: Steen Langstrup
- Titel: Finale
- Originaltitel: Alt det hun ville ønske hun ikke forstod
- Übersetzer: Wolfgang Thon
- Verlag: Heyne
- Erschienen: 05/2018
- Einband: Taschenbuch
- Seiten: 240
- ISBN:978-3-453-43894-1
- Sonstige Informationen:
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Wertung: 1/15 Finaltoren