Musik für die Raumstation #7: LeRoy: Bambadea (2016)

LeRoy - Bambadea (Schamoni Music, 2016)

Bambadea ist ein Album, das sich einer schlichten Kategorisierung verweigert. Sicherlich könnte man es sich leicht machen und diese Platte irgendwo in der Welt des Downtempos und des Trip Hops ansiedeln. Dort wird man es vermutlich in einem Plattenladen finden. Doch diese Musik besitzt eine so starke und eigenwillige Handschrift ihres Urhebers, dass man hier durchaus von einem genre of one sprechen könnte.

Auf der Oberfläche kann das Album durchaus als ein Kreuzungspunkt diverser Klangrichtungen verstanden werden. Zurückgelehnte Downtempo-Beats begegnen hier ausgeklügeltem Sampling, launischem Gesangs und filigran eingewobenen Elementen des Glitch.

Ein besonderer Reiz dieser Musik liegt in ihrer Ambiguität zwischen Dur und moll, zwischen Heiterkeit und Traurigkeit. Die Töne schlendern und tänzeln entlang einer imaginären Grenze zwischen Erbauung und Melancholie. Wenn sich der Geist für eine der beiden Stimmungen entscheidet, wird er sogleich von einem neuen Klangelement herausgefordert und auf die andere Seite des Stimmungsspektrums gezogen. Dadurch wird diese Musik niemals langweilig.

Diese atmosphärische Nähe von Heiterkeit und Sentimentalität wird in eklektischer Manier aus einem reichhaltigen musikhistorischen Archiv verstärkt. So hören wir stimmungsvolle Elemente von Jazz und des Exotica-Sounds, die hier zu diesem wundersamen Balanceakt zwischen einer melancholischen Sehnsucht und einem gewissen Augenzwinkern beitragen.

Leroy: "Bambadea" (2016, Schamoni Musik)

Dieses Album ist der perfekte Soundtrack für den frühen Sommer. Es vermengt sich großartig mit dem Ambient der erwachten Natur. Und doch sind diese Klänge zugleich sehr urban und geben einer nächtlichen Taxifahrt neuartige Tiefe.

Über den Stücken schwebt ein Hauch von Fernweh. Gamelan-artige Klanggebilde tauchen da entlang des Weges auf, charmante Stimmfetzen und eine musikalische Postkarte aus den südamerikanischen Anden. So wäre es leicht dieses Album als gelungene Urlaubsmusik abzuheften. Die perfekte Platte für die Tiki-Bar im 21. Jahrhundert. Doch das hier ist kein Bacardi-Sound. Es ist das komplette Gegenteil davon. Diese Musik reflektiert dieses subtile Gefühl am Ende eines Urlaubs. Die Ungewissheit darüber, ob man traurig über den Abschied sein soll, oder sich doch auf die Heimkehr freuen möchte.

Der Sound dieser Platte wird niemals grell und aufdringlich, insbesondere nicht in jener Weise, wie es die verzweifelte Pop-Welt heute unentwegt einfordert. Das hier ist klangvolle Lässigkeit. Es ist eine Absage an oberflächlige Trends und an die Musik der Marktschreier.

Das Jahmoni/Schamoni-Label hat das komplette Album auf Soundcloud gestellt. Wer also mal reinhorchen möchte, kann es hier direkt tun. Dieser Sound ist sehr gut dazu geeignet, einen faden Nachmittag im Büro erträglich zu machen. Wo waren nochmal die Kopfhörer? In der Schublade vielleicht …?

Das Album gibt es digital bei Amazon zu kaufen. Vermutlich auch bei iTunes. Doch da mich dort keine zehn Pferde hinkriegen, kann ich es nicht bestätigen. Machete don’t do iTunes.

Wer allerdings zu meinem Tribe gehört, wird es sich auf Vinyl kaufen. Hey, ich habe genau gesehen, wie einige von euch die Augen verdreht haben! Undankbare Bande.

Wo war ich stehen geblieben? Ach ja. Dies ist der Sound, der das emotionale Befinden der modernen Welt festhält. Aufgespannt zwischen der Sehnsucht nach einem sauberen, weißen Strand und einem stabilen WiFi.

Meine Favoriten auf dieser LP: Happened From The Void, Coral Girl, Bambadea

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Images:
Cover images © Leroy/Schamoni Musik)
futuristic spaceship command room“ by Luca Oleastri @ fotolia

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