André Wegmann – Die Scharen des Teufels (E-Book)


André Wegmann - Die Scharen des Teufels (Richard Laymon - Das Ende (Cover © Klarant)«Es fiel im schwer zu glauben, dass es so etwas wirklich gab. Aber seine Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass die Grausamkeiten, zu denen Menschen fähig waren keine Grenzen kannten und, dass manche ihr wahres Ich hervorragend hinter einer gutbürgerlichen Fassade verbargen.»

Eigentlich wollte der Privatdetektiv Michael Jesko nur Urlaub an der See machen. Ganz gemütlich den Geburtstag der Gastwirtin feiern, mit der er sich beim letzten Besuch angefreundet hat, und eine entspannte Zeit mit seiner Freundin verbringen. Doch dann wird er vom örtlichen Pfarrer auf eine Grabschändung angesetzt. Im Glauben, einen einfachen Fall vor sich zu haben, sagt Jesko seine Hilfe zu. Die Details, die dabei ans Licht kommen, sind erschreckend und führen ihn mitten in die gefährlichen Kreise eines satanistischen Zirkels.

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„Die Scharen des Teufels“ ist bereits der dritte Band um den Bochumer Privatermittler, der mit Vorliebe an der hohen See unterwegs ist. Aber auch, wenn man die ersten beiden Teile nicht gelesen hat, kann man der Geschichte problemlos folgen und eine Beziehung zu Jesko aufbauen.

Zu Beginn plätschert die Handlung ein wenig dahin. Wir begleiten Jesko und seine Freundin nach Grevensiel, lernen die Menschen dort kennen, liegen ein wenig am Strand und verbringen ein paar entspannte Tage, die hin und wieder von den anfangs noch harmlosen Ermittlungen zu der Grabschändung unterbrochen werden. André Wegmann verliert sich hier manchmal ein wenig in seinen Beschreibungen, kann sich offenbar zunächst nur schwer von der Urlaubsstimmung trennen und erzählt uns sehr detailreich, wie die einzelnen Menschen, die uns begegnen, aussehen, welche Frisuren und welche Kleidung sie tragen. Das bremst den Fortgang der Geschichte teilweise etwas aus und zieht das Geschehen in die Länge. Ab etwa der Hälfte nehmen Jeskos Ermittlungen dann aber ordentlich an Fahrt auf und werden mit jeder Seite spannender. Plötzlich ist man gefesselt und kann das Umblättern der Seiten kaum noch abwarten. Nachdem Jesko einmal auf der richtigen Spur ist, bleibt die Handlung bis zum actionreichen Showdown überaus rasant. Die Einblicke in die Satanistenkreise sind dabei sehr verstörend und geben einen unheimlichen Eindruck von einer vollkommen fremden Welt.

Wir folgen aber nicht nur Jesko, sondern auch Klara, einer Frau, die auf einem abgelegenen Hof gefangen gehalten wird. Unter einem falschen Vorwand wurde sie dorthin gelockt und fristet ihr Leben nun wie ein Tier im Käfig, wird nur herausgelassen, wenn sie dem Herrn des Hauses zu Diensten sein oder Hofarbeiten erledigen soll. Neben ihr gibt es noch eine weitere Gefangene, die schon länger dort zu sein scheint und völlig verwahrlost wirkt. Klara will nicht ebenfalls so enden und schwört sich, nicht kampflos aufzugeben. Als Leser leidet und hofft man mit ihr, ist nah an ihr dran und spürt die unheilvolle Atmosphäre, die vom Hof und dem bizarren Paar, das ihn führt, ausgeht. Auch diese Teile sind überaus spannend und halten den Leser in Atem.

Die Charaktere sind authentisch gezeichnet. Insbesondere Jesko ist ein sympathischer, einfach netter Typ, der keiner dieser Superermittler ist, aber über ein gutes Gespür verfügt, der im Privaten ein wenig verklärt und mit rosaroter Brille in die Welt schaut, im Job aber den Durchblick hat und Zusammenhänge erkennt. Einer, der gemütlich und freundlich wirkt, wenn es darauf ankommt aber viel Mut und Biss beweist. Neben ihm schließt man vor allem die Pensionsinhaberin und ihre Familie ins Herz. Am liebsten würde man selbst seinen Urlaub dort verbringen und diese herzlichen Menschen kennenlernen. Demgegenüber stehen die Peiniger der entführten Frauen, die durch und durch abstoßend sind. Insgesamt sind die Figuren recht deutlich in „gut“ und „böse“ unterteilt.

Der Schreibstil ist sehr flüssig und gut zu lesen. Er passt hervorragend zu den bodenständigen Charakteren und lässt immer mal wieder ein wenig Lokalkolorit hervorblitzen. Meist ist es Plattdeutsch, ein kleines bisschen Pott ist aber auch dabei. Die detailverliebten Beschreibungen dürften zwar an manchen Stellen etwas weniger sein, sie sorgen aber auch dafür, dass wir ein lebendiges, facettenreiches Bild von dem fiktiven Ort Grevensiel, den Charakteren und den teuflischen Ereignissen erhalten.

Fazit: „Die Scharen des Teufels“ braucht ein wenig, um in Fahrt zu kommen und den Leser zu fesseln. Nachdem dieser Punkt erreicht ist, nimmt die Geschichte einen aber vollends gefangen und lässt bis zur letzten Seite nicht mehr los. Den Plot auf den düsteren Machenschaften eines Satanistenzirkels aufzubauen ist eine gelungene Abwechslung zur typischen Serienmörderthematik. Dank Ostfriesland als Handlungsort und ein paar Fäden gesponnenen Seemansgarns schafft Wegmann eine für dieses Thema besonders passende und leicht mystisch anmutende Atmosphäre.

Cover © Klarant Verlag

  • Autor: André Wegmann
  • Titel: Die Scharen des Teufels
  • Teil/Band der Reihe: 3 von 3
  • Verlag: Klarant Verlag
  • Erschienen: 03/2018
  • Einband: Taschenbuch
  • Seiten: 200
  • ISBN: 978-3-955-73763-4
  • Sonstige Informationen:
    Produktseite 
    Erwerbsmöglichkeiten

Wertung: 11/15 Teufelsanbeter


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