Nico Fauser, 1989 den mütterlichen Katakomben entfleucht, ist eigentlich eher bekannt für seine nicht unbedingt inhaltlich, jedoch optisch leicht an Ralph Ruthes Werke erinnernden Cartoons. Doch ihm deswegen Abkupferei vorzuwerfen, ginge zu weit. Es herrschen zwar gewisse stilistische Ähnlichkeiten zwischen den beiden, gerade auch, was die knallbunte Colorierung der Cartoons und die miteinander kommunizierenden Tiere betrifft, aber letztendlich dürfte das eher dem Zufall geschuldet sein. Denn ihren eigenen Stil haben beide definitiv, und sie haben sich unabhängig voneinenader bereits seit einem ganzen Weilchen im Business etabliert. Man kann sinngemäß sagen: Wer den einen mag, wird den anderen ebenfalls mögen. Doch um die Cartoons soll es in dieser Rezension auch gar nicht gehen, denn in vorliegendem Buch finden sich die Ergebnisse seiner anderen künstlerischen Baustelle, nämlich 250 seiner bisherigen Grafiken aus den verschiedensten Lebensbereichen in Form von Statistiken und Diagrammen, die oftmals die Realität (auf ironische Weise, versteht sich) entwaffnend wahrheitsgemäß wiedergeben.
Die Grafiken sind in insgesamt sieben dieser Lebensbereiche unterteilt. Im ersten Kapitel wird der Bereich Arbeit & Beruf auf die Schippe genommen, und hier findet sich der Leser nicht nur einmal wieder. Diese “Genau so!”-Momente ziehen sich auch durch die weiteren Kapitel (“Essen & trinken”, “Familie”, “Freizeit”, “Liebe & Partnerschaft”, “Mobilität” und “Urlaub”), was für einige Lacher und Schmunzler sorgt – gerade, wenn man auch selbst den Hang zum Unperfektsein hat, in welcher Hinsicht auch immer. Dass diese Grafiken manchmal natürlich auch einfach nur blanker Nonsens sind, versteht sich von selbst. Eines haben sie allerdings überwiegend gemein: Sie wurden simpel-minimalistisch, aber thematisch stets passend und zudem originell gestaltet.
Allerdings finden sich auch ein paar Augenverdreher in diesem Buch wieder, und wenn man im Kapitel “Liebe & Partnerschaft” angekommen ist, kommt man aus dem Augenverdrehen dann auch kaum heraus, denn hier werden zuhauf Männer- und Frauenklischees bedient, die so auch von Comedians der Sorte Mario Barth hätten stammen können. Klar, ist alles ironisch, überspitzt, zwinkerzwinker, aber gerade in Zeiten, in denen all die Arbeit, Geschlechterklischees auf ein Minimum zu reduzieren, vergebens erscheint und in kommerzieller Hinsicht wieder – und so extrem wie noch nie – mit rosa-hellblauen “für Jungs/ihn”- und “für Mädchen/sie”-Mechanismen geworben wird, sind diese Witzchen mehr Ärgernis als Spaß.
Abgesehen von diesem Schönheitsfehler (der rein subjektiv als solcher empfunden wird, denn es soll ja Leute geben, die sich die Schenkel trotzdem wundklopfen) ist dieses handliche Büchlein aber ein kurzweiliges, unterhaltsames Sammelsurium der in Grafiken konvertierten alltäglichen und nicht ganz so alltäglichen Absurditäten – perfekt für ein paar Schmunzler im Wartezimmer, in Bus und Bahn oder beim Eierkochen. Und auch zum Verschenken eignet sich dieser charmante Nonsens hervorragend.
Außerdem tut sich Fauser mit diesen Grafiken Gutes, denn diese sind durchaus ein Alleinstellungsmerkmal bezüglich seiner Arbeit – dem Rezensenten fällt spontan kein Cartoonist ein, der ebenfalls diese Grafiken erstellt.
Cover © Mosaik Verlag
- Autor: Nico Fauser
- Titel: Was wir denken, wenn wir uns ein Ei kochen
- Verlag: Mosaik
- Erschienen: 03/2017
- Einband: Paperback
- Seiten: 272
- ISBN: 978-3-442-39316-9
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Wertung: 11/15 dpt