The Darkness (Spielfilm, DVD/Blu-Ray)

Eigentlich standen die Zeichen gut für “The Darkness”. Regisseur und Co-Drehbuchautor Greg McLean war verantwortlich für den spannenden Krokodil-Horror “Rogue – im falschen Revier” (bereits mit Radha Mitchell in einer Hauptrolle) sowie die beiden finsteren, brutalen “Wolf Creek”-Teile. Kevin Bacon wagte im unheimlichen und packenden “Echoes – Stimmen aus der Zwischenwelt” (“Stir of Echoes”) einen ersten erfolgreichen Ausflug ins Geistererreich, die oben erwähnte Radha Mitchell war Star einer der besten je gedrehten Videospielumsetzungen: In Christoph Gans‘ vorzüglichem “Silent Hill” musste sie als besorgte Mutter bereits um das Seelenheil ihres Kindes kämpfen und gegen die Mächte der Finsternis antreten.

Es hätte so schön werden können, ein Spukthriller auf klassischen Spuren, “Poltergeist”, “The Conjuring”, “Sinister” und “Insidious” im Hinterkopf, doch auf eigenen Füßen. Dass Regisseur McLean sich in Zurückhaltung in puncto graphischer Gewaltdarstellung übt, ist beim gewählten Sujet kein Manko. Dass außer ein paar Handabdrücken, Wandschmierereien, ein wenig Holterdipolter und als brutalste Attacke ein Hundebiss in einen ungeschützten Mädchenarm, kaum Aufreibendes und Aufreizendes auf dem Spielplan steht, trägt hingegen zu dem lauen Lüftchen bei, das “The Darkness” in seiner Gesamtheit ist.

Der Inhalt ist schnell erzählt: Von einem Familienausflug in den Grand Canyon bringt der autistische Mikey, dargestellt von David Mazouz, dem jungen Bruce Wayne in der Serie “Gotham”, fünf Symbolsteine, die er in einer Höhle gefunden hat, mit zurück ins traute Heim. Die unterirdische Lagerung hatte jedoch einen Grund, bannten die Anasazi so die Geister von fünf magischen Tierwesen mit wenig menschenfreundlicher Gesinnung. Dank der unabsichtlichen Befreiungsaktion beginnen die dunklen Wesen unruhig herumzuspuken, mit dem Ziel, den kleinen Mikey unter ihre mentalen Fittiche zu bringen, um ihn anschließend ins Geisterreich zu verschleppen.

Das finden Papa Peter und Mama Bronny Taylor natürlich gar nicht gut. Die beiden, deren Ehe unter dem hohen Arbeitspensum Peters und seinen kleinen Sehnsüchten nach einem Seitensprung leidet, müssen sich zusammenraufen, um der mysteriösen und mystischen Bedrohung Herr und Frau zu werden.

Erschwerend kommt hinzu, dass Stephanie, die ältere Schwester Mikeys unter Bulimie-Attacken leidet, sich insgesamt benachteiligt gegenüber dem aufmerksamkeitsheischenden kleinen Bruder fühlt, und so der Familienfrieden an mehreren Fronten wiederhergestellt werden muss. Ob das wohl gelingen wird?

Glücklicherweise entpuppt sich Peters Chef und Freund Simon nicht ganz als das Ekel, welches Bronny in ihm vermutet und vermittelt, mit Hilfe seiner Frau Wendy, Familie Taylor zwei Geistheilerinnen zur tatkräftigen Unterstützung. Kann ja nicht schaden. Für erlittene Blessuren im Kampf gegen die bösen CGI-Grafiken aus der Anderswelt gibt es glücklicherweise Heftpflaster. Hätte schlimmer kommen können. Zum Beispiel zu dem alternativen Ende, das in der ordentlich ausgestatteten Bonus-Sektion zu finden ist, und das keine freundlichen Bilder zum Abschluss liefert.

Wie so oft dient die wenig aufregende Spukgeschichte als Vorwand für eine familientherapeutische Sitzung, die unspektakulär über die Bühne gebracht wird. Man einigt sich recht schnell darauf, dass böse Kräfte ihre Finger im Spiel haben, lässt die Grundlagenforschung aber außen vor, weswegen die Bedeutung und Macht der mystischen Steine erst zum Finale marginale Bedeutung gewinnen. Zwischendurch fackelt eine Wand ab, Finger- und Handabdrücke verschmieren Gesichter, Hälse und Bettdecken, der besessene Mikey versucht (im Off) Omas Katze zu würgen und Töchterchen Stephanie versteckt ihr Erbrochenes in zahlreichen Einmachgläsern und Tupperware unterm Bett. Was einiges über die Raumpflegeaktivitäten im Hause Taylor aussagt.

Die Konflikte werden recht unaufgeregt ausgetragen, was sympathisch ist, die jugendlichen Darsteller gehören zur erträglicheren Sorte psychisch labiler Kombattanten. Kevin Bacon und Radha Mitchell, beides eigentlich geschätzte Akteure, lavieren sich routiniert, doch sichtlich gelangweilt durchs maue Spukterritorium. Paul Reiser als Peter Taylors Chef und allzu jovialer Kumpel hat sich in den letzten Jahren körperlich ziemlich verändert und ist kaum wiederzuerkennen. Als seine Gattin wird die fabulöse Ming-Na Wen (die schlagkräftige “Kavallerie” aus “Agents Of Shield”) in einer Mini-Rolle ungnädig und völlig unterfordert verheizt. Der Rest der Besetzung ist anwesend.

Visuell herrscht eine leicht steril wirkende Gleichförmigkeit vor, die bereits mangels ausgefeilter Lichteffekte atmosphärische Stimmung vermissen lässt. Leidlich gelungene CGI-Effekte werden sparsam eingesetzt und passen sich in ihrer Künstlichkeit dem Rest der Bildgestaltung an. Wenige Schreckmomente zucken eher vor sich selbst zusammen, als Angst und Schauder beim Publikum zu verbreiten. Blut ist anscheinend ein zu kostbarer Stoff, deshalb wird (nicht nur) an seinem Vergießen gespart.

Der Soundtrack von Tom Tykwer-Spezi Johnny Klimek (der Australier, den es vor Jahrzehnten nach Berlin verschlug, wo er die OTHER ONES gründete und zeitweise für Nina Hagen Bass spielte) ist solide, ohne großartig aufzufallen.

So rumpelt und humpelt sich “The Darkness” mit ein bisschen Budenzauber hier und da seinem Ende entgegen, ohne Herz, Haut und Hirn zu strapazieren, nicht einmal zu fordern. Die Laufzeit ist erfreulich kurz, die Extras zeigen, dass die entfallenen Szenen meist zu Recht beiseite geschafft wurden. Das krude alternative Ende ist allerdings ganz knuffig. Als Alternative zu einem durchschnittlichen “Tatort” mag der kleine Film angehen, aber eigentlich wünscht man sich von einem derartigen Werk mehr als neunzig Minuten einlullende Unterhaltung. Vor allem, wenn eine satte Handvoll fähiger Köpfe an der Entstehung beteiligt ist. Reicht (diesmal) nicht.

“Shout, Shout, let it all out!”

Cover & Szenenfotos  © KSM

  • Titel: The Darkness
  • Originaltitel: The Darkness
  • Produktionsland und -jahr: USA 2016
  • Genre: Horror, Familien-Drama, Mystery
  • Erschienen: 13.03.2017
  • Label: KSM
  • Spielzeit:
     89 Minuten auf DVD
     92 Minuten auf Blu-Ray
  • Darsteller: 
    Kevin Bacon
    Radha Mitchell
    David Mazouz
    Lucy Fry
    Paul Reiser
    Ming-Na Wen
  • Regie: Greg McLean
  • Kamera: Toby Oliver
  • Musik: Johnny Klimek
  • Drehbuch:
    Greg McLean
    Shayne Armstrong
    Shane Krause
  • Extras:
    Alternatives Ende
    Entfallene Szenen
    Trailer
    Bildergalerie
  • Technische Details (DVD)
    Video:
    16:9, 2,40:1 (1920x1080p)
    Sprachen/Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
    Untertitel:
    Deutsch
  • Technische Details (Blu-Ray)
    Video:
    16:9, 2,40:1 (1920x1080p)
    Sprachen/Ton
    : Deutsch, Englisch, DTS HD-Master Audio 5.1
    Untertitel: 
    D
  • FSK: 16
  • Sonstige Informationen:
    Produktlink DVD und Blu-ray
    Erwerbsmöglichkeiten

Wertung: 6/15 gelangweilte Gruselgeister

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