zuerst einmal möchte ich jene Verlage und Labels loben, deren Pressemenschlein angenehm kommunikativ und transparent mit Journalisten und Bloggern kooperieren. Gerade die kleineren und unabhängigen Kooperationspartner erweisen sich hier als vorbildlich, und selbstverständlich gibt es auch unter den “Großen” viele Vertreter, die sich hinsichtlich Kommunikation und Transparenz nichts vorwerfen lassen müssen – nehmen wir nur mal die netten Damen und Herren von Diogenes, Kiepenheuer & Witsch, polyband, Rapid Eye Movies, Glücksstern PR oder dem Hörverlag als Beispiel. Und, und, und. Oder, oder, oder.
Manche von Euch enttäuschen uns allerdings, und zwar, indem sie uns das Gefühl geben, ignoriert zu werden. Und mit “uns” meine ich nicht nur unser Magazin, sondern viele andere Onlinemagazine und Rezensionsblogs.
Die Presse arbeitet ja überwiegend mit Rezensionsexemplaren, und auch wir bekommen diese kostenlos und dürfen sie in der Regel auch behalten (lediglich ein paar Filmlabels fordern die Pressemuster nach Sichtung wieder zurück). Klingt natürlich schön: Wir schreiben etwas darüber und bekommen das besprochene Produkt dann “geschenkt”.
Gemessen an der Arbeit, die wir in das Lesen/Hören/Schauen investieren, ist dieses “Entgelt” allerdings verhältnismäßig gering, denn es erfordert ja auch Zeit, etwas Recherche und eben auch viel Kopfarbeit, die Eindrücke zu verschriftlichen. Nehmen wir ein Buch als Beispiel: Ein paar Tage lesen, gegebenenfalls ein wenig recherchieren und ein bis zwei Tage am Text arbeiten, anschließend die Rezension korrigieren und online stellen. Zum Schluss wird dann noch etwas Öffentlichkeitsarbeit geleistet. Ein Buch kostet in der Regel zwischen 10 und 30 Euro, je nach Umfang und Ausführung. Eine Serienstaffel in der Regel zwischen 25 und 40 Euro. Das wäre demnach schätzungsweise ein Stundenlohn von durchschnittlich … lassen wir das.
Alter Hut bis hierhin, ja.
Wir sind auch – wie zahlreiche andere Onlinemagazine und Blogs – unabhängig. Wir verdienen mit unserer Arbeit keinen einzigen Cent. Wir üben unsere Arbeit mit Herzblut aus, mit Hingabe und mit Spaß. Wir legen teilweise sogar noch drauf, indem wir Geld für die Pflege unserer Websites ausgeben. Oder um zusätzlich noch Bücher, Filme etc. zu kaufen und diese auf unseren Plattformen. zu besprechen. Und das in unserer Freizeit. Weil wir das Ganze tun, weil wir unbändige Lust darauf haben.
Ja, vielleicht auch ein alter Hut.
Sobald wir mit einer Rezension fertig sind und sie online ist, schicken wir Euch umgehend den Beleglink zur Rezension, und auf Facebook, Twitter und Google+ teilen wir den Artikel dann auch gleich. Inklusive Erwähnung Eurer Facebook-, Twitter- und Google+-Profile. Und die der Autoren bzw. Künstler. Wir teilen den Artikel in unseren privaten Profilen. Wir sind stolz auf unsere Arbeit. Und gibt es mal zeitliche Probleme mit den Rezensionen, so kommt von uns in der Regel auch eine Rückmeldung und eine Entschuldigung und das Geloben der Besserung.
Diese Transparenz und Würdigung würden wir uns gern von Euch wünschen – und zwar von der Anfrage bis hin zur fertigen und verbreiteten Rezension.
Was ist so schwierig daran …
… bei Rezensionsexemplaranfragen unsererseits eine kurze Antwort zu geben, ob die Vormerkung oder Zusendung des gewünschten Rezensionsexemplars oder der gewünschten Rezensionsexemplare möglich oder eben nicht möglich ist?
Ein kurzes “Leider nein.” oder “Sehr gern.” würde genügen, sodass wir Redakteure wissen, ob wir mit einer Bemusterung rechnen können oder nicht. Oftmals tappen wir jedoch im Dunkeln, ob ein Titel dann tatsächlich bei den Rezensent*innen ankommt oder nicht. Es kommt kein Feedback, sondern stattdessen bekommen die Rezensent*innen Post – oder eben keine Post. Selbst wenn nachgehakt wird, kommt oftmals keinerlei Reaktion. Und der Titel kommt – oder eben nicht. Planung? Unmöglich.
… sich mal kurz mit den Magazinen oder Blogs kurzzuschließen, bevor man einen Titel “einfach so” unverlangt zusendet?*
Auch so ein Phänomen. Denn während wir manche Titel, die wir gern besprechen würden, nicht erhalten, erhalten wir manchmal Titel, die sich niemand gewünscht hat, einfach so. Reaktion beim Öffnen des Umschlags: »Hä?«
Wir müssen mit unseren zeitlichen Kapazitäten haushalten und hierbei auch abwägen, ob wir einen Titel rezensieren können oder nicht. Auch müssen wir, da wir das Schreiben und Konsumieren in unserer Freizeit betreiben, selbstverständlich nach unseren Interessen hinsichtlich Inhalt und Genre handeln – selbst bei booknerds.de, wo ein ganzer Rattenschwanz an Redakteur*innen aktiv ist, ist nie gewährleistet, ob ein unverlangt eingesandter Titel auch wirklich den Interessen derer entspricht, die dann tatsächlich auch Zeit dafür hätten.
Ganz davon abgesehen, dass ihr oftmals bares Geld sparen würdet, wenn ihr eine Minute für eine E-Mail aufwendet, anstatt ein Produkt inklusive Versandkosten an uns zu senden, das wahrscheinlich für ewig ungesichtet im Regal verschwindet und womöglich im Nirgendwo verpufft. Wie wäre es, einfach mal vorher nachzufragen?*
… bei zugesandten Beleglinks wenigstens ein kurzes Dankeschön als Feedback zu schicken? Einfach nur, damit wir wissen, dass unsere Rezensionen zumindest zur Kenntnis genommen wurden?
Denn wir bemühen uns wirklich mit aller Kraft, gute Artikel zu schreiben und diese auch möglichst zeitnah zu liefern (was manchmal klappt, manchmal nicht). Ist dies dann erfolgt, haben wir manchmal das Gefühl, all der Aufwand verpufft im Nichts.
… die Rezensionen auch publik zu machen?
Denn ein gegenseitiges Unterstützen wäre wunderbar. Wir, die schreibende Zunft, sind für Euch ein Multiplikator für Eure Produkte. Wir schreiben diese Rezensionen nicht nur für uns selbst, sondern auch für all die Leser da draußen, die somit zu potenziellen Käufern Eurer Produkte werden. Und da würden wir uns freuen, wenn ihr …
- … unsere Rezensionen vielleicht ab und zu auch mal auf den Produktseiten des Verlags verlinkt.
- … unsere Rezensionen vielleicht ab und zu auch mal in den sozialen Medien verlinkt oder teilt.
- … unsere Rezensionen vielleicht ab und zu auch mal in Euren Vorschauen oder bei den Pressestimmen in späteren Büchern berücksichtigt. Denn die Pressestimmen bestehen nicht nur aus den großen Tageszeitungen.
Wir haben oftmals das Gefühl, dass unsere Arbeit irgendwo im Nirgendwo verpufft und lediglich kurz überflogen in Belegarchiven landet, wo sie dann für immer im Dunkel eines (digitalen) Aktenschranks eingesperrt bleibt.
Wir würdigen die Arbeit, die ihr verrichtet. Wir würdigen die Arbeit, die Eure Autoren/Künstler verrichten. Und zwar mit stundenlanger Arbeit, mit Enthusiasmus und mit Herzblut. Daher wünschen wir uns, dass auch ihr unsere Arbeit würdigt und nicht einfach nur einen Haken bei “erledigt” macht. Und dass ihr überhaupt mal mit uns kommuniziert. Oder euch öffentlich über unsere Auseinandersetzung mit Euren Produkten freut. Oder ärgert.
Erwarten wir zu viel?
*Nachtrag vom 20.01.2017
Vielen Dank für diesen Artikel! Auch ich habe mit zwei großen Verlagen eine ähnliche Erfahrung machen müssen. Es kam auf eine wirklich höfliche und begründete Rezensionsanfrage noch nicht mal eine E-Mail mit Absage zurück. Traurig, aber gut zu wissen, dass es anderen auch so ergeht. Verstehe dieses Gebaren allerdings nicht so ganz. Einer der Verlage hat sogar einen speziellen Ansprechpartner für Blogger…nun ja…
Ja, diese Nichtkommunikation kann frustrierend sein. Denn selbst wenn dann die Anfrage bearbeitet wird und das Buch zugesandt wird: Man weiß es oftmals überhaupt nicht. Manchmal rechnet man nicht einmal mehr damit. Man sitzt dann also schlichtweg da und bleibt im Ungewissen.
Wie gesagt, viele (auch große) Verlage sind wunderbar, da funktioniert die Kommunikation, und es werden durchaus Rezensionen von uns mal geteilt oder retweetet, aber dann gibt es wieder die, bei denen man sich irgendwie gnadenlos ignoriert fühlt.
Diese Erfahrungen habe ich auch gemacht. Aber dennoch sollte nicht vergessen, dass es auch gute Verlage gibt. Um aber mögliche Komplikationen zu vermeiden, wickel ich die meisten Rezensionen nur noch über BloggdeinBuch ab.
Na klar gibt es gute Verlage. Ist ja auch am Anfang erwähnt. 🙂
Als Alleinblogger*in ist bloggdeinbuch.de bestimmt eine Alternative, aber wir möchten uns schon als eigenständige Plattform etablieren – und bei unserer Besetzung (ca. 30 Leute) wäre das der Weg ins Chaos. 🙂