Mit „Operation Jericho“ hat der Cross Cult-Verlag nun den letzten „James Bond“-Roman herausgebracht, welcher bereits schon einmal in Deutschland veröffentlicht wurde. Ab jetzt begibt man sich quasi in unerforschte Gebiete. Oder auch nicht.
Denn leider sind die Verkaufszahlen der Romane des bekanntesten Geheimagenten seit dem Ende der Ian Fleming-Bücher eingebrochen, sodass eine Fortsetzung aktuell nicht mehr finanziell zu begründen ist. Immerhin schaut der Verlag nach Wegen und Möglichkeiten, doch noch eine weitere Veröffentlichung zu ermöglichen. Als Fan bleibt einem nur, zu hoffen und zu beten und auf diverse Art und Weise zu versuchen, den Verkauf anzukurbeln.
Denn wie „Operation Jericho“ wieder zeigt, sind die John Gardner-Geschichten keinesfalls schlechter als die von Ian Fleming. Im Gegenteil: Sie sind sogar deutlich besser!
Seit einiger Zeit ist James Bond im Zwangsurlaub. Seit den Ereignissen von „Flottenmanöver“ wurde er nicht mehr eingesetzt. Doch dann lernt er den charismatischen Brokenclaw Lee kennen, den Sohn einer Blackfoot-Indianerin und eines Chinesen. Und wird schon sehr bald in Ermittlungen um diesen Mann verwickelt, Denn anscheinend hat er nichts Gutes vor und will Militärgeheimnisse an die Volksrepublik weitergeben. 007 soll dies verhindern.
Bislang waren die Feinde von James Bond entweder internationale Terroristen oder russische Agenten. Dass der Feind dieses Mal aus China kommt, ist etwas Neues. und vielleicht auch der damaligen Zeit geschuldet, dass die Russen eben nicht mehr als die Verkörperung des Ur-Bösen verwendet werden konnten.
Dabei erschafft John Gardner mit Brokenclaw Lee einen charismatischen Gegenspieler, wie auch im Laufe des Romans wiederholt betont wird. Er strahlt etwas Besonderes aus, etwas, was selbst einen abgebrühten Geheimagenten wie James Bond wenigstens kurzzeitig dazu bringt, ihm zuzuhören. Es ist die Mischung aus Ausstrahlung und Intelligenz, die ihn vielleicht zu einem der interessantesten Gegenspieler von 007 in der letzten Zeit macht.
Mit Spannung und Interesse liest man, wie dieser Mann vorgeht und mit welcher Raffinesse er zum Ziel seiner Pläne gelangt. Dabei nutzt er vor allem die, wie es in diesem Roman heißt, chinesische Tradition aus, zum Beispiel den Gehorsam eines Kindes gegenüber seinen Eltern. Man respektiert ihn für diese Skrupellosigkeit. Und hasst ihn auch gleichzeitig dafür.
In diesem Roman wirft John Gardner auch einen detaillierten Blick hinter die Kulissen einer Mission. Noch mehr als sonst erlebt man mit, wie M im Hintergrund die Fäden zieht und alles versucht, um seinem besten Agenten eine Mission zu ermöglichen, bei der er erfolgreich ist. So etwas ist abwechslungsreich und hochinteressant.
Und James Bond selbst? Erweist sich in diesem Roman als richtiger Teamplayer, der vor allem mit seiner Begleitung Chi-Chi einige gefährliche Situationen meistert. Dies tut er natürlich mit der ihm ureigenen britischen Coolness, die ihn zu solch einer guten Figur macht. Allgemein muss man sagen, dass dieser Band Bond mehr als einen Teamplayer zeigt. Er agiert und interagiert sehr gut mit diversen Nebencharakteren, wie zum Beispiel Ed Rushia, der ein sehr charismatischer Charakter ist, von dem man vielleicht in den kommenden Romanen mehr lesen wird.
Die James Bond-Reihe hatte schon immer einige sehr selbstständige Frauenfiguren, die mehr sind als einfache Anhängsel. Auch Chi-Chi gehört zu diesen Charakteren. Sie agiert intelligent und selbstständig und behält selbst in schwierigen Situationen einen kühlen Kopf.
„Operation Jericho“ ist der beste Beweis, wieso man den „James Bond“-Romanen eine Chance geben sollte. Man wird nicht enttäuscht werden.
Cover © Cross Cult
- Autor: John Gardner
- Titel: Operation Jericho
- Teil/Band der Reihe: 24
- Originaltitel: James Bond: Brokenclaw
- Übersetzer: Anika Klüver, Stephanie Pannen
- Verlag: Cross Cult
- Erschienen: 07/2016
- Einband: Taschenbuch
- Seiten: 354
- ISBN: 978-3-86425-858-9
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Wertung: 15/15 dpt