Companions spielen eine wichtige Rolle in der „Doctor Who“-Reihe. Sie sind seine Anker, die verhindern, dass er den Kontakt zur Menschlichkeit verliert. Sie können seine besten Freunde sein oder er kann sich sogar in sie verlieben.
Jetzt ist es allerdings so, dass der Doktor eben nicht nur Abenteuer im Fernsehen erlebt. Auch in anderen Medien gibt es zahllose Geschichten, in denen die TARDIS und ihr bekanntester Passagier auftauchen. Und in einigen Fällen stehen ihm dann gar Companions zur Seite, die nur in diesem Medium auftauchen – wie zum Beispiel Frobisher, ein Gestaltwandler, der bevorzugt als ein sprechender Pinguin herumläuft und der vor allem in den Comics und in den Audiobüchern auftrat.
Auch Bernice Summerfield ist so eine Gestalt. Sie hatte Abenteuer in den Doctor Who Comics, Büchern und Big Finish-Produktionen. Und dementsprechend bunt und vielfältig ist ihre Geschichte, wie ein kleiner Blick in die Doctor Who-Wiki beweist.
Und wieso ist dies jetzt so wichtig? Bernice ist mitsamt ihrer Familie eine wichtige Hauptfigur in „Doctor Who: Urknall“, dem zweiten Band der Glamour-Chroniken. Geschrieben wurde der Roman von Gary Russell.
Der Brite hat beste Verbindungen zu Doctor Who. Er war lange Zeit Redakteur beim Doctor Who Magazine, ehe er dann von 1998 bis 2006 die Geschicke von Big Finish Productions leitete. Er verließ diesen Posten, um als Skript Editor für die TV-Serie zu arbeiten. Und quasi nebenbei hat er viele Romane und Geschichten zu der beliebten und bekannten SciFi-Reihe geschrieben. „Urknall“ ist sein Deutschland-Debut.
Die Uralten waren eine der ersten intelligenten und hochentwickelten Spezies des Universums. Bis sie dann verschwanden und einige wenige Sachen hinterließen. Darunter auch eine riesige Pyramide, die in Wahrheit ein Zeitportal ist. Und das eines Tages in Sydney auftaucht, womit ein riesiges Chaos entsteht.
Dieses Zeitportal zieht das Interesse diverser Fraktionen auf sich. Darunter auch Bernice Summerfield, eine Ärchaologin mit einer interessanten Familie. Und sie braucht die Hilfe des Doktors, um ein Zeitparadoxon aufzulösen und den Untergang des Universums zu verhindern.
Bislang hatte man als Leser der „Doctor Who“-Romane des Cross Cult-Verlags das Glück, das alle Bücher sich nur auf Figuren und Ereignisse der TV-Serie konzentrierten. „Urknall“ ist jetzt der erste Band, der sich viel auf Ereignisse und Charaktere anderer Produktionen bezieht. Das Ergebnis? Eine durchaus vergnügliche Geschichte, die flott geschrieben und durchaus unterhaltsam ist.
Die Chemie zwischen dem Doktor und Bernice Summerfields Familie ist hervorragend. Man merkt dem Autor an, dass er großes Vergnügen hatte, die bekannte und berühmte TV-Figur auf ein kunterbuntes Abenteuer quer durch die Zeit und Raum zu schicken. Da wird in ein Museum eingebrochen oder quasi live beobachtet, wie ein wichtiges Artefakt geborgen wird.
Und es ist erstaunlich, wie gut Gary Russell es schafft, wirklich fast alle Figuren mindestens ein bis zwei Momente zu geben, in denen sie glänzen können. Auch die Attentäterin Kik gehört dazu. Ihre Interaktionen mit diversen Familienmitgliedern sind wirklich köstlich.
Doch ausgerechnet der Humor ist es, der auch eine Schwachstelle des Bandes ist. Denn teilweise hat man das Gefühl, mehr ein Abenteuer des vierten Doktors zu lesen, anstatt des zwölften. Zwar blitzt immer wieder die Persönlichkeit des letzteren auf, doch allzuoft wartet man nur darauf, dass er bei der nächsten Gelegenheit eine Tüte Jelly Beans hervorholt und sie jemandem anbietet.
Und die Tatsache, dass Bernice Summerfield eine Hauptfigur dieses Buches ist, sorgt ebenfalls dafür, dass der Band abfällt. Denn leider gelingt es dem Autor nicht ganz, die Geschichte so zu schreiben, dass sie wirklich offen für Neueinsteiger ist. Es gibt immer wieder Momente, in denen auf Ereignisse und Abenteuer angespielt wird, die sich in einem früheren Produkt abgespielt haben. Doch da man die hierzulande aller Wahrscheinlichkeit nie gelesen hat, sagen einem diese Referenzen nichts.
Doch bei aller berechtigten Kritik ist dies immer noch ein guter und unterhaltsamer Roman. Reingucken und lesen.
Wertung: 10/15 dpt
- Autor: Gary Russell
- Titel: Doctor Who: Urknall
- Originaltitel: Doctor Who – Big Bang Generation
- Übersetzer: Susanne Döpke
- Verlag: Cross Cult
- Erschienen: 08/2016
- Einband: Taschenbuch
- Seiten: 269
- ISBN: 978-3-86425-856-5
- Sonstige Informationen:
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