Es gibt immer eine Gelegenheit, zu feiern. Besonders, wenn es sich um runde Jubiläen handelt. Und für SciFi-Fans gab es dieses Jahr kein größeres und besseres Jubiläum als das von „Star Trek“. 50 Jahre wurde dieses so heißgeliebte Franchise alt.
Nur wie sollte man dieses Ereignis festlich begehen? Mit einer neuen Fernsehserie vielleicht? Die war für Ende 2016 auch geplant, wurde dann jedoch auf das nächste Jahr verschoben. Mit einem Kinofilm? Da kam einer heraus, der durchaus gut war. Der sich allerdings sich – subjektiv gesehen – nicht wirklich wie das Zelebrieren von 50 Jahren „Star Trek“ anfühlte.
Wenn also Leinwand und Fernsehen die Erwartungen der Fans nicht erfüllen konnten, was blieb da noch übrig? Ganz klar, das literarische „Star Trek“-Universum. Und da wurden auch einige Romane herausgebracht, die zur Feier dieses Jubiläums eine besondere Geschichte erzählten.
Und hier in Deutschland? Gab es die vielleicht schönste Überraschung, als Cross Cult ankündigte, dass es von den Rechteinhabern von „Star Trek“, CBS, die Erlaubnis erhalten hatte, eine eigene Romanreihe herauszubringen. Eine, die sogar Teil des Kanons des literarischen „Star Trek“-Universums sein würde. Was eventuell das größte und schönste Geschenk für die hiesigen Fans war.
Doch wer sollte diese Serie schreiben? An potentiellen Kandidaten mangelt es nicht, da viele Übersetzer der „Star Trek“-Bücher ebenfalls Schriftsteller sind. Am Ende wurde es ein Duo, das gemeinsam die dreiteilige Romanserie verfassen würde.
Christian Humberg ist ein Veteran bei Cross Cult, der seit „Vanguard“-Zeiten als Übersetzer an Bord ist. Er wurde 1976 in Gerolstein geboren und ist nicht nur als Übersetzer aktiv, sondern auch als Lektor, Journalist und Buchautor. Bei Cross Cult hat er unter anderem die humorigen Sachbücher „BONDify your Life“ oder „Geek, Pray, Love“ geschrieben. Mit Bernd Perplies arbeitet er seit 2011 zusammen. Beide Autoren schreiben gemeinsam an der „Drachengasse 13“-Reihe, die bei Schneider-Buch erscheint.
Bernd Perplies ist ebenfalls ein Übersetzungs-Veteran. Bei ihm waren es dir ersten „Next Generation“-Romane, die dazu führten, dass er bei Cross Cult tätig wurde. Er wurde 1977 geboren und ist nicht nur Übersetzer, sondern ebenso Journalist und eben Schriftsteller. Neben seiner Zusammenarbeit mit Christian Humberg hat er unter anderem viele Fantasy-Romane verfasst, die vor allem beim Egmont Lyx-Verlag erschienen sind.
Damit stand nun fest, wer die Autoren sein würden. Doch in welcher Ära würden die Romane stattfinden? Auch hier gab es eine eindeutige Antwort: in der Handlungsgegenwart der meisten „Star Trek“-Romane, nach der „The Fall“-Serie. Und das Raumschiff würde die Prometheus sein, die bislang vor allem am Rande diverser Fernsehepisoden und Romane aufgetaucht ist.
Der Erste Band hört auf den Namen „Feuer gegen Feuer“ und kam im Juli dieses Jahres in den Handel.
Die Prometheus ist ein experimentelles Schiff, das sich in drei Einzelschiffe aufteilen kann. Es patrouilliert nahe der klingonischen und tzenkhetisichen Grenze. Als bald darauf terroristische Anschläge sowohl in der Föderation als auch im klingonischen Imperium stattfinden, wird das Raumschiff unter dem Kommando von Captain Richard Adams damit beauftragt, diesen auf den Grund zu gehen.
Die Spur führt in den Lembetta Cluster, einer Sektion des Alls, dessen Bewohner, die Renao, technologisch bislang keine große Fortschritte gemacht haben und isolationistisch sind. Gemeinsam mit dem klingonischen Schiff IKS BORTAS muss es herausfinden, wieso diese Fremden gegenüber zurückhaltende Spezies auf einmal Technologie verwendet, die im Prinzip weit über ihrem Entwicklungsniveau steht. Und darf dabei die Ideale der Föderation nicht verraten.
Ein über 500 Seiten starkes Buch erwartet den Leser. Und es ist ein Roman, der sich vor allem an Fans und Kenner von „Star Trek“ richtet. Bei wem das nicht der Fall ist, der wird ziemlich aufgeschmissen sein. Doch es lohnt sich, dem Buch eine Chance zu geben.
Denn die Autoren haben eine Geschichte geschrieben, die wirklich passend zu 50 Jahre „Star Trek“ passt. Sie baut sehr viel auf der originalen Serie auf, was man unter anderem an den Auftritt von Spock und einem Nachfahren von James T. Kirk, der Crewmitglied der Prometheus ist, festmachen kann. Gleichzeitig basiert der Band auf den aktuellen Geschehnissen der letzten Jahre. Die neue Deep Space Nine-Raumstation hat einen Auftritt, ebenso wie die Aventine, das Schiff, das von Ezri Dax kommandiert wird. Auch die Vorkommnisse von „The Fall“ werden angesprochen, da die Reihe kurz nach der Neuwahl des Präsidenten der Föderation stattfindet.
Gleichzeitig thematisiert die Story die Ereignisse der letzten Jahre. Die ständigen Kriege und Konflikte, die die Föderation und ihre Verbündete heimgesucht haben; die Invasion der Borgs, die Gründung des Typhon Paktes und eben die Geschehnisse von „The Fall“. Allgemeiner Tenor ist, dass viele Leute sich wundern, ob eine Rückkehr zu den Idealen der Föderation überhaupt möglich ist, ob man jemals wieder zurück zu der friedlichen Erforschung des Alls zurückkehren kann.
Die terroristischen Anschläge, die der Auslöser für diese Reihe sind, sind dabei nur ein weiteres Argument für diejenigen, für die die goldene Zeit der Föderation vorbei ist. Die Autoren schildern sehr gut die Unsicherheit, die sich in bei den Föderationsmitgliedern breitmacht. Und auch das Unbehagen gegenüber den Motiven der Renao, die als Hauptverdächtige gelten, ist deutlich spürbar.
Und so lebt die Story hauptsächlich von den Konflikten, von denen es mehr als genug gibt. Damit ist nicht nur der Antagonismus der Renao gegenüber all denen, die in ihren Augen die Harmonie der Sphären stören, was nahezu alle anderen Spezies sind, gemeint. Zwischen der Prometheus und der Bortas verläuft ebenso nicht alles harmonisch, was vor allem an ihrem Kapitän liegt, dem es mehr darum geht, seine Ehre zu beweisen.
Dabei wird jede Figur gut dargestellt. Sei es Jenna Winona Kirk, Chefingeneur der Prometheus, die ungern auf ihren berühmten Vorfahren angesprochen wird, Jassat ak Namur, der einzige Renao bei der Föderation, der über das Verhalten seines Volkes entsetzt ist oder – persönliches Highlight! – der bolianische Barkeeper Moba, der alles und jedem gegenüber freundlich und jovial ist. Die Klingonen werden ebenfalls charakterisiert, auch wenn sie hier eher Nebenfiguren sind. Doch selbst ihre Auftritte reichen aus, um die einzelnen Protagonisten unterscheidbar zu machen. Man empfindet keine Sympathien für Captain Kromm, findet aber seinen ersten Offizier L’emka charmant, ebenso wie die Veteranen an Bord den Sicherheitschef Rooth und den Chefingeuer Nuk, die viele Dinge anders sehen als ihr Kommandant.
Und dann ist da natürlich auch Spock. Es wäre ein Leichtes gewesen, ihn sehr in den Vordergrund der Handlung zu rücken, einfach schon aus Nostalgiegründen. Doch die Autoren verzichten wohlweislich darauf, sie setzen ihn sparsam und effektiv ein. Genug, damit man sich an seine Anwesenheit gewöhnt, aber nicht mehr als sonst, sodass er nicht den anderen Figuren das Rampenlicht stiehlt.
Ein Highlight dieses Buches ist dabei die ausfaltbare Ansicht der Prometheus. Man hat eine detaillierte Darstellung des Schiffes von allen Seiten. Ein Höhepunkt vor allem deshalb, da es so etwas zuletzt bei dem ersten Band der „Star Trek – Titan“-Reihe gab. Und ein deutlicher Hinweis darauf, wie wichtig für Cross Cult die „Prometheus“-Serie ist.
Am Ende ist „Feuer gegen Feuer“ ein sehr guter Roman, dessen einziges Manko eventuell der etwas langsame Beginn ist. Doch das ist der Tatsache geschuldet, dass das Buch eben einiges an Aufbauarbeit leisten muss. Und damit kann man im Grunde gut leben.
Wertung: 14/15 dpt
- Autor: Christian Humberg, Bernd Perplies
- Titel: Star Trek – Prometheus 1: Feuer gegen Feuer
- Teil/Band der Reihe: 1 von 3
- Verlag: Cross Cult
- Erschienen: 07/2016
- Einband: Taschenbuch
- Seiten: 541
- ISBN: 978-3864258510
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