Aufregung eröffnet die dritte Staffel der Serie um die beiden Sexualforscher Bill Masters und Virginia Johnson. Denn die harte Arbeit, die die beiden in ihre Forschungsergebnisse gesteckt haben, soll nun endlich als Buch mit dem Titel “Die sexuelle Reaktion” veröffentlicht werden – was in den prüden USA der Sechziger gesellschaftlich letztendlich noch ein Ding der Unmöglichkeit war. Es ist ob der Tatsache, dass die Serie auf der realen Geschichte der beiden Protagonisten basiert, natürlich kein Geheimnis, dass dieses Buch dann auch erschien – weitere folgten.
Doch der Weg, das gedruckte Debütwerk auch in den Buchhandel zu bringen, ist mehr als steinig, denn es wird von verschiedenen Seiten versucht, genau das zu verhindern – auch in Pressekonferenzen wird versucht, Masters und Johnson auflaufen zu lassen und genüsslich vor den versammelten Menschen zu filettieren. Doch auch als das Buch dann im Handel ist, tun sich manche Buchhändler doch schwer, das Buch adäquat zu positionieren. Der Kampf ist demnach noch lange nicht vorbei und kostet Masters viel Kraft.
Während die Beziehung zwischen Masters und seiner Frau Libby ihren Tiefpunkt erreicht und Libby versucht, gegen ihre Depressionen anzukämpfen (und auch ihren ganz eigenen Weg dort hinaus findet), erweist sich auch seine Beziehung zu Virginia Johnson als kompliziert, denn die ist zuweilen doch recht eisig – Virginia ist jedoch kein Kind von Traurigkeit und sehnt sich nach der Nähe zu einem Mann – was seitens Bill für Eifersucht sorgt. Sie gerät durch ihre doch sehr beanspruchende Arbeit zudem in Erziehungsnöte, zumal ihre Kinder langsam erwachsen werden.
Schwierig wird es auch für Bills Sohn Johnny, denn als sich in dessen Schule herumspricht, was für ein Buch sein Vater da veröffentlicht hat, erntet er Ärger und Spott. Doch wer befürchtet, nur die privaten Dinge stünden im Fokus der neuen Staffel und die Serie drohe, in Soap-Gefilde abzurutschen, muss sich keine Sorgen machen, denn das Fachliche bleibt nicht auf der Strecke. Ein altbekanntes Gesicht taucht wieder auf und bittet das Forscherpaar um Hilfe, und dann gibt es da noch ein reiches Ehepaar, das ebenfalls nach Hilfe sucht. Ansonsten – nicht zuletzt durch ein neues Gesicht – auf dem Plan: Geruchsstudien. Wie riecht Sex? Kann man einen Duft herstellen, der nach Sex riecht beziehungsweise den Menschen auf olfaktorischem Wege stimuliert und den Rezipienten auf den richtigen Weg lockt?
Diese dritte Staffel ist die bislang wohl ereignisreichste, und so sind sämtliche der rund 55 Minuten langen Episoden vollgestopft mit unterschiedlichen Handlungssträngen. Doch auf irgendeine Weise laufen sie alle zusammen, und der Wissensvorsprung als Zuschauer stellt hier den Querfaden da, der all die Stränge zusammenzuhalten in der Lage ist.
Sicherlich wurden zur Basisstory noch ein paar fernsehtaugliche Elemente hinzugefügt – so ist das Leben der beiden Protagonisten zum Beispiel beileibe nicht so kinderreich gewesen wie in der Serie. Das ist zu verkraften, lässt es die Serie doch ein wenig entertainmentkompatibler erscheinen. Als Dokumentation wäre die Sache bestimmt ebenfalls spannend gewesen, doch so, wie “Masters Of Sex” sich als Dramaserie zeigt, wurde praktisch alles richtig gemacht. Da nimmt man das ein oder andere Unrealistische durchaus billigend in Kauf – denn es ist in diesem Kontext kein Qualitätskriterium.
Wieder einmal ist es insgesamt exzellent gelungen, “Masters Of Sex” vor Schlüpfrigkeit und Trash zu bewahren, denn diese beiden Eisberge werden ebenso gekonnt umschifft wie das leidige Thema Voyeurismus – gerade wenn man bedenkt, dass bei den Forschungen… nun… beobachtet wird beziehungsweise werden muss. Und selbst in den Momenten, in denen eine Grenze fast überschritten wird, bekommt man elegant und geschickt die Kurve.
Der Cast ist – auch was die neuen Charaktere betrifft – über alle Zweifel erhaben, und sowohl die Storylines als auch die optische, unglaublich liebevolle Umsetzung der gesamten Serie stehen dem in nichts nach. Selbst auf emotionaler Ebene wurde erstaunliches geleistet, denn so sehr man über die Handlungen und den Stil der einzelnen Personen manchmal den Kopf schütteln muss, so sehr leidet man letztendlich doch mit ihnen. Als Zuschauer wird man geschickt hin- und hergerissen zwischen richtig und falsch, zwischen Sympathie und Antipathie.
Es machen sich also auch in Staffel drei keinerlei Abnutzungserscheinungen bemerkbar, und so darf man hoffen, dass nach der kommenden vierten Staffel (die in den USA ab September 2016 startet) noch weitere Staffeln erscheinen, sodass die Geschichte von Johnson und Masters möglichst zu Ende erzählt wird.
So mag es klischeehaft klingen, wenn der Rezensent nun meint: Wer die ersten beiden Staffeln sein Eigen nennt und liebt, kann bedenkenlos zugreifen.
Cover © Sony Pictures Home Entertainment
- Titel: Masters Of Sex
- Originaltitel: Masters Of Sex
- Staffel: 3
- Episoden: 10
- Produktionsland und -jahr: USA, 2015
- Genre:
Drama - Erschienen: 03/2016
- Label: Sony Pictures Home Entertainment
- Spielzeit:
648 Minuten auf 4 DVDs
675 Minuten auf 4 Blu-Rays - Darsteller:
Michael Sheen
Lizzy Caplan
Caitlin FitzGerald
Teddy Sears
uvm.
- Extras:
Entfallene Szenen
15 zusätzliche entfallene Szenen*
Outtakes*
(*nur auf Blu-ray)
- Technische Details (DVD)
Video: 16:9 Widescreen (1,78:1)
Sprachen/Ton: DD 5.1 (D, GB, E)
Untertitel: D, GB, E, TR, FI, DK, N, S, GB für Hörgeschädigte
- Technische Details (Blu-Ray)
Video: 16:9 Widescreen (1,78:1), 1920x1080p, HD
Sprachen/Ton: DTS-HD MA 5.1 (D, GB, E)
Untertitel: D, GB, E, TR, FI, DK, N, S, GB für Hörgeschädigte
- FSK: 16
- Sonstige Informationen:
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Wertung: 14/15 dpt