“Fist Of God” ist ein chilenischer Martial Arts-Film, der angesichts seines nicht besonders hoch dotierten Budgets seine Sache gar nicht übel macht. Nach solch einem dreckigen, kleinen und handwerklich soliden Genre-Beitrag, mit ordentlichem Soundtrack, muss man in Deutschland schon mit der Lupe suchen.
Gut, die Zahl der Schauplätze ist überschaubar, ein paar davon sind aber sehr malerisch, die Geschichte ist eher rudimentär ausgearbeitet, der nach Chile ausgewanderte Gangster Steve Bradock (Chuck Norris ist nicht glücklich bei diesem Nachnamen) auf Clint-Eastwood-Trip und seine rechte Hand/Übersetzer Ringo(!) sind von kleinkindlicher Albernheit, was sie als Gangster nicht eben bedrohlich macht. Da ist der an seiner fettigen Hard-Target-JCVD-Gedächtnisfrisur sofort als psychopathischer Spielverderber zu erkennende Skorpion schon eine andere Hausnummer.
Die darstellerische Kompetenz ist eher rudimentär vorhanden, Hauptdarsteller Marko Zaror kommt mit einem, griesgrämigen, Gesichtsausdruck durch den gesamten Film, abgesehen von einer Szene am Strand, während der er weinen muss. Man merkt ihm ansonsten nicht an, ob er traurig, wütend oder bloß schlechter Laune ist. Kleiner Lichtblick ist Loreto Aravena, die ihrer ziemlich passiven Rolle der Antonia sympathische Züge abgewinnt.
Doch wer sich einen Film anschaut, in dem ein ehemaliger Profikiller, der sein Leben in Gottes Hand gelegt hat, Bösewichter zu Brei schlägt, der braucht und erwartet keine Performance aus einem Method Acting-Kurs. Was das ausführliche Gebalge angeht, macht “Fist Of God” seine Sache ziemlich gut und kurzweilig.
Die Kämpfe sind derbe, akrobatisch, brutal und nicht derart over the top, dass es in phantastische Regionen führt. Die meisten Bluteffekte stammen aus dem Computer, werden aber so gefilmt, dass es nicht allzu negativ auffällt. Da haben wesentlich teurere Produktionen bereits erheblich schlechter abgeschnitten.
Gesplattert wird zuweilen auch, doch hält die Kamera nie so lange drauf, bis der Blutbrei aus dem Fernseher quillt. Die Filmemacher vertrauen auf die Phantasie ihrer Zuschauer und lassen die ganz grobe Kelle auch schon mal im Off zuschlagen. Das ist recht einfalls- und abwechslungsreich gelöst, und nur Schufte denken, dies sei dem niedrigen Etat geschuldet.
Die Dramaturgie der Schläge- und Schießereien ähnelt dabei entsprechenden Videospielen. Nachdem der schweigsame (Anti-)Held sich durch Massen von Laufburschen geprügelt hat, trifft er zum Level-Abschluss auf findigere Zwischengegner und zum Finale gibt es folgerichtig den beide Kontrahenten aufs Äußerste fordernden Bossfight.
“Der Redeemer ist in der Stadt” wird mehrfach zu Recht festgestellt. Ist natürlich das thematische Motto des gesamten Films. Zwar liefert die Biographie des ehemaligen Profikillers Pardo einen leidlich überraschenden Twist, der die finale Konfrontation vorbereitet, doch bis dahin bleibt alles überschaubar. Nach einem verpatzten Mordauftrag, der das Leben eines Unbeteiligten forderte, gerät der Killer Pardo in die Fänge eines Angehörigen des Opfers und muss mitansehen wie seine schwangere Liebste gefoltert und getötet wird. Er wird in der Wüste ausgesetzt, kann aber entkommen und konvertiert vom Bezahlkiller zum tödlichen Erlöser, der sich vor seinen Strafaktionen selbst die Absolution erteilt, indem er eine Runde Russisches Roulette mit dem lieben Gott spielt. Bleibt die Kugel in der Kammer, geht es den Schurken an den Kragen, sollten sie nicht um Vergebung bitten. Was kaum einer der kleinen Vasallen in Anspruch nimmt. Schlechte Wahl.
Da die Rechte an “The Punisher auf dem blutigen Pfad Gottes” aus waren, ließ man das schwarze Totenkopf-T-Shirt in der Wäschetrommel, gab dem christlichen Schlagetot ein schmuddeliges Kapuzenshirt (aka MC Erlöser aus’m Block) und einigte sich auf den Titel “The Redeemer” oder wie wir in Germany sagen: “The Fist Of God”. Das Zweite trifft den Filminhalt wesentlich genauer.
Der Film ist unterhaltsam, wenn man sich auf das schlichte Beat ’em up, garniert mit (nicht zu) blutigen Shootouts einlässt. Das Gekloppe erinnert gelegentlich an alte Hill/Spencer-Keilereien, allerdings komplett ohne Humoreinlagen. Dafür sorgen Badass Bradock auf der Suche nach einem Spitznamen und der gebeutelte Sidekick Agustín. Nicht besonders erfolgreich. Der beste Witz gehört dem Vorspann, wurde der Film doch von den “Moral Brothers” produziert. Zum moraltheologischen Diskurs fehlen aber noch ein paar Schläge auf die Glocke.
“Du willst wohl was aufs Maul, du kleiner, mieser, elender Wichser?”
“Ich will, dass Ihr allesamt auf die Knie geht. Bittet Gott um Vergebung!”
“Was will der Penner?” [Hätteste ma besser zugehört]
–
“Die Zwei sind ein urbaner Mythos. Der Erlöser und der Skorpion.”
“Das sind echt coole Spitznamen.”
[…]
“Ich bin ja einfach nur Steve. Da gehe ich doch unter zwischen all den krassen Spitznamen.”
Cover & Szenenfotos © Tiberius Film
- Titel: Fist Of God
- Originaltitel: The Redeemer
- Produktionsland und -jahr: Chile, USA, 2014
- Genre:
Action, Rachethriller, Martial Arts
- Erschienen: 01/2016
- Label: Tiberius Film
- Spielzeit:
86 Minuten auf 1 DVD
90 Minuten auf 1 Blu-ray - Darsteller:
Marko Zaror
José Luís Mósca
Loreto Aravena
Noah Segan
Otilio Castro
Mauricio Diocares - Regie:
Ernesto Díaz Espinoza - Drehbuch:
Ernesto Díaz Espinoza
Guillermo Prieto
Gina Aguad
Sanz Andrea
Diego Ayala
- Kamera:
Nicolás Ibieta
- Musik:
Rocco
- Extras:
Trailer, Making Of, Deleted Scenes - Technische Details (DVD)
Video: 1,78:1 (16:9)
Sprachen/Ton:
Deutsch (Dolby Digital 2.0)
Deutsch (Dolby Digital 5.1)
Spanisch (Dolby Digital 5.1)
Deutsch (DTS)
Untertitel:
Deutsch
- Technische Details (Blu-ray)
Video: 1,78:1 (1080p/24 HD)
Sprachen/Ton:
Deutsch (DTS-HD Master Audio 5.1)
Spanisch (DTS-HD Master Audio 5.1)
Untertitel:
Deutsch - FSK: 18
- Sonstige Informationen:
Produktseite DVD
Produktseite Blu-ray
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