Shooting Stars! (Spiel, PC/Mac/Linux/iOS/Android)


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13 Uhr. Der rein pflanzliche Brotaufstrich ist leider aufgebraucht. Hipster Tscherno sitzt gerade an seinem Frühstückstisch, nippt an seiner Club-Mate-Flasche und gießt sich Sojamilch ins Bio-Müsli. Nebenbei scrollt er sich auf seinem MacBook durch die neuesten Feeds. Etwas Information muss sein, bevor es los geht. Sein bestes Hemd hat er bereits angezogen, und die schicke neue Brille wurde auf Hochglanz poliert. Gleich noch den Bart stutzen, etwas Glitzer drüber, aufs Fixie-Fahrrad geschwungen und die Arbeit kann beginnen.

Aber noch hat er etwas Zeit. Tscherno sinniert darüber, wie man einen leckeren veganen Strammen Max herzaubern kann… Ersatz für Butter ist da. Doch wie bekommt man den perfekten Bacon- und Ei-Geschmack hin? Schnell mal mit der anonymisierten Suchmaschine recherchieren… Obwohl… vielleicht bekocht er seine Freundin Solveig heute abend mit etwas ganz Besonderem, wenn er von der Arbeit zurückkommt? Mal schauen… wenn sie Zeit hat? Gleich mal eine WhatsApp-Nachricht an sie schicken.

Da taucht ein Popup am rechten unteren Rand des Bildschirms auf… Gleichzeitig vibriert sein Smartphone und benachrichtigt ihn über dieselbe Meldung, die gerade auch am Bildschirm des MacBooks zu sehen ist.

shooting-stars-startscreenTschernos Smartphone und Laptop plingen synchron.

»Tscherno! Wir haben ein Problem! Fiese Aliens!«

Tscherno liest die Nachricht. Antwortet:

»Kann man da nicht den Doktor rufen?«

»Steckt leider mit seiner TARDIS im Stau…«

»Torchwood könnten doch…«

»Alter, das gibt es doch nicht mehr, Torchwood III wurde doch zerstört!«

»Ich habe aber noch nicht fertig gefrühstü…«

»Tscherno, es ist ernst…«

»Und was ist mit den Star Wars-Nasen?«

»Junge… die sind alle verhindert, die haben allesamt Sehnenscheidenentzündungen an Händen und Handgelenken von der ganzen Geldzählerei!«

»Fuck…«

»Was?«

»Nix…«

(Pause… Ach, Mann… Marvel- oder DC-Helden braucht man da erst gar nicht vorzuschlagen…)

(Pause…)

(Schnaufen… Tofu und Seitan sind auch leer, vorher müsste ein Einkauf doch noch möglich sein, denn gesunde Ernährung ist wichtig, um fit zu sein und Kraft zu…)

»Du wirst gegen über zwanzig Aliens der besonderen Art antreten müssen…«

»Kann ich wenigstens…«

»NEIN! KOMM! JETZT! SOFORT!«

»Okay. Details?«

»ERNSTHAFT? MACHST DU WITZE? KOMM VERDAMMT NOCH MAL HER! DANN ERFÄHRST DU SIE! TSCHERNO, KRIEG DEINEN HIPSTER-ARSCH ZU UNS!«

»Du musst jetzt nicht so aufbrausend sein, ne? In meiner Facebook-Gruppe, in der ich Admin bin, geht es auch in Extremsituationen immer gesittet zu, die Leute sind selbst bei brisanten Themen die Ruhe selbst. Nimm dir mal ein Beispi…«

»Tscherno, hör zu. Entscheide dich jetzt. Denn ansonsten holen wir Helmut-Jérôme für die Mission!«

»Was? Ist das der, der immer Unmengen an Fleisch isst?«

»Genau der. Und weißt du, was? Wenn er uns retten sollte, dann wird er lebenslang frei Haus mit dem besten Fleisch aus der Region beliefert! Und dich sperren wir weg. Aber nicht mit Wasser und Brot, sondern täglich mit einem Steak, Mettbrötchen, frischer Kuhmilch und Eier von Hühnern aus Käfighaltung!«

»Kann er vergessen! Könnt IHR vergessen! Die armen Tiere! Ich bin unterwegs!«

»Sehr gut!«

»Aber was springt bei erfolgreicher Mission für mich raus?«

»Ja, weiß ich das denn? Weiß ich denn, was ihr Hipster-Fritzen gerade gut findet und was ihr gerade als das ultimative Böse anseht? Soll ich Helmut-Jérôme engagieren?«

»Ich leg jetzt auf und komme! Klar helfe ich, wo ich kann!«

Tscherno eilt, nachdem er mit Tränen in den Augen – er ist emotional sehr aufgewühlt ob der Tier in Gefahr! – seine Feeds noch mal schnell aktualisiert hat, zur Garage, nimmt das pinkfarbene Hoverboard von der Wandhalterung und bürstet seine mit Laseraugen ausgestattete Katze. Auf dem Weg zu seiner bislang größten Mission hört er sich noch einmal das Hörbuch über Spezialwaffen wie Regenbogenlaser und Sägeblätter des Todes an. Für den Fall der Fälle. Und falls der reine Mew-Mew-Pew-Pew-Laser nicht ausreichen sollte.

Nachdem er am Zielort angekommen ist, zückt Tscherno sein iPhone, überprüft via Frontkamera noch mal, ob seine Augen noch immer tränengerötet sind, sieht sein mittlerweile wieder akzeptables Antlitz, nickt, setzt einen entschlossenen Blick auf, macht mitsamt Hoverboard und Laserkatze ein Selfie, lädt es schnell noch auf Pinterest und Instagram hoch, formuliert für die textlastigeren sozialen Netzwerke noch schnell eine Nachricht, dass er nun auf Mission ist, erfreut sich an den prompt erfolgenden Likes und Hearts, die er für seine Statusmeldungen erhält. Das baut ihn auf. Er ist bereit.

shooting-stars-heroSeine Mission: Die Menschheit vor den Aliens Retten. Aliens, die sich als Hollywood-Schauspieler (und solche, die sich dafür halten), Pop-Ikonen (u. s., d. s. d. h.) und sonstige Celebrities (u. s., d. s. d. h.) getarnt haben. Aliens, die die Weltherrschaft an sich reißen wollen. Und so muss er sich gegen Oberbösewichte wie Justin Belieber, PewDerPie, Kanye East, Psy-Cho, Ronald Grump, Ciley Myrus, Nuck Chorris oder etwa Robert Downer Sr. behaupten. Doch die kommen nicht allein. Haben Drohnen im Gepäck. Und sonstiges fliegendes Gekröse. Mädchen mit Laserlollies. Schlipsträger des Todes. Arbeiter mit Superwaffen.

Das Schicksal der Menschheit liegt in Tschernos und somit in Deinen Händen. Denn Du bist der, der ihn via Controller, Tasten oder Maus durch diesen 2D-Scrolling-Shooter in 8-Bit-Optik lotsen wird.

Speckt man das Spiel auf sein Grundgerüst ab, ist das Konzept eigentlich so neu und innovativ wie 2D-Scrolling-Shooter selbst, nämlich uralt. Jahrzehnte alt. Man findet sich/Tscherno zu Beginn am unteren Bildschirmrand, kann sich allerdings frei über die spielbare Bildschirmfläche bewegen, um auch mal aus kürzester Distanz den Bösewichten den Garaus zu machen, um sie herum zu fliegen oder dem Feuer auszuweichen, welches sie permanent auf Tscherno richten.

Nach ein wenig halbwegs einfach zerstör- und tötbarem Kleinvieh erscheint dann irgendwann der Levelboss, der natürlich erheblich mehr Energie besitzt. Ab und zu hat er sogar einen zweiten Boss dabei oder zusätzlich noch besagtes “Kleinvieh” zur Seite. Über dem Kopf des Levelbosses wird praktischerweise – wie bei Shootern mittlerweile üblich – ein Balken angezeigt, der den Energiestand darstellt, damit man als Spieler weiß, wann der (Teil-)Job erledigt ist.

shooting-stars-screenshot2Auch die Idee der Power-Ups ist ein alter Hut – manche erweitern den Streufaktor des Lasers, andere sorgen für mehr Zerstörungskraft, weitere wiederum prallen am Bildschirmrand ab oder durchdringen alles, was in ihrer Schusslinie (f)liegt. Nur, dass sie hier die Gestalt von Burgern, Steaks und Co. besitzen.

(Ja, sie scheinen Tscherno zu hassen. Aber im Kampf muss man schließlich, wenn es ums Überleben geht, seine Prinzipien über Bord werfen… Oder hat man für ihn vielleicht doch extra Veggie-Burger und Steaks aus Fleischimitat zubereitet? Prinzipien gegen Menschheit, hmm…)

Ab und an kann man auch weitere Extras aufsammeln, hinter welchen sich in der Regel Spezialwaffen wie die erwähnten Sägeblätter des Todes oder der Regenbogenlaser, aber auch Regenbogenschutzschilde, Laserpentagramme oder ein bunt im Kreis umherschießendes Emoji verbergen.

Der Schwierigkeitsgrad schwankt dabei sehr. Nie ist das Spiel dasselbe, jedes Mal findet man andere Levels, Bosse, Power-Ups vor, und während man bei einem Spiel bereits nach drei Angriffswellen all seine Leben verloren hat, ist man bei einem anderen Spiel noch beim vierten oder fünften Celebrity-Alien topfit wie nach einem Dinkelvollkornbrötchen mit Reformhausbrotaufstrich der Sorte “Leberwurstgeschmack”. Es sind also nicht nur die spielerischen Skills, die gefragt sind – auch das Glück hat ein Wörtchen mitzureden.

Was das Spiel so speziell macht, ist das Drumherum. Einmal ist es die bewusst Pixelige Grafik in Kombination mit der chiptunelastigen Musik – da schlägt das Nerd-Herz des Retro-Games-Fans höher. Dann sind es die schrägen Charaktere mit ihren zuweilen herrlich bescheuerten Sprüchen, die für Erheiterung sorgen. Wo bitteschön ballert man denn sonst als hoverboardender Hipster mit Laserkatze auf Alien-Promis? Das Überzeichnete ist ein Qualitätsmerkmal in “Shooting Stars!”, denn nicht nur die Figuren machen diese Kaputtheit des Spiels aus, sondern auch das Chaos, das herrscht – was da an Lasern, hitzesuchenden Raketen, Strahlen, Punkten in verschiedensten Farben über den Bildschirm zischt, ist auf positive Weise fast schon lächerlich.

shooting-stars-screenshotDurch die Zufälligkeit des Spiels ist der Ü-Ei-Faktor hoch. Man entwickelt eine regelrechte Spielsucht, man möchte weiter spielen, weil man wissen möchte, was die anderen Power-Ups (hier: “Superfoods”) und Extras (hier: “Superangriffe”) so können. Welcher Promi als nächstes dran ist. Welcher Spruch kommt. Welche unmöglichen Formationen nun wieder auf Tscherno losgelassen werden.

Ein weiterer Ansporn, weiterzuspielen, ist neben den arcadegametypischen Achievements die “Card Hunt”, denn im Laufe des Spiels kann man immer wieder Karten einsammeln, und die möchte man doch irgendwann komplett haben. Wie sieht das denn aus, wenn da überall noch Lücken sind?

Zusätzlich gibt es noch den Spielmodus “Daily Runs”, in welchem man in ein und demselben einzigartigen, täglich wechselnden Spiel weltweit mit anderen Spielern um den ersten Platz in den Leaderboards zocken kann.

Obwohl der Rechner, auf welchem dieses Spiel in der PC-Version getestet wurde, nicht einmal den Mindestanforderungen entspricht, läuft das Spiel in höchster Auflösung ruckelfrei und flüssig. Es gibt, ganz egal, wie viel auf dem Bildschirm los ist, keine Hänger, keine Lags, keine Bugs, keine Fehler, nichts. Nur reiner Spielspaß, perfekt durchdacht, actionreich, kurzweilig und bunt.

Schön ist auch, dass man zwischen drei Steuerungsarten wählen kann. Ein Controller lag leider nicht vor, aber sowohl mit Tastatur (Pfeiltasten, Primärwaffe auf “K”, Sekundärwaffe auf Leertaste) als auch mit Maus ist das Ganze sehr schnell begreifbar und intuitiv zu spielen. Wenn der Rezensent allerdings an Linkshänder denkt, dürfte er damit das einzige Manko dieses Spiels aufgedeckt haben. Sowohl eine Tauschbarkeit der Mausknöpfe als auch eine konfigurierbare Tastenbelegung wären Dinge, die man sich für Updates des Spiels merken sollte.

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Spielszene. Zum Vergrößern und Animieren auf das Bild klicken.

Tablet- und Smartphonebesitzer dürften das Spiel bereits vom mobilen Markt kennen, war die App doch seit einiger Zeit schon für ein paar Euro für Android-Geräte und iOS-Geräte verfügbar – hierfür taten sich die Wiener Spieleentwickler Blood Irony mit den kanadischen Noodlecake-Studios zusammen. Doch damit das Spiel auch auf Rechnern und Laptops spielbar wird, haben die Hamburger Daedalic Entertainment und Blood Irony die Köpfe zusammengesteckt, um Versionen für PCs, Macs und Linux-Computer zu entwickeln. Und so kam es, dass seit Januar 2016 – vorausgesetzt, man hat die STEAM-Engine auf seinem Gerät installiert – endlich auch Benutzer nichtmobiler Geräte in den unterhaltsamen Spielgenuss von “Shooting Stars!” kommen, wo man es für schlanke 4,99€ direkt in der STEAM-Engine herunterladen kann.

So oder so: “Shooting Stars!” (mit Betonung auf dem zweiten Wort) beweist, dass auch Spiele mit uraltem Konzept anno 2016 funktionieren können, wenn man sie nur interessant verpackt. Denn gute Spiele sterben nie aus. Siehe Kniffel, Monopoly, Malefiz, Mensch ärgere dich nicht, Slotter, Cluedo, Skat, Poker…

Shooting Stars! Spielszene
Spielszene. Zum Vergrößern und Animieren auf das Bild klicken.

Wertung: 13/15 dpt

Alle Abbildungen © Daedalic Entertainment/Blood Irony/Noodlecake

Die folgenden Angaben beziehen sich in der Regel auf die besprochene Version, in diesem Fall die Windows-Version für den PC.

  • Titel: Shooting Stars!
  • Entwickler: Blood Irony
  • Weitere Entwickler:
    Daedalic Entertainment (Desktop/Laptop)
    Noodlecake Studios (Mobil)
  • Genre: 2D, Scrolling-Shooter, Action, Indie
  • Systemvoraussetzungen (Windows-PC)

    Minimum: 

      • Betriebssystem: Windows Vista SP2 
      • Prozessor: 2 GHz Dual Core CPU 
      • Arbeitsspeicher: 4 GB RAM 
      • Grafik: NVIDIA GeForce 8600 GS, AMD Radeon HD 4290 oder neuer
      • Speicherplatz: 120 MB verfügbarer Speicherplatz 
      • Soundkarte: DirectX 9.0c-kompatible Soundkarte mit aktuellen Treibern
    Empfohlen: 

      • Betriebssystem: Windows 7, 8, 10 
      • Prozessor: Multi-Core-Prozessor mit 2,5 GHz oder besser
      • Arbeitsspeicher: 6 GB RAM 
      • Grafik: NVIDIA GeForce 8600 GT, AMD Radeon HD 4550 oder neuer
      • Speicherplatz: 120 MB verfügbarer Speicherplatz 
      • Soundkarte: DirectX 9.0c-kompatible Soundkarte mit aktuellen Treibern
  • Sonstige Informationen:
    Produktseite auf STEAM (Desktop/Laptop-Versionen)
    Weitere Links zu anderen Plattformen sowie die jeweiligen Systemvoraussetzungen findet man auf den oben verlinkten Entwicklerseiten.

Hier übrigens noch ein Trailer zum Spiel:

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Video © Daedalic Entertainment/Blood Irony/Noodlecake Studios

 


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