Mit der achten Staffel endet leider eine der unterhaltsamsten Crime-Comedy-Serien. Eine, die es im deutschen Free-TV von Anfang an enorm schwer hatte. Ob das an RTLs Sendepolitik lag (liebloser Umgang hinsichtlich Sendeplatz, anschließend in richtung Super RTL abgestoßen) oder am speziellen Humor, ist nur schwer zu sagen.
So viel vorweg: Nach den dieses Mal nur zehn Episoden findet “psych” ein würdiges und vor allem rundes Ende. Eines, das so geschrieben wurde, dass es eventuell, vielleicht, möglicherweise, sagniemalsnie, irgendwann wieder weiter gehen könnte. Aber auch eines, das für sich stehen kann, wenn nun wirklich die Pforten für immer geschlossen bleiben.
Der “hellseherische” Detektiv Shawn Spencer (James Roday) und sein Sidekick, der Pharmavertreter Burton “Gus” Guster (Dulé Hill) lassen sich weiterhin nicht durch den Cop Carlton Lassiter (Timothy Omundson) von ihrer schräg-investigativen Arbeit abbringen, und auch der neue Chief, der enorm von sich selbst überzeugte Harris Trout (Anthony Michael Hall), welcher versucht, das Santa Barbara Police Department wieder zu früherer Seriosität zurückzuführen, scheint für Gus und Shawn kein großartiges Hindernis zu sein, ganz gleich, welche Maßnahmen ergriffen werden.
Wie gewohnt sind auch die neuen Episoden unfassbar durchgeknallt – was allerdings auffällt, ist, dass diese letzten zwei handvoll Episoden so sehr “psych” pur sind wie lang nicht mehr. Man hat das, was die Serie am klarsten ausgemacht hat, noch einmal intensiv aufleben lassen – so manche Folge erinnert gar an die ersten beiden Staffeln. Worauf allerdings dieses Mal auch wieder verzichtet wurde, sind die Rückblenden, in denen Shawn junior mit seinem Freund Gus sowie Shawns Vater Henry gezeigt wird – meist einer der kindlichen Schlüsselmomente, die direkt oder indirekt etwas mit dem Fall zu tun haben. Doch die Vater-Sohn-Geschichte ist ohnehin praktisch zu Ende erzählt, sodass dieses Fehlen nicht weiter tragisch ist.
In den zehn Folgen muss beispielsweise der Schwerverbrecher Ronnie Ives mitsamt seiner Bande dingfest gemacht werden, und so geht es im Auftrag der Interpol nach London, wo man auch auf Piere Desperaux trifft, der etwas ganz anderes ist, als man bislang annahm. Auch muss der Mörder eines jungen Mannes ausfindig gemacht werden, bei dem es Gus eiskalt den Rücken herunterläuft, denn das Leben des Mordopfers, das er kurz zuvor noch kennen lernte weist erstaunliche Parallelen mit seinem eigenen Leben auf. Als seien er und Gus Klone.
Außerdem versucht jemand, bei einer Kundgebung Chief Trout zu töten, und so müssen sich das SBPD und psych zusammenraffen, um den Täter zu finden. In anderen Episoden wird Forensiker Woody entführt, ein Wettermann umgebracht, einem Onkel des Bürgermeisters das Leben ausgehaucht, der Besitzer von Shawns und Gus’ Lieblingsimbisswagen gemeuchelt, Gus träumt einen wiederkehrenden Zombie-Traum, und immer wieder finden sich bei manchen Episoden die für die Serie üblichen Hommagen an andere Storys und Filme.
Private Umstände sorgen dafür, dass im Leben der einzelnen Protagonisten so langsam einige wichtige Entscheidungen getroffen werden müssen – Lassiter, Juliet, Gus und auch Shawn müssen sich langsam darüber im Klaren werden, was in Zukunft passieren soll und muss, und auch die Existenz der Agentur psych ist von dieser Frage betroffen.
Diese finale achte Staffel ist in vielerlei Hinsicht der perfekte Abschluss, denn man hat noch einmal das Beste aus der Serie herausgeholt, wobei man hier und dort recht selbstreferentiell zur Sache ging, was sich beispielsweise an der Episode “Und wieder ist es überwiegend wolkig…” zeigt, die sich als mit Gaststars gespicktes Remake der zwölften Episode der ersten Staffel, nämlich “Überwiegend wolkig… gebietsweise Mord”, entpuppt. Neue Fans wird man auch mit dem Schwanengesang von “psych” nicht hinzugewinnen, die alten wiederum wird man versöhnlich stimmen.
Denn “psych” bedeutet nach wie vor: Überdrehter Humor, Chaos, Anarchie, Peinlichkeiten am laufenden Band und überzeichnete Charaktere bringen den Zuschauer zum Lachen, und eine große Portion Herz sorgt dafür, dass das Ganze nicht nur stur auf der Humorschiene läuft und der Lachgaul totgeritten wird. Lässt man diese Serie Revue passieren, so wird einem bei alledem erst einmal bewusst, wie brillant das Schauspieleraufgebot seinen Job erledigte – denn ohne Darsteller*innen wie Bernsen, Lawson, Roday, Hill, Omundson, Fuller, Nelson und viele, viele mehr hätte die Serie nie die Wirkung erzielen können, die sie erzielt hat – zumindest bei denen, die eine Ader für eine solche Kaputti-Produktion wie “psych” haben.
Damit die vierte DVD nicht so leer bleibt, wurden zahlreiche Specials auf das Scheibchen gepackt, unter anderem eine Menge gelöschte Szenen, der obligatorische Gag Reel, ein Behind The Scenes des auf der siebten Staffel enthaltenen Musicals (welches an sich auch hier noch einmal verbraten wurde). Auch sprechen Cast und Crew über das Ende und die Vergangenheit der Serie, und dabei merkt man erst mal, wie viel Spaß den Involvierten ihre Arbeit gemacht haben muss.
Die Angst, dass man es mit dieser letzten Staffel vergeigt, ist also unbegründet. Schade ist lediglich, dass man nur eine solch magere Episodenanzahl gewährt bekam, denn hier hätte noch so viel mehr (zu Ende) erzählt werden können.
Cover & Szenenbilder © Universal Pictures Home Entertainment
Wertung: 13/15 dpt
- Titel: psych
- Originaltitel: psych
- Staffel: 8
- Episoden: 10
- Produktionsland und -jahr: (USA, 2014)
- Genre:
Crime, Comedy
- Erschienen: November 2015
- Label: Universal Pictures Home Entertainment
- Spielzeit:
436 Minuten auf 3 DVDs - Darsteller:
James Roday
Dulé Hill
Corbin Bernsen
Maggie Lawson
Timothy Omundson
uvm. - Extras:
-Deleted Scenes
-Psych: The Musical Extended Scene
-Behind the Scenes of Psych: The Musical
-I Know, You Know That I’m No Good with Goodbyes: A Psych Farewell
-Gag Reel
-Montages
-Podcast - Technische Details (DVD)
Video: 1,78:1
Sprachen/Ton:
D, GB: Dolby Digital 5.1
I: Dolby Digital Surround 2.0
Untertitel: D, GB, I - FSK: 12
- Sonstige Informationen:
Produktseite
Ananas.