Die Ereignisse überschlugen sich in der vorhergehenden Staffel regelrecht, und an damit einhergehenden Cliffhangern mangelte es demnach nicht. Das gemeinsame Kind von Captain Sean Renard und Adalind Schade, wurde nach Österreich entführt, Renard wurde angeschossen und befindet sich noch immer in Lebensgefahr. Nick Burkhardt hingegen ist auf einen Zauber des Hexenbiests Adalind Schade hereingefallen, denn dieser gelang es durch Gestaltwandelei, die Gestalt von Nicks herzallerliebster Juliette anzunehmen und ihn so zu verführen. Der Plan, der dahintersteckt, ist offensichtlich: Nick hat seine Grimm-Fähigkeiten verloren. Nick kann von Glück reden, dass Theresa Rubel, kurz “Trubel”, ein weiterer Grimm, inoffiziell zum Team gestoßen ist, denn ohne sie wären so manche Fälle, in welche die serientypischen “Wesen” involviert sind, unlösbar.
Juliette indes hat schwer mit dem Verrat an ihr zu kämpfen, denn wenngleich Nick tatsächlich nicht wusste, dass er mit “Adalind in Juliette-Gestalt” schlief, ist sie zutiefst gekränkt. Nach ein wenig Zeit, auch in der Hoffnung, dass sich ihr Verhältnis zueinander wieder bessert, hilft sie ihm gemeinsam mit dem frisch verheirateten Ehepaar Monroe und Rosalee, seine Grimm-Fähigkeiten zurückzuerlangen, und hierfür muss Nick seinen Mann stehen. Das zeigt Nebenwirkungen – vor allem bei Juliette selbst. Die Welt der Grimms gerät langsam aber sicher aus den Fugen, und auch im Team der Portlander Polizei erweist sich die Zusammenarbeit als immer komplizierter. Denn die Verbrechen in Portland nehmen kein Ende – und ohne das Wissen über Wesen und die Fähigkeiten der Grimms (bei Aufwallungen erkennen sie die Wesen in den Menschen) wäre die Stadt sehr bald in großer Not.
Liest sich chaotisch und ist auch so. In dieser vierten Staffel schienen sich die Macher gedacht zu haben: “Komm, drehen wir die Regler eben alle voll auf”, denn “Grimm” reizt in den neuen 22 Episoden fast sämtliche Extreme neu aus. Bei den CGI-Effekten wurde (gefühlt) so häufig wie noch nie zuvor gemorpht, es gab wohl selten mehr Kampf- und generell Martial-Arts-Szenen, der Humor ist zuweilen ebenfalls unerwartet schrill, es fließt wieder verstärkt Blut, und auch war “Grimm” so soapy wie noch nie. Wie bei jeder Staffel muss man sich erst wieder in das Grimm-Universum hineinfinden, und es ist letztendlich auch dieses Mal wieder so: Anfangs muss man bei manchen Dingen noch scharf einatmen und die Augen mit Blick zur Seite aufreißen, weil man sich denkt: “Ja natürlich!”, “Oh mein Gott!”, “Ist klar…” oder “Ist das kitschig!” – und nach dem ersten Staffeldrittel hat man sich einmal mehr eingegroovt, sich mit dieser besonderen Art der Überzeichnung arrangiert und schlussendlich angefreundet.
In dramaturgischer Hinsicht hat man die losen Fäden der vorherigen Season geschickt aufgegriffen, weitergesponnen und neue Fadenenden zum Staffelende liegenlassen (selbstverständlich wieder mit hundsgemeinen Cliffhangern), und rund um die “Fälle der Woche” hat man eine wunderbar komplexe, vielschichtige Story erschaffen, bei denen keine der Hauptfiguren (Nick, Monroe, Juliet, Rosalee, Adalind, Hank, Wu, Renard) erzählerisch zu kurz kommt.
Wer “Grimm” bereits früher belächelt hat, wird die Serie weiterhin belächeln – hier handelt es sich schlichtweg um eine visuell sehr ausdrucksstarke Serie, die bewusst mit Überzeichnung kokettiert. Beim Betrachten der einzelnen Wesen in ihren Aufwallungsmomenten ereilt den Zuschauer nicht selten ein Schmunzeln, denn manchmal sehen diese Wesen nicht unbedingt furchteinflößend aus, sondern gerne auch mal potthässlich bis niedlich oder albern. Doch das liegt nicht an der Qualität, die das CGI-Team hier abliefert, denn die ist erstklassig. Es sind einfach die Gestalten selbst, die die Wirkung erzielen, und zwar voll beabsichtigt.
Letztendlich ist “Grimm” exzellentes Serien-Popcornkino auf erzählerisch hohem, aber verständlichem Niveau. Straight to the point sozusagen, ohne jemals plump zu sein. Der Zuschauer wird von zahlreichen parallel verlaufenden Ereignissen bombardiert, die er allesamt erfassen kann, weil die Serie zwar stets anspruchsvoll ist, jedoch nicht künstlich intellektualisiert wird. Und das wird womöglich auch das Erfolgsrezept dieser Produktion sein.
Nach dem Genuss der vierten Staffel empfiehlt es sich, auch das reichhaltig vorhandene Bonusmaterial zu sichten, denn neben einer Highlightpräsentation und einem Gag-Reel finden sich über 30 Minuten gelöschte Szenen auf der sechsten DVD wieder, die hier und dort für ein wenig mehr Aufschluss sorgen.
Cover & Pics © Universal Pictures Home Entertainment
Wertung: 13/15 dpt
- Titel: Grimm
- Originaltitel: Grimm
- Staffel: 4
- Episoden: 22
- Produktionsland und -jahr: USA, 2015
- Genre:
Crime, Mystery
- Erschienen: 14.01.2016
- Label: Universal Pictures Home Entertainment
- Spielzeit:
902 Minuten auf 6 DVDs
946 Minuten auf 5 Blu-Rays - Darsteller:
David Giuntoli
Silas Weir Mitchell
Bitsie Tulloch
Reggie Lee
Sasha Roiz
Russell Hornsby
Claire Coffee
Bree Turner
- Extras:
Deleted Scenes
Gag Reel
Behind the Scenes
Set Tour mit Jacqueline Toboni
Interaktiver Wegweiser durch die verschiedenen Kreaturen der Serie (nur Blu-ray) - Technische Details (DVD)
Video: 16:9 (1,78:1)
Sprachen/Ton: D, GB (DD 5.1)
Untertitel: D, GB
- Technische Details (Blu-Ray)
Video: 16:9 in Full HD/24
Sprachen/Ton:
D (DTS Digital Surround 5.1)
GB (DTS MA 5.1)
Untertitel: D, GB
- FSK: 16
- Sonstige Informationen:
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