Am 24. und 25. Oktober war es soweit. Die erste deutsche Doctor Who-Convention hat in Kassel stattgefunden. Zu dieser kamen nicht nur Darsteller aus den neuen Folgen, sondern auch aus “Classic-Who”, Autoren, Synchronregisseure und Sprecher, der Doctor Who-Podcast sowie die Geschäftsführer von Big Finish. Dies ist nicht nur die erste Convention von Doctor Who gewesen, sondern auch meine persönliche erste Convention. Deshalb habe ich mich auch schon riesig darauf gefreut (na ja, zwei Wochen – ich hatte Glück und konnte mir so spät noch eine Karte sichern).
Das Programm war voller interessanter Panels sowie Möglichkeiten für Autogramme und Fotoshoots mit den Stargästen. Außerdem gab es einen riesigen Raum voller Verkaufsstände, an denen alles verkauft wurde, was das Herz eines Fans höher schlagen lässt. Ich war leider nur am Samstag dort, doch es war ein unglaubliches Erlebnis.
Nach einer großen Eröffnung um 10:30 Uhr ging es um 11:00 Uhr gleich mit dem ersten Panel los. Nicola Bryant, Fans eher bekannt als Companion “Peri Brown”, die den 5. und 6. Doctor begleitete sowie Terry Molloy, der Darsteller von “Davros”, wurden vom Publikum ausgefragt. Man hat erfahren, wie sie zu ihrer Rolle kam und bekam von einem besonders amüsanten Erlebnis mit einem nackten Deutschen an ihrem ersten Drehtag zu hören. Molloy erzähle von seiner Geschichte und wie er bei Doctor Who landete. Niedlich bei alledem war, dass er die ganze Zeit mit seinem Teddy “Monty” herumgelaufen ist – weil er ihn als Kind nicht immer gut behandelt hat, nimmt er ihn jetzt mit auf Conventions und zeigt ihm so die Welt.
Im nächsten Panel folgten Andrew Cartmel und Terrance Dicks, die als Script Editoren gearbeitet haben. Über dieses Panel kann ich leider nichts schreiben, da ich zu dieser Zeit mein Geld für Merchandiseprodukte ausgeben musste. Als Ausbeute habe ich einen der coolen Häkel-Daleks, eine “Don’t-Blink-Tasse” und einen Tardis Schlüsselanhänger mit nach Hause genommen.
Von 13:00 Uhr bis 15:00 Uhr hat man mehr über die Hörspiele von Big Finsh erfahren. Kolja Dimmek, Teil des Whocasts, hat eine Spitzen-Einführung gegeben, sodass jeder – auch ich, die bisher noch kein einziges Who-Hörspiel gehört hat – einen guten Überblick bekommen hat. Man bekam ein prima Übersicht über die Entwicklung geboten und weiß nun auch, dass Moffat auch hier (wenn auch unbewusst) Schuld am Namen trägt. Er hat berichtet, wie er die Hörbücher entdeckt hat und dass er große Angst vor dem “Holy Terror” hat.
Danach haben die Sprecher und Stars der Serie über ihre Rollen und den Unterschied zwischen der Serie und den Hörspielen gesprochen – und dass eben nicht alles “Kanon”, also übereinstimmend, sei. So finden sich bei den Hörspielen viele Geschichten, die der Serie widersprechen. Besonders durch diese Hörspiele habe die Serie aber die lange Pause von 1996 bis 2005 überlebt, und viele Classics werden auch heute noch weiter produziert. So gibt es neben den alten Hörspielserien auch einige neue wie zu UNIT – oder ganz neu mit Doctor Nummer 10 und Donna.
Bei dem Panel mit Kai Taschner und Michael Schwarzmaier wurde über die Schwierigkeit, ein gutes Synchrondrehbuch zu schreiben und fünf Doctoren auf einmal die Stimme zu leihen, geredet. Besonders amüsant war die Diskussion über die Übersetzung des englischen “you” . Dadurch, dass das Wort “du” und “sie” bedeutet, birgt es große Schwierigkeiten, die in der Serie und auch in Filmen sehr verwirrend sein können.
Als nächstes kam der wohl am meisten erwartete Gast, Paul McGann. Er stellte den Doctor 1996er TV-Film dar und hatte einen weiteren kurzen Auftritt im Prequel zum 50. Jahrestag der Serie. Er hat über die Erlebnisse, den Doctor nach 15 Jahren noch einmal darzustellen, erzählt. Leider konnte er nicht dazu überredet werden, ein Lied zu singen, wie er es bereits bei einer anderen Convention getan hat, und auch die Rede des 12. Doctors (vom Ende der 8. Staffel) hat er auf Sonntag verschoben.
Das für Samstag vorletzte Panel war mit Catrin Stewart, “Jenny Flint” aus NewWho. Sie hat zwar erst in wenigen Folgen mitgespielt, aber ist mit der Paternostergang zu einer sehr beliebten Figur geworden. Hier ist sie jedoch froh, dass sie lange schlafen kann und nicht schon um 4:30 Uhr wie Neve McIntosh (Madame Vastra) und Dan Starkey (Strax) in die Maske muss. Sie wurde zu ihren Erlebnissen auf der Theaterbühne befragt und erzählte von Streichen, die ihr dort gespielt wurden. Auch gab sie an, dass sie, bevor sie die Rolle bekommen hatte, keine Folge geschaut habe. Erst nach der Zusage habe sie eine Folge geschaut, um sich vorzubereiten, und im Verlauf die Folgen, in denen sie mitgespielt hat. Es war amüsant, wie sie sich im Laufe des Panels immer wieder dafür entschuldigt hat.
Den Abschluss machte Toby Hadoke, der Schauspieler, Moderator und Comedian ist. Er ist in Großbritannien fast jedem Doctor Who-Fan bekannt. Bekanntheit hat er durch die Shows “Moth ate my Doctor Who Scarf” und “My Stepson Stole my Sonic Srewdriver” erlangt. Mit seinem Programm brachte er den ganzen Saal zum Lachen und hat auch die Classic Who für Nichtkenner wunderbar witzig dargestellt.
Wer wollte, hat sich auch ein Ticket für das Dinner mit den Stars gesichert, was im Anschluss noch im Hotel Reiss stattgefunden hat oder ist auf die Afterparty im “Arm” gegangen, die von der Bad Wolf Corporation veranstaltet wurde.
Alle Stars waren äußerst nett und haben sich einfach unter die Fans begeben. Gerade diese Nähe hat es noch mal zu etwas Besonderem werden lassen. Dies lag aber auch vor allem an der “kleinen” Größe von nur 600 Besuchern. Man hat sie einfach ansprechen und sich bestens unterhalten können. Auch bei den Autogrammen waren sie stets freundlich.
Aber wenn der Doctor schon mal in Deutschland landet, dann natürlich nur mit der TARDIS, die man in unterschiedlichen Größen nicht nur auf der Bühne gesehen hat. Und es wäre nicht Doctor Who, wenn es nicht eine TARDIS in Originalgröße zum Betreten gegeben hätte, von der auch ich unbedingt ein Foto machen musste.
Ebenso wie die TARDIS gehören auch die Monster und Aliens zurr Serie, die als Figuren anwesend waren. Wie ein Ood, ein Silent, Roboterhund K-9 und natürlich der Feind des Doctors: drei bunte Daleks. Auch wenn das Innere der TARDIS nicht in das Modell passte, so stand das Steuerpult mit Knöpfchen, Schaltern und Rädchen zum Spielen in der Ecke.
Wie bei jeder Convention gab es auch hier zahlreiche Cosplayer, die bereits am Samstag im Kostüm kamen. Ein Cosplay-Wettbewerb hat zusätzlich am Sonntag stattgefunden. Der 10. und 11. Doctor waren wie Rose und die TARDIS sehr oft vertreten. Viele sind auch nur mit Tom Bakers buntenm Schal, in Fan-Shirt oder mit Fliege und Fez über die Con marschiert. Jedoch hat man auch Missy, Tasha Lem, Ace, weitere Doctoren, Captain Jack Harkness, Amy, Rory sowie weinende Engel und Daleks gesehen. Auch das Alter ging von einem Jahr bis über 60.
Viele waren zu Beginn des Projekts skeptisch, dass drei Personen so etwas Großes über Crowdfunding auf die Beine stellen können. Das Ziel von 35.000 € war innerhalb kürzester zeit erreicht und auch die Tickets sehr schnell verkauft. Es hat sich gezeigt, dass Doctor Who mittlerweile auch in Deutschland von einem breiten Publikum gesehen wird und eine große Fanbasis aufweist. So kann man sich auch schon auf nächstes Jahr freuen, wenn der Doktor wieder auf Kassel zusteuert.
Alles in allem war es ein unglaubliches Erlebnis, besonders durch die brillante Führung durch die Panels und die positive Stimmung, die sowohl von den Veranstaltern als auch von den Stars ausgegangen war. Man hat gesehen, dass alle Spaß an der Veranstaltung hatten. Besonders war ich aber über die Preise für Essen und Getränke überrascht, die ich mir um einiges teurer vorgestellt hatte. So kann ich nächstes Jahr kaum abwarten und nur jedem Fan empfehlen, mit dem Sparen anzufangen – es gibt einfach zu viel, was man sich kaufen möchte.
Neidisch bin ich ja auf den, der beim Crowdfunding die begehbare TARDIS erworben hat. 1.000 € sind zwar kein Schnäppchen, aber welcher Fan würde sie denn nicht gerne in der Wohnung stehen haben?
Deutsche Zuschauer können sich schon auf den 5. Dezember dieses Jahres freuen, denn dann startet die Ausstrahlung der neunten Staffel bei Fox. In Großbritannien läuft sie bereits seit dem 21. September auf BBC.
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Fotos © Pauline Papenbrock